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Anastasija 04 - Tod und ein bisschen Liebe

Anastasija 04 - Tod und ein bisschen Liebe

Titel: Anastasija 04 - Tod und ein bisschen Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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wollte sie wieder hier leben, wenn ihr Arbeitsvertrag in Schweden auslief und sie nach Hause zurückkehren mußte? Das Leben in Rußland veränderte sich so schnell. . .
    Endlich neigte sich dieser lange, schwere Tag seinem Ende zu. Der müde, erschöpfte Leonid Petrowitsch holte seine Frau ab und fuhr mit ihr nach Hause. Nastja spülte das Geschirr ab und stellte sich danach eine Viertelstunde unter die heiße Dusche, um sich zu entspannen. Aber selbst unter dem heißen Wasserstrahl blieb ein unangenehmes Frösteln in ihr.
    Sie stieg aus der Wanne, ohne das Wasser abzustellen, wickelte sich in ein Badetuch und ging in die Küche. Ohne auf Ljoscha zu achten, der am Tisch saß und Patiencen legte, holte sie ein großes Glas und eine Flasche Martini aus dem Schrank, goß sich kräftig ein und leerte das Glas in einem Zug. Sie ignorierte den verwunderten Blick ihres Mannes und stellte das Glas wortlos in die Spüle und die Flasche zurück in den Schrank. Dann ging sie zurück ins Bad und stellte sich erneut unter die Dusche. Nach ein paar Minuten wurde ihr besser, der Krampf in den Muskeln löste sich, ihr wurde warm.
    Sie trocknete sich sorgfältig mit dem großen, dicken Badetuch ab, schlüpfte in ihren Morgenmantel und ging hinüber ins Zimmer. Sie stellte den Fernseher an und schaltete ihn nach kurzer Zeit angewidert wieder ab. »Laß uns am Abend fröhlich sterben, laß uns in Dekadenz verderben«, sang auf einem Programm ein Typ mit verlebten, übersättigten Gesichtszügen. Auf dem anderen Programm lief die übliche Seifenoper. Auf dem dritten Fußball. Auf dem vierten etwas völlig Unsägliches mit einem sich verbiegenden, zotteligen Showmaster.
    Du lieber Gott, Mama, du hast keine Ahnung, wie wir hier leben, dachte sie, während sie das Sofa aufklappte und das Bettzeug aus dem Bettkasten holte. Du hast keine Ahnung, was hier los ist. Du legst an die Menschen hier Maßstäbe an, die nur für irgendwelche sagenhaften Helden und romantischen Prinzen tauglich sind. Mir gefällt nicht, was im Fernsehen gezeigt wird, aber wenn es dennoch gezeigt wird, und zwar auf allen Kanälen, dann bedeutet das, daß es der Mehrheit der anderen gefällt. Unser Land besteht also in der Mehrheit aus Menschen, denen dieser zottelige Idiot mit seinen albernen Witzen gefällt, diese endlosen Werbespots, nach denen man sich aufhängen möchte. So sind wir jetzt, Mama, böse und stumpfsinnig, und du hörst nicht auf, uns an den christlichen Maßstäben von Gut und Böse zu messen. Wahrscheinlich werden wir einander nie mehr verstehen. Wir haben uns weit voneinander entfernt und sind uns fremd geworden.
    Sie zog ihren Morgenmantel aus, löschte das Licht, schlüpfte unter die Decke und begann, bitterlich zu weinen.

NEUNTES KAPITEL
    Valerij Turbin brachte Elja bis zur Wohnungstür und sah dem Mädchen fragend in die Augen. Nein, sie machte keine Anstalten, ihn hereinzubitten, das war nach der Begegnung mit Marat zu erwarten gewesen. Nur wegen eines dummen Zwischenfalls war ihre Hochzeit vor einer Woche geplatzt, aber sie behandelte ihn nicht wie ihren zukünftigen Ehemann, nein, ihm wurde wieder die Rolle des Verehrers zugewiesen, der ihr den Hof machte. Warum war das so? Warum?
    »Wann sehe ich dich wieder?« fragte er, während Elja bereits die Schlüssel aus der Handtasche holte.
    »Wahrscheinlich morgen«, sagte sie leise.
    »Ist etwas mit dir?«
    »Nein, es ist alles in Ordnung.«
    »Ich weiß, du nimmst dir immer noch zu Herzen, was dieser Schurke gestern alles dahergeredet hat. Elja, meine Liebste, ich bin nicht eifersüchtig, ich werde dir nie einen Vorwurf machen, ich schwöre es dir. Vergiß das alles!«
    »Also hatte Marat recht«, sagte das Mädchen nachdenklich und verschwand in der Wohnung.
    Er schlug wütend mit der Faust gegen die Wand. Warum hatte er so viel Pech? Alles war so glatt gelaufen, so problemlos, und dann dieser blödsinnige Mord, an dem alles gescheitert war. Zuerst wurde die Hochzeit verschoben, und nun auch noch dieser Marat mit seinem Geld und seinen Millionärsallüren.
    Also hatte Marat recht . . . Natürlich hatte er recht, zum Teufel, und wie recht er hatte, hundert- und tausendfach recht! Er hatte nur die Wahrheit gesagt, und der konnte man nichts entgegensetzen. Er, Turbin, hatte keine Argumente gegen ihn gehabt, und deshalb hatte er gestern auf der Datscha auch so eine klägliche Figur abgegeben.
    Valerij erinnerte sich daran, wie er zum ersten Mal mit einer Frau geschlafen hatte. Er wußte damals

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