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Anastasija 05 - Die Stunde des Henkers

Anastasija 05 - Die Stunde des Henkers

Titel: Anastasija 05 - Die Stunde des Henkers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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geworfen?«
    »Nein«, sagte Nastja lächelnd. »Ich habe nicht viele Tassen und schone sie.«
    »Dann hast du deine Unterlagen in kleine Fetzen gerissen.«
    »In große«, korrigierte sie. »Das habe ich tatsächlich gemacht.«
    »Hast du dich inzwischen beruhigt?«
    »Natürlich. Jetzt brüte ich neue Ideen aus. Mich packt die Wut, wenn ich daran denke, dass dieser Henker irgendwo direkt vor unserer Nase sein Unwesen treibt. Ich bin eigentlich sicher, dass ich mich hinsichtlich der von ihm ausgewählten Regionen nicht geirrt habe. Sofern er einen weiteren Mord vorhat, wird er ihn in einer der drei Regionen begehen, die noch übrig geblieben sind. Hinsichtlich des Personenkreises, in dem seine potenziellen Opfer zu suchen sind, habe ich mich ganz offensichtlich geirrt, aber wenigstens die potenziellen Tatorte sind mir jetzt bekannt.«
    »Hast du etwa Mitleid mit den Opfern des Henkers? Mit dieser Bestie, die elf Kinder ermordet hat, mit dieser Kreatur, die junge Mädchen umbringt? Ich erkenne dich nicht wieder, Kindchen. Soll dieser Henker sie doch alle aus der Welt schaffen, dann wird die Luft reiner.«
    Gordejews Augen blitzten listig, er sagte absichtlich so unprofessionelle, unverzeihliche Dummheiten, um Nastja zu provozieren. Nastja wusste, dass Gordejew scherzte, aber sie ließ sich auf das Spiel ein.
    »Soll er ruhig machen, ich habe nichts dagegen«, sagte sie. »Aber finden müssen wir ihn schließlich trotzdem, oder? Wir müssen es schon deshalb, um ihn zu fragen, woher er das weiß, was wir seit drei Jahren nicht herausfinden können.« Sie wurde plötzlich ernst. »Ich habe eben etwas sehr Kluges gesagt, ohne es selbst zu merken.«
    »Was denn? Ich habe nichts Kluges gehört.«
    »Warum bringt dieser Mann die Leute erst jetzt um, und zwar alle auf einmal? Sämtliche Verbrechen liegen schon zweieinhalb bis drei Jahre zurück. In etwa jedenfalls. Wann hat er erfahren, wer die Täter waren? Drücke ich mich verständlich aus?«
    »Nicht besonders. Du bist aufgeregt, Kindchen. Beruhige dich und fange ganz von vorn an.«
    »Also gut, von Anfang an. Sofern meine Recherchen stimmen, sind seit dem letzten Mord zweieinhalb Jahre vergangen. Die Frage ist, wann der Henker erfahren hat, wer diesen und die anderen Morde begangen hat. Warum bringt er die Täter erst jetzt um? Wahrscheinlich weiß er erst seit kurzem, wer sie sind. Hätte er sie nach und nach gefunden, hätte er sie dann nicht auch nach und nach umgebracht? Oder war es irgendein anderer, der die Fakten so lange gesammelt und auf bewahrt hat, um sie jetzt dem Henker alle auf einmal zu präsentieren? Vielleicht haben wir es ja mit einem Henker zu tun, der im Auftrag handelt. Ich verstehe nur nicht, warum diese Fakten nicht an die Miliz weitergeleitet wurden. Sollte dieser Henker oder sein Auftraggeber uns so abgrundtief hassen?«
    »Vielleicht hat er es ja versucht, aber man hat ihm gesagt, dass seine Indizien nicht ausreichen.«
    »Aber er fand sie ausreichend, und allem Anschein nach hat er sich ja auch nicht geirrt. Wie dem auch sei, hier liegt irgendwie der Hund begraben, Viktor Alexejewitsch. Es hat etwas zu bedeuten, dass der Henker seine Opfer praktisch alle gleichzeitig umbringt. Wenn ich begreife, warum er das tut, werde ich ihn finden.«
    »Wollen wir es hoffen«, sagte Gordejew optimistisch. »Fast hätte ich es vergessen: Konowalow hat angerufen, er bittet dich morgen um zehn Uhr in sein Büro.«
    »Hat er gesagt, warum?«
    »Du hast ihn um irgendwelche Unterlagen gebeten.«
    »Ach so, ja, das habe ich ganz vergessen vor lauter Schreibtischarbeit. Ich habe ihn um alle Unterlagen gebeten, die im Zusammenhang mit der Mordserie zur Verfügung stehen. Nicht um die zusammenfassenden Berichte, sondern um das ursprüngliche Ermittlungsmaterial. Es ist besser, das alles mit eigenen Augen zu lesen, als sich auf die Wiedergaben anderer zu verlassen.«
    »Da hast du zweifellos Recht«, stimmte Viktor Alexejewitsch zu. »Komm, zieh dich an, es ist schon spät, lass uns nach Hause gehen.«
    Sie betraten zusammen die Straße und gingen in Richtung Metro. Gordejews Gedanken kehrten immer wieder zu General Minajew und seiner Verbindung zu Tschinzow zurück. Wenn Korotkow und Selujanow nur anständige Arbeit machten! Minajew hatte große Erfahrung in operativer Arbeit, er konnte sehr schnell bemerken, dass man ihn observierte. Und dann konnte es sehr leicht zu einem Skandal kommen. Seine beiden Jungs würde Viktor Alexejewitsch natürlich zu schützen wissen,

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