Anastasija 05 - Die Stunde des Henkers
Malkow? Lutschenkow?«
»Und sogar Semjonow. Malkows gesamte Riege. Nach unseren Erkenntnissen zeichnet jeder von ihnen verantwortlich für eine der Regionen. Als eine Art Kurator.«
»Aber es sind nur sechs«, widersprach Nastja. »Und wir haben sieben Regionen. Oder irre ich mich?«
»Nein, Sie irren sich nicht. Es muss noch einen siebten Kurator geben. Aber den kennen wir bis jetzt noch nicht. Deshalb, liebe Anastasija Pawlowna, möchte ich Sie um einen Freundschaftsdienst bitten. Finden Sie diesen siebten Mann für mich. Dann sind wir quitt. Ich habe Ihnen ein paar wertvolle Hinweise gegeben, und Sie revanchieren sich dafür.«
»Sie überschätzen mich«, sagte Nastja kopfschüttelnd. »Ich glaube nicht, dass ich das kann. Ich verstehe doch nichts von Ihrem Fach.«
»Versuchen Sie es.«
»Aber nun sieht es doch so aus, Iwan Alexejewitsch, dass der Henker zuerst die Kuratoren beseitigt und erst danach angefangen hat, die Killer umzubringen. Ich verstehe nicht, warum er das tut.«
»Ich verstehe es auch nicht«, seufzte Satotschny. »Zuerst habe ich gedacht, dass irgendeine Konkurrenzfirma die Kuratoren beseitigt, weil sie deren Platz einnehmen will. Dann habe ich gedacht, dass der Bandenchef hinter der Sache steckt, weil ihm die Kuratoren nicht mehr passen. Und jetzt weiß ich überhaupt nicht mehr, was ich denken soll. Ich habe einen Bericht geschrieben, meine Leute werden mit Konowalows Team Zusammenarbeiten. Vielleicht wird es uns mit vereinten Kräften gelingen, auf einen grünen Zweig zu kommen.«
Sie machten kehrt und gingen wieder zurück durch die Allee. Maxim kam ihnen entgegen, er beendete gerade seinen Fünfkilometerlauf.
»Gut gemacht«, lobte ihn sein Vater. »Du hast die Norm eingehalten. Jetzt kannst du zehn Minuten Pause machen.«
»Halten Sie auch die Norm ein, Tante Nastja?«, fragte der junge Mann, der jetzt im verlangsamten Lauf Kreise neben ihnen zog.
»Wo denkst du hin, ich halte überhaupt nichts ein«, scherzte Nastja. »Neulich musste ich hinter einem davonfahrenden Zug herlaufen, danach bekam ich zwei Stunden lang keine Luft mehr.«
»Wie machen Sie denn dann Ihre Arbeit bei der Kripo?«, fragte Maxim erstaunt.
»Mehr schlecht als recht. Ich habe einfach Glück mit meinem Chef.«
»Unsinn«, unterbrach sie Satotschny. »Machen Sie dem Jungen keinen blauen Dunst vor. Mit Ihrem Chef hat das nichts zu tun. Merke dir eins, Maxim. Um sich mangelnde Kondition leisten zu können, muss man besondere Fähigkeiten haben. Wenn du eines Tages so gebildet und klug sein wirst wie Anastasija Pawlowna, kannst du die Norm vernachlässigen. Aber nicht vorher. Und vergiss nicht, dass du ein Mann bist. Von dir wird anderes verlangt.«
Maxim blieb stehen, machte ein paar Atemübungen und setzte sich wieder in Bewegung. Er ging jetzt langsam neben seinem Vater und Nastja her.
»Ihr Frauen habt es gut«, sagte er seufzend.
Satotschny runzelte unzufrieden die Stirn, und Nastja begriff, dass Maxim sich zu Hause eine strenge Strafpredigt würde anhören müssen. Der General zog seinen Sohn allein auf und ließ ihm nie ein falsches Wort durchgehen, er scheute keine Zeit und Mühe, ihm zu erklären, worin er im Unrecht war. Einmal war Nastja bei so einem Gespräch dabei gewesen und wusste, dass der General in solchen Fällen nicht mit scharfen, bildhaften Ausdrücken sparte.
Nach einer Dreiviertelstunde erreichten sie die Metro und verabschiedeten sich. Satotschny wohnte in der Nähe, Nastja musste bis zur Stschelkowskaja fahren. Nach dem Spaziergang fühlte sie sich erfrischt und war in guter Stimmung, da ihr eine neue Denksportaufgabe bevorstand. Doch bevor sie sich zu Hause in ihre Unterlagen vertiefte, rief sie Satotschny an.
»Iwan Alexejewitsch, die Nummer sieben ist Jewgenij Schabanow, der Imageberater des Präsidenten, der vor kurzem gestorben ist. Ich habe ihn bisher nirgends zuordnen können. Die ersten sechs Toten ließen sich ganz leicht unter einem Nenner zusammenfassen, aber Schabanow stand irgendwie abseits, er galt ja als Mann des Präsidenten. Deshalb habe ich mir ständig den Kopf zerbrochen und nicht gewusst, wo ich ihn hinstecken soll.«
* * *
Michail Dawydowitsch Larkin liebte den Komfort, die Behaglichkeit, die Wärme und die Gemächlichkeit. Er mochte keine Hektik und hasste Situationen, die ihn nervös machten. Seinerzeit war er mit großer Begeisterung bei Pawel Sauljak in die Schule gegangen, unermüdlich hatte er sich die Techniken angeeignet und eisern trainiert, so
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