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Anastasija 05 - Die Stunde des Henkers

Anastasija 05 - Die Stunde des Henkers

Titel: Anastasija 05 - Die Stunde des Henkers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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seiner neuen Unterschrift. Der neugeborene Rewenko wechselte seine Adresse und tauchte im Dickicht der Millionenstadt unter.
    Er arbeitete nicht aus Dankbarkeit und Liebe mit Sauljak zusammen, wie Rita, nicht aus Geldgier, wie Michail Larkin, und nicht aus Angst vor dem Gefängnis, wie Asaturjan. Sein Motiv war der Hass auf die ganze Welt. Pawel machte sich keine Illusionen hinsichtlich der Motive seines neuen Mitarbeiters und erteilte ihm die entsprechenden Aufträge. Er setzte ihn auf Parteifunktionäre an, auf Vertreter der Justiz, auf alles, was Macht und Obrigkeit verkörperte. Karl sollte bei der Erfüllung jedes Auftrags das süße Gefühl der Rache erleben.
    In den zwei Jahren, die Pawel hinter Gittern verbracht hatte, hatte Karl alias Konstantin ein ruhiges Leben geführt. Er bewohnte eine geräumige Wohnung, versorgte seine zwei irischen Setter und ging auf die Jagd. Manchmal nahm er eine Frau mit nach Hause, aber er ließ es nie zu, dass eine von ihnen bei ihm wohnen blieb.
    Nach einer halbstündigen Unterhaltung mit ihm musste Pawel enttäuscht feststellen, dass Karls Hass erloschen war. »Ich freue mich, Sie zu sehen«, sagte Karl Friedrichowitsch, aber Pawel war klar, dass er log. Er freute sich ganz und gar nicht. Er hatte zwei Jahre in Ruhe und Frieden verbracht und wollte sicher auch weiterhin so leben, anstatt sich in neue Abenteuer zu stürzen.
    »Karl Friedrichowitsch, ich brauche Ihre Hilfe, aber ich verspreche Ihnen, dass ich Sie zum letzten Mal darum bitte. Sie haben sehr viel für mich getan, und ich bin Ihnen sehr dankbar dafür. Es war eine schwere Arbeit, und es ist nicht verwunderlich, dass Sie jetzt ihre Ruhe wollen. Ich möchte Sie nur um einen ganz persönlichen Gefallen bitten«, sagte Pawel mit weicher Stimme und vermied den Blickkontakt mit dem ehemaligen Psychotherapeuten. »Helfen Sie mir ein letztes Mal, und ich werde Sie nie mehr behelligen. Selbstverständlich werde ich Ihre Arbeit entsprechend honorieren.«
    »Ist gut«, stimmte Rifinius mit einem tiefen Seufzer zu. »Ich werde alles tun, was nötig ist.«
    Mit dir müssen wir Feierabend machen, dachte Pawel. Nur noch dieses eine Mal, dann ist Schluss.
    * * *
    Der Festsaal im Hotel Rossija war erfüllt von Glanz und Glitzer, wobei man auf den ersten Blick nicht hätte sagen können, was da mehr glitzerte, die vielen prächtigen Kristalllüster im Raum oder die Brillanten, mit denen die anwesenden Damen von Kopf bis Fuß behängt waren. Die Veranstaltung stand im Zusammenhang mit dem Ölgeschäft, das bekanntlich mit viel Blut und Tod verbunden ist, aber dafür diejenigen, die am Leben bleiben, sehr reich machen kann.
    Oleg Iwanowitsch Jurzew war Ehrengast auf der Veranstaltung, weil er vielen von denen, die sich hier versammelt hatten, einst Starthilfe beim Einstieg ins Ölgeschäft gegeben hatte. Darüber hinaus hatte er den Veranstaltern angeboten, einige ausländische Geschäftsleute, die dem Vergnügen und dem Laster nicht abgeneigt waren, auf seine Kosten für drei Tage nach Moskau einzuladen. Auf eigene Kosten hätten sie diese Reise nicht gemacht, aber ihre Anwesenheit war nicht nur für das Image der Veranstalter wichtig, sondern auch für die Festigung der geschäftlichen und freundschaftlichen Kontakte.
    Die Anwesenden waren vor dem Betreten des Saales alle kontrolliert worden, deshalb waren keine Bodyguards zugelassen, es herrschte ohnehin drängende Enge. Jurzew stand vor der reich gedeckten Tafel und bediente sich genüsslich der erlesenen Speisen, trank teuren Weißwein aus einem schmalen hohen Glas, stellte seinen Teller schließlich ab und begann, mit dem Glas in der Hand im Saal umherzugehen, nach rechts und links lächelnd und grüßend. Jurzew hatte keine Eile. Der Mann, auf den er es abgesehen hatte, sollte sich erst entspannen, sich satt essen und etwas trinken, erst dann würde Jurzew ihn sich greifen, um einige wichtige Dinge mit ihm zu besprechen. Immer wieder blieb sein Blick an langen, schön geformten Beinen hängen oder an einem schlanken entblößten Rücken, träge überlegte er, ob er eine der Damen in irgendein hohles Gespräch verwickeln sollte, aber dann beschloss er, noch etwas zu warten. In irgendeinem Moment wurde ihm plötzlich sehr seltsam zumute, ein Schauer lief ihm über den Rücken. Er blickte sich schnell nach allen Seiten um, aber er konnte nichts Auffälliges entdecken und beruhigte sich wieder.
    Nach einiger Zeit zog ihn ein alter Bekannter, der im Moskauer Büro einer

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