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Anastasija 05 - Die Stunde des Henkers

Anastasija 05 - Die Stunde des Henkers

Titel: Anastasija 05 - Die Stunde des Henkers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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dann einen Campari.« Sie reichte ihm einige Geldscheine. »Und denken Sie auch an sich selbst. Ich weiß, dass es Ihnen unangenehm ist, jedes Mal Geld von mir anzunehmen, aber denken Sie daran, dass es nicht mein Geld ist, sondern das meines Auftraggebers. Er braucht Sie, und er ist bereit, jeden Preis zu bezahlen, um Sie zu bekommen. Also haben Sie auf dieses Geld genau dasselbe Anrecht wie ich.«
    Er nickte unmerklich und entfernte sich. Nastja ließ ihn nicht aus den Augen. Es geschah genau das, was sie erwartet hatte. Auch hier blickte er sich ständig um, wobei ihn erneut vor allem der Personaleingang interessierte. Es bestand kein Zweifel daran, dass er jemanden suchte. Aber wen? Einen Tellerwäscher? Einen Koch? Einen Kellner? Wie viele Lokale dieser Art mochte es hier geben? Würden sie sie jetzt alle der Reihe nach abklappern? Der Teufel allein mochte wissen, was das sollte. Aber es war nicht zu ändern, sie musste so tun, als würde sie ihm seine Anwandlung von Edelmut glauben. Sie durfte nicht als zu klug und aufmerksam erscheinen.
    Er kam zurück, und Nastja begriff sofort, dass etwas passiert war. Auf seiner Stirn standen wieder Schweißperlen, die Lippen waren zu einem Strich zusammengepresst, die Augen halb geschlossen. Hatte er gefunden, was er suchte?
    Er hatte für sie eine Tasse Kaffee besorgt, ein Eclair und einen Martini, für sich eine Flasche Cola. Als sie die Tasse von ihm entgegennahm, berührte sie versehentlich seine Finger. Sie waren eiskalt.
    »Pawel, langsam beginnt es mir zu gefallen, wie Sie mir Ihre Dankbarkeit beweisen«, sagte sie leichthin, so, als sei nichts geschehen. »Was muss ich tun, damit Sie auch weiterhin so nett zu mir sind?«
    Er antwortete nicht. Er saß wieder mit geschlossenen Augen da und hatte die Arme über der Brust verschränkt. Sein Gesicht sah wieder genauso grau und krank aus wie vorhin im Hotel.
    »Pawel Dmitrijewitsch, hören Sie mich? Fühlen Sie sich nicht wohl?«
    Er hob langsam die Lider und schüttelte den Kopf.
    »Ich bin in Ordnung.«
    »Sie sehen ganz krank aus. Was ist mit Ihnen?«
    »Ich sagte doch, es ist alles in Ordnung.«
    Also wieder dasselbe! Eben noch war er ein ganz normaler Gesprächspartner gewesen, er hatte sogar zu scherzen begonnen, viel hätte nicht gefehlt, und er hätte gelächelt. Jetzt waren seine Hände zu Fäusten geballt, so fest, dass es schien, jeden Augenblick müsse die dünne Haut über den weiß hervortretenden Knöcheln zerreißen.
    »Wie Sie wollen«, sagte Nastja schulterzuckend und biss in das Eclair.
    Sauljak trank in kleinen Schlucken seine Cola, seine blicklosen Augen waren in eine entfernte Ecke des Lokals gerichtet. Nastja sah sich um, aber sie konnte nichts Auffälliges entdecken. Ihr wurde plötzlich bewusst, dass sie sogar vergessen hatte, auf ihre Verfolger zu achten. In diesen zwei Tagen hatte sich gezeigt, dass sie die richtige Taktik gewählt hatte. Man würde keine Gewalt gegen sie anwenden, zumindest vorläufig nicht. Was sie in Moskau erwartete – das stand in den Sternen. Deshalb war es keinesfalls angebracht, sich zu entspannen, sie musste das begonnene Spiel bis zum siegreichen Ende weiterspielen, bis zu dem Moment, da sie Pawel General Minajews Händen übergeben haben würde.
    »Sie haben Recht«, sagte er und stellte das Glas abrupt auf dem Tisch ab. »Mir ist nicht gut. Ich muss mal kurz hinausgehen.«
    »An die Luft?«
    »Zur Toilette. Sie brauchen nicht zu befürchten, dass ich auf und davon gehe. Es kann etwas länger dauern, aber machen Sie sich keine Sorgen, das kommt bei mir vor.«
    »Ich kann Sie nicht allein gehen lassen.«
    »Ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich nicht vorhabe zu verschwinden.«
    »Und Ihre Freunde? Haben Sie die vergessen?«
    »Ich denke, da wird Ihnen schon etwas einfallen. Sie halten sich schließlich für eine große Schauspielerin.«
    Nastja sah, dass ihm wirklich nicht gut war. Aber wenn sie sich jetzt trennen würden, konnte er sofort in große Gefahr geraten. Was tun? Natürlich konnte sie sich vor die Toilettentür stellen, aber wenn die Männer Pawel folgten, würde sie sowieso nichts gegen sie ausrichten könnten.
    »Gehen Sie«, sagte sie schließlich und erhob sich.
    Sie gingen gemeinsam bis zur Tür. Pawel trat hinaus in die Halle und ging in Richtung Toilette, Nastja machte kehrt und steuerte den Tisch an, an dem die zwei aus dem grauen Wolga saßen.
    »Hallo, Jungs, ihr könnt mir helfen, tausend Dollar zu gewinnen«, sagte sie, ließ sich auf einen

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