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Anastasija 05 - Die Stunde des Henkers

Anastasija 05 - Die Stunde des Henkers

Titel: Anastasija 05 - Die Stunde des Henkers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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Sponsor von Festivals und Kunstpräsentationen auftrat, weshalb er auch gute Verbindungen zu Moskauer Handels- und Wirtschaftskreisen hatte. Pawel hatte von Minajew erfahren, dass man nicht ans Schwarze Meer fahren musste, um Jurzew zu treffen, da Letzterer sich häufig in der Hauptstadt aufhielt. In den nächsten Tagen wollte er nach Moskau kommen, um als Gast einer aufwendigen Veranstaltung beizuwohnen, für deren Organisation Jurzew eine recht ansehnliche Summe gespendet hatte, ohne eine Gegenleistung dafür zu verlangen.
    Pawel setzte Michail auf Jurzew an. Er war begabter als Rita, zweifellos sein fähigster und skrupellosester Mitarbeiter. Solange Michail sich mit Jurzew befasste, wollte Sauljak nachsehen, was aus den beiden andern Mitgliedern seiner Gruppe geworden war.
    Das Wiedersehen mit Asaturjan machte Pawel Freude. Garik war hektisch und umtriebig, der berühmte Hamster im Rad. Seine Beschäftigung bestand darin, ständig etwas zu kaufen und wieder zu verkaufen. Pawel lernte ihn zu Beginn der achtziger Jahre kennen, als Garik unermüdlich mit Ikonen, Antiquitäten und Brillanten spekulierte. Operative Ermittlungen hatten ergeben, dass seine Geschäftspraktiken mysteriös und seine Gewinne gigantisch waren. Man beobachtete ihn sehr lange, konnte ihm aber nicht auf die Schliche kommen. Mit Gariks Angelegenheiten befasste sich nicht die Miliz, sondern der KGB, da er seine Geschäfte entweder mit Ausländern abwickelte oder mit sowjetischen Bürgern, die ins Ausland reisten.
    Es blieb unerklärlich, wie Asaturjan zu seinen riesigen Gewinnen kam, aber schließlich verhaftete man ihn trotzdem. Man legte ihn mit einem Spitzel zusammen, in der Hoffnung, dass sein Zellengenosse etwas aus ihm herausbekommen würde, damit der Untersuchungsführer bei den Vernehmungen irgendwo einhaken konnte. Aber man wartete umsonst. Garik hüllte sich keinesfalls in Schweigen, sondern führte sehr freundschaftliche Gespräche mit seinem Zellengenossen, aber von seinen Geschäften erfuhr auch der Spitzel nichts. Dem Untersuchungsführer riss allmählich der Geduldsfaden, da erhielt er vom Leiter der operativen Abteilung im Untersuchungsgefängnis eine Mitteilung: Beim Blick in Asaturjans Zelle war der Gefängniswärter Zeuge einer seltsamen Szene geworden. Der Spitzel lag auf der Pritsche, der Häftling Asaturjan stand über ihm und vollführte irgendwelche rätselhaften Körperbewegungen. Der von dem Wärter herbeigerufene Leiter der operativen Abteilung war in die Zelle gestürzt, und da er gebildeter und belesener war als der Wärter, hatte er sofort begriffen, was vor sich ging. Asaturjan hypnotisierte seinen Zellengenossen.
    Am nächsten Tag wurde Garik zur Vernehmung gerufen, die nicht der Untersuchungsführer leitete, sondern General Bulatnikow selbst. Das allerdings blieb dem Häftling Asaturjan verborgen. Er wurde vor eine ganz einfache Wahl gestellt: entweder Straflager für eine ziemlich lange Zeit oder Freiheit und ziemlich viel Geld. Da gab es nicht viel zu überlegen, Garik wählte natürlich die Freiheit. Und zum Dank dafür, dass ihm die Vernichtung sämtlicher Unterlagen in seiner Strafsache versprochen wurde, erzählte er seinem Retter, wie es ihm bei seinen Geschäften gelungen war, so hohe Gewinne zu erzielen. Er hatte sowohl den Verkäufern als auch den Käufern der Ware die Preise einfach suggeriert. Hinterher griffen die Leute sich an den Kopf und konnten nicht fassen, wie es möglich war, dass sie diesem sympathischen Mann ein Brillantkollier, das fünfzigtausend Rubel wert war, mir nichts, dir nichts für tausend Rubel verkauft hatten. Die Käufer, die für dasselbe Kollier sechzigtausend Rubel auf den Tisch gelegt hatten, waren hinterher überzeugt, einen guten Kauf gemacht zu haben.
    Die Zusammenarbeit mit Garik war einfach, da man die Akte mit seiner Strafsache, sozusagen, nur de jure vernichtet hatte, de facto aber schlummerte sie im Safe seines Wohltäters und konnte jederzeit wieder hervorgeholt werden. Deshalb erfüllte Garik alle Aufträge mit Freuden und ohne Skrupel, so schmutzig sie auch sein mochten. Er wollte nicht hinter Gittern landen, das war seine Rechtfertigung für alles.
    »Pawel Dmitrijewitsch!«, rief er freudig aus, als er Sauljak erblickte. »Endlich sind Sie wieder da.«
    Pawel sah ihn aufmerksam an und lächelte. Kein Wunder, dass Garik sich freute. In seiner Situation waren nur der ständige Kontakt mit seinem Kurator und die gewissenhafte Erfüllung seiner Aufträge die Garantie

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