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Anastasija 05 - Die Stunde des Henkers

Anastasija 05 - Die Stunde des Henkers

Titel: Anastasija 05 - Die Stunde des Henkers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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verließen die Toilette, und Asaturjan deutete auf den Platz, an dem er in Erwartung seines Opfers drei qualvolle Stunden verbracht hatte. Hier würden sie ungestört sein.
    »Worum geht es?«, fragte Isotow ungeduldig und warf einen Blick auf seine Armbanduhr.
    Garik konzentrierte sich. Er hatte Isotow fast einen halben Tag lang beobachtet und herausgefunden, worauf dieser mit Vertrauen und Unterordnung reagierte. Nach einigen Minuten spürte Garik, dass Isotow so weit war.
    »Und jetzt, von diesem Moment an«, sagte er mit eindringlicher, monotoner Stimme, »werden Sie nur noch mir gehorchen. Sie werden keine eigenen Gedanken und Wünsche mehr haben, Sie werden nur noch meine Stimme hören und das tun, was ich Ihnen befehle. Sie werden jetzt zu Ihrer Frau zurückkehren und sich so verhalten, als sei nichts geschehen. Sollte Ihre Frau Sie fragen, wo Sie so lange waren, werden Sie sagen, dass Sie einen alten Arbeitskollegen getroffen haben. Sie werden sich noch eine halbe Stunde in dem Restaurant aufhalten und dann auf den Heimweg machen. Wenn Ihre Frau vorschlagen sollte, ein Taxi zu nehmen, werden Sie ablehnen. Sie werden sagen, dass Sie Kopfschmerzen haben und lieber zu Fuß bis zur Metrostation Twerskaja-Straße gehen wollen, um etwas Luft zu schnappen. Sie haben keinen Grund, sich aufzuregen, es ist alles in Ordnung. Nachdem Sie zehn Minuten unterwegs sind, werden Sie Ihrer Frau sagen, dass Sie es sich anders überlegt haben und doch lieber ein Taxi nehmen möchten. Sie werden zusammen mit Ihrer Frau die Straße betreten und sie unter ein schnell vorüberfahrendes Auto stoßen. Danach werden Sie aus der Trance erwachen, aber Sie werden sich nicht an mich und unser Gespräch erinnern. Sie werden sich niemals erinnern und nie jemandem davon erzählen.«
    Jetzt musste er nur noch abwarten. Isotow war in das Restaurant zurückgekehrt, Garik holte seinen Mantel aus der Personalgarderobe und ging hinaus auf die Straße. Nach intensiver Arbeit wurde sein Kopf immer etwas schwer, er atmete genussvoll die trockene kalte Luft ein. Das Ehepaar verließ das Restaurant nach fünfunddreißig Minuten, und Asaturjan stellte mit Genugtuung fest, dass alles nach Plan lief.
    »Lass uns ein Taxi nehmen«, hörte er die Frau des Abgeordneten sagen.
    »Ich würde gern ein Stück zu Fuß gehen«, erwiderte Isotow. »Wir gehen so selten spazieren. Außerdem habe ich zu viel getrunken, mir dröhnt der Kopf.«
    »Gern«, stimmte seine Frau bereitwillig zu und hängte sich bei ihrem Mann ein.
    Sie gingen im Schlenderschritt die Twerskaja-Straße entlang, Garik folgte ihnen in angemessenem Abstand und zählte die Minuten. Plötzlich hielt das Paar inne. Asaturjan trat ein paar Schritte zurück und verbarg sich im Schatten. Von hier aus konnte er nicht mehr hören, worüber das Paar sprach, aber an ihren Gesichtern war zu erkennen, dass sie über etwas diskutierten. Die Frau stand mit dem Rücken zu Garik, aber an der Art, wie sie ihre Handtasche von einer Schulter über die andere hängte, war zu erkennen, dass ihr an der Entscheidung ihres Mannes etwas missfiel. Endlich betraten die beiden die Fahrbahn, durch die Autos hindurch, die am Straßenrand parkten. Es herrschte starker Verkehr auf der Straße. Komm schon, spornte Garik Isotow in Gedanken an. Worauf wartest du! Gib ihr einen Schubs. Los. Jetzt.
    Im selben Moment hörte man einen dumpfen Aufprall, das Aufkreischen von Bremsen und die panischen Aufschreie von Passanten.
    * * *
    Die leichteste Aufgabe erteilte Pawel Rita. Er hatte sich alle Personen auf Minajews Liste angesehen und einen Mann ausgesucht, mit dem Rita leichtes Spiel haben würde. Es war erstaunlich, dass dieser Mann überhaupt noch am Leben war. Das Grab schrie schon lange nach ihm.
    Für diesen Menschen existierten keine Regeln, nicht einmal die einfachsten, deren Beachtung nicht die Gesetzestreue diktiert, sondern der ganz normale Selbsterhaltungstrieb. Er setzte sich ständig betrunken ans Steuer und tat eine Menge anderer dummer und gefährlicher Dinge. Außerdem war er sehr beeinflussbar und labil, fiel auf jede Provokation herein und hatte keine eigene Meinung. Sobald man den geringsten Druck auf ihn ausübte, wechselte er sofort seinen Standpunkt. Für ihn war es einfacher, einem noch so aberwitzigen Vorschlag zuzustimmen, als nein zu sagen und seine Ablehnung zu begründen.
    »Er soll zwischen sechs und sieben Uhr abends mit Höchstgeschwindigkeit von der Ringstraße Sadowoje Kolzo in die Sretenskaja-Straße

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