Anastasija 05 - Die Stunde des Henkers
Profi, Wladislaw Nikolajewitsch, und ich vermute, Sie haben irgendeine Erklärung für das alles«, sagte Minajew vorsichtig, bemüht, sich seine Nervosität nicht anmerken zu lassen. »Ich habe weiß Gott keine Vorstellung davon, was für ein Interesse diese zwei an mir haben könnten.«
»Es tut mir Leid, Anton Andrejewitsch, ich habe erst recht keine Vorstellung davon«, erwiderte Stassow. »Ich habe Ihnen alles gesagt, was ich weiß, und werde mich jetzt verabschieden, wenn Sie erlauben. Ich hoffe, dass Sie mir nichts nachtragen. Und seien Sie Ira Weniaminowna bitte nicht böse. Sie ist eine allein stehende Frau, die Angst davor hat, betrogen zu werden.«
»Natürlich, natürlich«, murmelte Minajew, während er an etwas ganz anderes dachte.
Stassow konnte also die Petrowka ohne weiteres betreten, da er viele Jahre dort gearbeitet hatte. Er hatte dort sicher eine Menge Bekannter und Freunde. Er durfte ihn nicht einfach so gehen lassen. Auf keinen Fall. Die Situation musste unbedingt geklärt werden.
»Wladislaw Nikolajewitsch«, sagte der General entschieden, »darf ich Sie um einen Gefallen bitten? Als Profi werden Sie meine Bitte sicher verstehen.«
»Selbstverständlich.«
Stassow hatte sich inzwischen aus dem Sessel erhoben und stand jetzt in seiner vollen Zweimetergröße mitten im Zimmer.
»Könnten Sie aufgrund der Kontakte, über die Sie verfügen, herausfinden, in welcher Angelegenheit man diese zwei Männer in die Petrowka vorgeladen hat? Vielleicht bringt das etwas Licht in die Sache. Sie wissen ja, dass ich in meiner Stellung . . .«
»Sie brauchen mir nichts zu erklären«, lächelte Stassow. »Ich verstehe Ihre Besorgnis. Möchten Sie, dass ich mich sofort um die Sache kümmere?«
»Wenn es Ihnen möglich ist.«
»In diesem Fall habe ich eine Gegenbitte. Ich werde jetzt einige Anrufe machen und die entsprechenden Leute suchen müssen, und es wäre mir sehr recht, wenn mir inzwischen jemand mein Auto bringen könnte. Ich musste es neben der Schule stehen lassen, die meine Tochter besucht.«
»Selbstverständlich«, stimmte Minajew zu, erleichtert darüber, dass Stassow so schnell zu überreden gewesen war. »Geben Sie mir Ihre Autoschlüssel, ich werde Igor schicken.«
»Die Autoschlüssel hat man mir abgenommen«, sagte Stassow grinsend.
Minajew schickte Igor zu Stassows zurückgelassenem Wagen und kehrte ins Zimmer zurück, wo Stassow bereits mit einem seiner Bekannten telefonierte. Ihm wurde immer unwohler. Warum umgab Tschinzow sich mit Kriminellen? War er völlig verrückt geworden? Oder war er so sorglos, dass er gar nicht daran dachte, die Leute aus seiner näheren Umgebung überprüfen zu lassen?
»Sanja?«, sagte Stassow, nachdem er die nächste Nummer gewählt hatte. »Ich grüße dich, hier spricht Stassow. Danke, alles in Ordnung. Sanja, wahrscheinlich isst du gerade zu Abend, ich werde dich nicht lange aufhalten. Weißt du, wer jetzt in dem Büro sitzt, wo früher der alte Waganow gearbeitet hat? Ich habe ihm einen Ordner zur Aufbewahrung dagelassen, als ich in Pension ging, jetzt wollte ich ihn holen, und da sitzt plötzlich ein anderer . . . Selujanow, sagst du? Nein, den kenne ich nicht. Wie heißt er denn mit Vornamen? Kolja? Alles klar. Ich danke dir.«
»Swetlana? Stassow hier, sei gegrüßt. Sei doch bitte so nett und gib mir mal die Privatnummer von Selujanow. Nein, nein, Männerangelegenheiten. Sei nicht böse, Täubchen, du siehst doch, deine Telefonnummer kenne ich bis heute auswendig. Ich danke dir, meine Schöne.«
»Kolja? Guten Abend. Ich heiße Stassow, ich habe bis vor kurzem in der Abteilung zur Bekämpfung des organisierten Verbrechens gearbeitet. Entschuldigen Sie bitte, dass ich Sie zu Hause störe, aber ich habe ein kleines Problem . . .«
Minajew hörte angestrengt zu und versuchte zu erraten, was Stassows Gesprächspartner sagte. Endlich hatte Wladislaw das Telefonat beendet und wandte sich Minajew zu.
»Der eine Mann heißt Jakowiew, der andere Obidin. Sie wurden im Zusammenhang mit irgendeinem Vorfall im Hotel Rossija verhört. Dort hat sich vor einiger Zeit ein bekannter Mafioso umgebracht. Außerdem ging es um irgendeine Geschichte, die sich in Samara abgespielt hat. Sagt Ihnen das etwas?«
»Nein«, erwiderte Minajew so gleichgültig wie möglich. »Nicht das Geringste. Ich kann mir nicht vorstellen, was die beiden von mir wollen. Aber wie dem auch sei, Wladislaw Nikolajewitsch, ich danke Ihnen für Ihre Hilfe.«
Nachdem Minajew seinen
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