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Anastasija 05 - Die Stunde des Henkers

Anastasija 05 - Die Stunde des Henkers

Titel: Anastasija 05 - Die Stunde des Henkers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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eine untergeordnete Arbeitskraft. Deshalb sollten Sie keinen Unsinn reden und mich nicht als hohen Chef und sich selbst als kleine Untergebene bezeichnen. Ich weiß von Gordejew, dass man Sie nicht zwingen kann, etwas zu tun, was Sie nicht tun wollen, Sie lassen sich nichts befehlen. Das gehört sich zwar nicht für einen Offizier, und ich habe nicht vor, Sie dafür zu loben, aber darüber soll sich Ihr Chef den Kopf zerbrechen. Was mich angeht, so möchte ich nur nicht, dass Sie etwas tun, was Ihnen gegen den Strich geht. Deshalb frage ich Sie, welche Aufgabe Sie innerhalb des Teams gern übernehmen würden.«
    Nastja lächelte leise und musste sich dabei beherrschen, um nicht in lautes Gelächter auszubrechen. Schließlich hielt sie es nicht mehr aus und lachte doch.
    »Sie haben mich ganz schön eingewickelt, Alexander Semjonowitsch. Zuerst haben Sie mir einen süßen Kuchen in Form rätselhafter Verbrechen vor die Nase gehalten, dann haben Sie mir eine Menge Komplimente gemacht, und beiläufig haben Sie mich wissen lassen, dass Sie in keiner Weise Vorhaben, Druck auf mich auszuüben und mich in meiner Freiheit einzuschränken. Und nun bin ich ganz in Ihrer Macht.«
    »Heißt das, Sie sind einverstanden?«
    »Ich habe doch keine andere Wahl mehr, Alexander Semjonowitsch. Natürlich bin ich einverstanden. Ich möchte die Personalakten sämtlicher Mitarbeiter aus den Regionen überprüfen, in denen die Serienmorde begangen wurden. Das soll mein Anteil an der Sache sein.«
    »Wollen Sie sich diese Sisyphusarbeit wirklich antun? Stellen Sie lieber eine Liste von Fragen zusammen, und ich gebe sie zur Klärung an eine Hilfskraft weiter. Sie sollten eine kreativere Aufgabe übernehmen.«
    »Sie haben mich nicht verstanden, Alexander Semjonowitsch«, seufzte Nastja. »Eine Hilfskraft könnte niemals das tun, was in diesem Fall nötig ist.«
    »Sind Sie von vornherein von der Unzuverlässigkeit einer Hilfskraft überzeugt?«, fragte Konowalow mit hoch gezogenen Augenbrauen, und zum ersten Mal während des ganzen Gesprächs war Gereiztheit in seiner Stimme zu hören.
    »Es könnte die zuverlässigste Person der Welt sein, das würde trotzdem nichts bringen. Auch die langweiligste und ödeste Arbeit wird zum Fest, wenn man eine eigene Idee verfolgt und überprüfen will, ob sie stimmt. Während eine Hilfskraft nur auf Namen, Dienstgrade und Nummern starrt. Sie erfüllt nur die dumme Anweisung irgendeines dummen Chefs, der der Bitte irgendeiner dummen Kamenskaja nachkommt.«
    »In Ordnung. Man hat mich darauf vorbereitet, dass Sie sehr scharf und grob sein können. Aber zumindest besitzen Sie Überzeugungskraft. Welche Unterlagen soll ich Ihnen besorgen?«
    Nastja zählte rasch alles auf, was sie an Informationen benötigte. »Außerdem brauche ich die Telefonnummern von Mitarbeitern in diesen Regionen, die ich Tag und Nacht anrufen und denen ich jede beliebige Frage stellen kann.«
    »In den nächsten Tagen werden Sie alles bekommen«, versprach Konowalow und verabschiedete sich von Nastja. »Grüßen Sie Gordejew von mir.«
    Nastja beschloss, noch einmal ins Büro zu fahren, obwohl es bereits spät war. Gordejew war auf seinem Platz, durch die Tür seines Büros hörte man seine laute, gereizte Stimme, er schimpfte mit jemandem am Telefon. Nastja öffnete vorsichtig die Tür und steckte ihren Kopf durch den Spalt. Außer Gordejew erblickte sie zu ihrem Erstaunen Jura Korotkow.
    »Komm herein«, flüsterte Jura ihr zu. »Wir haben Neuigkeiten. Du auch?«
    »Ja, ich auch, aber nicht in unseren Angelegenheiten. Knüppelchen hat mich als Sklavin verkauft.«
    »An wen?«
    »An unser geliebtes Hauptkomitee, an Konowalow.«
    »Für lange Zeit?«
    »Das wird sich zeigen. Aber das bedeutet nicht, dass ich hier ausfalle. Du kennst ja die Psychologie unserer Vorgesetzten. Das Wichtigste müsst ihr in eurer Arbeitszeit machen, das Zweitwichtigste in eurer Freizeit. Und alles andere könnt ihr machen, wann ihr wollt, es muss nur getan werden. Und was gibt es Neues bei uns?«
    »Man hat den Grauhaarigen identifiziert.«
    »Nicht möglich!«
    »Doch, es ist möglich. Hörst du, wie Knüppelchen mit den Kollegen aus der Kreisverwaltung schimpft? Die haben genaue Anweisungen dafür, was sie tun müssen, wenn eine Leiche ohne Papiere gefunden wird. Und wir beide sitzen schön brav hier in der Petrowka und warten, bis diese Anweisungen erfüllt werden. Aber heute hat sich herausgestellt, dass sie nicht im Traum daran gedacht haben, etwas zu

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