Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Anastasija 04 - Tod und ein bisschen Liebe

Anastasija 04 - Tod und ein bisschen Liebe

Titel: Anastasija 04 - Tod und ein bisschen Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
Vom Netzwerk:
schließlich habe ich ab Montag Urlaub.«
    »Du schwindelst schon wieder, Nastja«, sagte der Stiefvater mißmutig. »Während wir hier saßen, hast du mindestens zehnmal zum öffentlichen Telefon geschielt. Soll ich dir eine Münze geben?«
    »Ich habe selbst eine.«
    »Dann ruf an, mach schnell, damit wir wieder hineingehen können. Es ist unhöflich, für so lange Zeit zu verschwinden.«
    Nastja küßte ihren Stiefvater dankbar auf die Wange und wählte die Nummer der Standesamtsleiterin.
    »Wie sieht es aus?« frage sie ohne Umschweife, nachdem man Korotkow zum Telefon geholt hatte.
    »Nichts Neues«, antwortete dieser verdrießlich. »Wir haben diesen Schewzow, den Fotografen, gehen lassen. Er will bis zum Abend die Aufnahmen entwickeln, die er gemacht hat. Vielleicht entdecken wir auf den Fotos etwas. Im Moment überprüfen wir alle anwesenden Personen auf mögliche Verbindungen zum Opfer und zu Artjuchin. Eine Waffe konnten wir bis jetzt nicht finden. Kein Zuckerlecken hier. Wir können die Leute nicht ewig festhalten, alle werden irgendwo erwartet. Wir müssen sie gehen lassen.«
    »Keine einzige verdächtige Person?«
    »Nein. Nur Brautpaare, ihre Verwandten, Freunde und Trauzeugen.«
    »Das heißt, daß er entkommen ist.«
    »Ja, das heißt es wohl«, bestätigte Korotkow mit trauriger Stimme. »Und wie ist deine Feier?«
    »Ich bekomme keinen Bissen hinunter. Aber genug jetzt, mach es gut!«
    Sie kehrten ins Restaurant zurück, Dascha und Alexander tauschten gerade einen der obligatorischen Küsse, die auf Trinksprüche folgen, und Nastja fing sofort einen fragenden Blick von Tschistjakow auf.
    »Wie sieht es aus?« fragte er leise, mit denselben Worten, mit denen Nastja sich eben bei Korotkow nach dem Stand der Dinge erkundigt hatte.
    »Wo?«
    »Du hast doch eben telefoniert.«
    »Wie hast du das erraten?«
    »Ich kenne dich doch«, sagte Tschistjakow in neckendem Tonfall, »mir kannst du nichts vormachen. Ich bin ein Mensch mit einer normalen Psyche, mich regt es nicht auf, wenn jemand seine Arbeit ernst nimmt. Vielleicht liebe ich dich sogar genau dafür.«
    »Ja? Und ich liebe dich für etwas anderes.«
    »Tatsächlich? Wofür denn?«
    »Dafür, daß du mich kennst und dich nicht aufregst. Laß uns anstoßen!«
    »Ich muß noch Auto fahren.«
    »Heb einfach nur dein Glas. Ich möchte etwas sagen.«
    Nastja erhob sich entschieden von ihrem Platz und nahm ihr Glas in die Hand.
    »Darf ich ein paar Worte sagen? Diejenigen, die mich kennen, wundern sich wahrscheinlich darüber, daß Ljoscha und ich uns zur Heirat entschlossen haben. Dazu möchte ich etwas sagen, um Mißverständnissen und falschen Vermutungen vorzubeugen. Ich habe lange Zeit nicht gewußt, daß ich Ljoscha liebe. Ich habe einfach gedacht, daß er ein sehr guter Mensch ist und daß ich an ihm hänge. Aber eines Tages habe ich plötzlich verstanden, daß er für mich der einzige Mann auf der Welt ist und daß ich ihn liebe. Daraufhin sind wir sofort zum Standesamt gelaufen und haben das Aufgebot bestellt. Das war’s.«
    »Das war es noch nicht«, ließ Pawel Iwanowitsch vom anderen Ende des Tisches verlauten. »Jetzt müßt ihr euch küssen. Auf das Brautpaar!«
    »Auf das Brautpaar!« stimmten die anderen ein.
    * * *
    Schwarz und weiß, weiß und schwarz. Braut und Bräutigam, Bräutigam und Braut. . . O mein Gott, wie ich sie alle hasse!
    Ich hasse alles Schwarze, weil das Schwarze das Böse ist.
    Ich hasse alles Weiße, weil das Weiße mich verschmäht hat.
    Ich werde Schwarz tragen und euch anschauen in euren weißen Festgewändern, wenn ihr euch vergnügt, weit entfernt von mir. Ihr werdet mir niemals nahekommen.
    Denn ihr habt mich verschmäht. . .
    * * *
    Sie kamen zeitig nach Hause zurück, es war noch nicht einmal sieben Uhr abends. Als erstes zog Nastja das Kostüm aus und schlüpfte in ihren bequemen Morgenmantel. Es war ihr immer ein Greuel, wenn sie »anständige« Kleider und Schuhe mit hohen Absätzen tragen mußte. Nur in Jeans, Pullovern und Turnschuhen fühlte sie sich wohl.
    Ihre innere Unruhe ließ nicht nach, es gelang ihr nicht, sich auf die einfachsten praktischen Dinge zu konzentrieren. Sollte sie ein Abendessen zubereiten, oder genügte das, was sie im Restaurant gegessen hatten, bis zum nächsten Morgen? Sollte sie für den nächsten Tag Gäste einladen oder sich über diesen Brauch hinwegsetzen? Wo war die Zeitung mit dem Fernsehprogramm?
    Im Restaurant, in Anwesenheit der Eltern und Gäste, war es ihr gelungen,

Weitere Kostenlose Bücher