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Anastasija 05 - Die Stunde des Henkers

Anastasija 05 - Die Stunde des Henkers

Titel: Anastasija 05 - Die Stunde des Henkers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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zum Morgen sagte Pawel kein einziges Wort mehr.
    * * *
    Gegen acht Uhr morgens stellte sich im Hotelzimmer das Radio an, das an das Übertragungsnetz des Flughafens angeschlossen war.
    »Achtung! Achtung! Die Passagiere des Fluges Nr. 726 nach Jekaterinburg werden gebeten, sich zum Flughafengebäude zu begeben. Ich wiederhole. Die Passagiere des Fluges Samara-Jekaterinburg, der gestern wegen Schlechtwetter nach Uralsk umgeleitet werden musste, werden gebeten, sich zu den Abfertigungsschaltern zu begeben. Die Maschine nach Jekaterinburg startet um zehn Uhr fünfzig.«
    Nastja und Pawel sprangen auf und begannen, ihre Sachen einzupacken.
    »Was meinen Sie, reicht die Zeit noch für eine Dusche?«, fragte Pawel.
    Aha, nun also wieder das Sie, dachte Nastja. Wahrscheinlich schämt er sich dafür, dass er gestern schwach geworden ist. Nun ja, so etwas kommt vor. Nur keine Aufsässigkeiten, soll es ruhig nach ihm gehen.
    »Durchaus«, sagte sie, »Sie können sich zwanzig Minuten Zeit nehmen.«
    Er verschwand im Bad und schloss auch diesmal die Tür nicht ab. Nach etwa einer Viertelstunde erschien er wieder, er war frisch rasiert und sah geradezu prächtig aus. Jedenfalls wäre bei seinem Anblick niemand auf die Idee gekommen, dass dieser Mensch noch am Vortag den Eindruck eines Schwerkranken gemacht hatte.
    Alles Weitere verlief erstaunlich glatt. Das Flugzeug nach Jekaterinburg startete und landete pünktlich, gegen halb zwei waren sie bereits im Besitz der neuen Pässe und der Tickets nach Wolgograd. Am späten Abend, an Bord des Flugzeugs, das sie von Wolgograd nach Moskau bringen sollte, atmete Nastja endlich auf. Anscheinend war alles gut gegangen. Von den Verfolgern keine Spur mehr, auch Jura Korotkow war nicht mehr zu sehen. Auch das lag in der Ordnung der Dinge. Sie hatte Jura als einen ihrer Verfolger ausgegeben, und Sauljak sollte nicht daran zweifeln, dass sie auch ihm entkommen waren.
    »Ich glaube, es ist geschafft, Pawel Dmitrijewitsch«, sagte sie, als die Maschine bereits im Landeanflug auf Moskau war. »Nur noch ein letzter kleiner Einsatz, und alles ist vorbei.«
    »Wird uns jemand vom Flughafen abholen?«
    »Ich fürchte, nein. Ich werde Sie selbst an Ort und Stelle bringen müssen.«
    »Es ist schon spät, um diese Zeit gehen keine öffentlichen Verkehrsmittel mehr. Oder hat sich in den vergangenen zwei Jahren etwas daran geändert?«
    »Auf dem Parkplatz am Flughafen steht ein Auto für uns.«
    »Vielleicht sagen Sie mir jetzt, zu wem Sie mich eigentlich bringen wollen?«
    Nastja schüttelte den Kopf.
    »Das kann ich nicht tun. Womöglich gefällt Ihnen die Adresse nicht, und Sie lassen mich sitzen. Es wäre doch wirklich zu schade, wenn ich Sie nach all den Strapazen in letzter Minute verlieren würde. Auf jeden Fall können Sie sicher sein, dass dieser Mensch Ihnen nicht nach dem Leben trachtet, sonst hätte er nicht alles versucht, um Ihre Verfolger auszuschalten.«
    »Sehr tröstlich«, erwiderte er mit einem sarkastischen Lächeln. »Geben Sie mir Ihre Hand.«
    »Wozu?«, fragte sie erstaunt. »Wollen Sie mir die Zukunft Vorhersagen?«
    »Ich will Ihnen helfen. Die Landung macht Ihnen Schwierigkeiten.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Das sieht man sehr deutlich. Wir sitzen ja nicht zum ersten Mal zusammen in einem Flugzeug. Keine Angst, geben Sie mir Ihre Hand.«
    Nastja reichte ihm gehorsam ihre Hand. Pawels Finger waren diesmal warm. Er betastete ihre Handfläche, hielt an irgendeinem Punkt inne und übte starken Druck aus. Im ersten Moment zuckte Nastja zusammen vor Schmerz, doch schon in der nächsten Sekunde merkte sie, dass das Schwindelgefühl, das sie wie bei jedem Flug heimsuchte, nachließ. Sauljak gab ihre Hand nicht frei, und mit Erstaunen stellte sie fest, dass seine Berührung einen angenehmen Effekt hatte. Sogar der Druck in den Ohren ließ deutlich nach. Sie schloss die Augen und lehnte sich entspannt im Sitz zurück. Ihre Arme und Beine wurden schwer, die ganze Müdigkeit von drei schlaflosen Nächten übermannte sie. Sie fühlte den Schlummer kommen und wollte nichts anderes mehr als nur noch so sitzen, die Wärme und Ruhe spüren und an nichts mehr denken . . .
    »Aufwachen«, vernahm sie Sauljaks Stimme an ihrem Ohr. »Wir sind da.«
    »O Gott«, fuhr sie erschrocken auf, »bin ich etwa eingeschlafen?«
    »Das kann man wohl sagen. Sie haben sogar gestöhnt im Schlaf.«
    »Ich hoffe, ich habe wenigstens nicht gesprochen.«
    »Doch, Sie haben gesprochen und mir Ihre ganzen

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