Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Anastasija 04 - Tod und ein bisschen Liebe

Anastasija 04 - Tod und ein bisschen Liebe

Titel: Anastasija 04 - Tod und ein bisschen Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
Vom Netzwerk:
an.
    »Du darfst wahrscheinlich auch das nicht, oder?«
    Anton schüttelte den Kopf.
    »Nein, ich darf auch das nicht. Aber du kannst ruhig trinken, es macht mir nichts aus.«
    »Bist du sicher?« fragte Nikolaj erfreut. »Irgendwie ist es ja peinlich. Ich trinke, und du schaust zu.«
    »Ich schaue schon mein ganzes Leben zu, wie die andern trinken, wie sie Nächte durchtanzen und sich mit den Mädchen amüsieren. Ich bin es gewohnt.«
    »Und du läßt dich nie hinreißen?«
    »Ich habe Angst«, gab Schewzow zu. »Nur das Rauchen kann ich nicht lassen, ich schaffe es einfach nicht. Aber ansonsten enthalte ich mich. Ich möchte noch eine Weile leben.«
    »Sehr vernünftig«, stimmte Nikolaj zu, während er sein Glas mit Cognac füllte. »Auf dein Wohl.«
    Er kippte die durchsichtige hellbraune Flüssigkeit in einem Zug hinunter und fing einen verwunderten Blick seines Gastes auf.
    »Warum siehst du mich so an? Denkst du, ich bin ein Säufer?«
    Anton zuckte mit den Schultern und nahm einen vorsichtigen Schluck von dem heißen, dampfenden Tee.
    »Lebst du allein?« fragte er, anstatt zu antworten.
    »Ja. Meine Frau hat mich sitzenlassen. Es war ihr zu anstrengend, mit einem Milizionär verheiratet zu sein.«
    Selujanow goß sich schnell noch ein zweites Glas ein und kippte es genauso hastig hinunter wie das erste.
    »Und wie steht es mit dir? Bist du verheiratet?«
    »Nein, noch nicht«, lächelte Anton.
    »Hast du es vor?«
    »Vorläufig nicht.«
    »Warum nicht? Worauf wartest du?«
    »Ich muß erst die materielle Basis schaffen«, scherzte der Fotograf. »Stell dir vor, ich heirate, wir bekommen ein Kind, und dann versagt mein Herz. Meine Frau hat schließlich damit gerechnet, daß wir lange Zusammenleben werden, daß ich mit ihr zusammen dafür sorgen werde, daß aus unserem Kind etwas wird, aber dann sterbe ich plötzlich und überlasse sie und das Kind ihrem Schicksal. Es würde so sein, als hätte ich sie betrogen und verraten. Deshalb muß ich Vorsorgen, damit sie keine Not leiden, wenigstens am Anfang nicht.«
    »Jetzt mach mal halblang! Du beerdigst dich ja vor deinem Tod. Vielleicht wirst du siebzig Jahre alt.«
    »Vielleicht«, stimmte Anton zu. »Vielleicht aber auch nicht. Wenn ich heirate, dann muß ich wissen, daß ich mir um meine Familie keine Sorgen machen muß. Für dich klingt das wahrscheinlich seltsam, aber Herzkranke haben eine besondere Psyche. Das wirst du nicht verstehen.«
    »Mag sein, nimm es mir nicht übel. Und schau mich nicht so entsetzt an, ich werde nichts mehr trinken. Jeden Abend drei Gläser, das ist meine Norm. Nicht mehr und nicht weniger. Und jetzt räume ich die Flasche weg, sieh her. Schluß.«
    Nikolaj stellte die Flasche tatsächlich in den Schrank zurück, sein Gesicht hatte sich aufgehellt, er sah jetzt entspannt aus, seine Augen glänzten.
    »Ich wollte noch einmal über den Diebstahl in eurem Fotolabor mit dir sprechen, Anton. Mir scheint, daß ihr dort nicht mehr als ein Spielzeugschloß an der Tür habt.«
    »Wer sollte denn Interesse haben an unseren Fotos und Filmen? Wir schließen dort nie etwas ab. Weißt du, jeder von uns kauft sich seine Kamera selbst, für sein eigenes Geld, so ist das in unserem Beruf, wir müssen die Kameras selbst warten und für die Reparaturen bezahlen, deshalb geben wir sie nie aus der Hand. Außerdem weiß man nie, was passiert, wenn man unterwegs ist, man ist ja immer hinter dem ›heißen‹ Foto her, deshalb trennen wir uns nur selten von unseren Kameras. Aber wenn jemand seine Apparatur tatsächlich einmal im Labor läßt, dann schließt er sie im Safe ein und versiegelt das Schloß. Alles andere liegt offen herum. Jeder kann das Labor jederzeit betreten und sich bedienen, das ist bei uns nicht verboten.«
    »Das nenne ich Ordnung«, sagte Nikolaj kopfschüttelnd.
    »Aber es gibt dort überhaupt nichts Geheimes . . .«
    »Und doch hat man euch bestohlen. Ist außer deinen Filmen noch etwas verschwunden?«
    »Die Jungs sagen, daß noch zwei Filme fehlen, aber sie sind genauso harmlos wie meine. Der eine stammt vom letzten Jahr, Aufnahmen vom Moskauer Komsomolzentag, der andere ist ganz frisch, der Kollege hat bei einer Pressekonferenz in der Hauptverwaltung für Innere Angelegenheiten fotografiert. Vielleicht hat der Einbrecher genau diesen Film gesucht, auf dem ist eure ganze Obrigkeit abgebildet. Könnte das sein?«
    »Alles kann sein, Anton. Laß uns mal schauen gehen, was aus unseren Fotos geworden ist.«
    Vorsichtig nahmen sie die

Weitere Kostenlose Bücher