Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Anastasija 05 - Die Stunde des Henkers

Anastasija 05 - Die Stunde des Henkers

Titel: Anastasija 05 - Die Stunde des Henkers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
Vom Netzwerk:
übertrug, wurden immer schwieriger, allerdings stieg damit auch das Honorar. 1986 setzte er seinen Willen zum ersten Mal dafür ein, dass ein Mensch ermordet wurde . . . Aber er war nicht mehr zu halten, er war wie im Rausch und hatte vor nichts mehr Angst.

SIEBTES KAPITEL
    Grigorij Valentinowitsch Tschinzow saß im Sessel und ergötzte sich an den Fernsehkommentaren, die zu dem heute in einer Moskauer Zeitung abgedruckten Interview mit Ratnikow, dem Berater des Präsidenten, abgegeben wurden. Das Interview war einfach großartig, jeder Satz wie von Tschinzow persönlich bestellt. Dieser Sauljak war wirklich von unschätzbarem Wert. Wie hatte er das bloß geschafft?
    »Nach Aussage Ratnikows bekundet der Präsident die feste Absicht, keinesfalls die Notenpresse anzuwerfen«, teilte der bekannte Fernsehkommentator mit. »Der Journalistin Julia Tretjakowa erklärte Ratnikow, dass im engsten Umfeld des Präsidenten völlige Einigkeit in dieser Frage herrscht. Ich zitiere wörtlich: »Sollten Sie vom Präsidenten oder von jemandem aus seinem Umfeld das Versprechen hören, dass bis zum März oder April sämtliche Schulden getilgt und die rückständigen Gehälter ausbezahlt werden, auf die viele Bürger Russlands seit September letzten Jahres warten, dann müssen Sie wissen, dass das eine Lüge ist. Der Präsident hat nicht vor, neues Geld in Umlauf zu bringen. Deshalb werden die Gehaltsschulden bestehen bleiben.‹ Ende des Zitats.«
    Der Kommentator fuhr fort, und Grigorij Valentinowitsch rieb sich die Hände vor Freude. Jetzt hatte man dem Präsidenten einen seiner drei Joker für immer aus der Hand geschlagen. Was auch immer er hinsichtlich der Auszahlung der Gehälter versprechen würde, es würde ihm keiner mehr glauben. Großartig, einfach großartig!
    Grigorij Valentinowitsch sah sich das aktuelle Tagesprogramm gewissenhaft bis zum Ende an, einschließlich der Sportnachrichten und des Wetterberichts. Erst danach rief er seinen Brötchengeber, einen der Präsidentschaftskandidaten, an.
    »Hast du es gehört?«, fragte er mit Genugtuung.
    »Sehr gut«, sagte Malkow nur, aber Tschinzow merkte an seinem Tonfall, dass der Boss sehr zufrieden war. »Ausgezeichnete Arbeit. Die Prämie ist dir sicher.«
    »Soll er vielleicht noch etwas für uns tun?«, erkundigte sich Grigorij Valentinowitsch. »Du siehst ja selbst, was der Junge kann. Das müssen wir ausnutzen.«
    »Nein, er soll eine Pause machen. Je mehr er für uns tut, desto abhängiger werden wir von ihm. Gib ihm das versprochene Honorar und sag ihm, dass er sich in einer Woche wieder melden soll, aber setze ihn nicht unter Druck. Hast du verstanden, Grigorij? Setze ihn nicht unter Druck.«
    »Ich habe verstanden, ja, ich habe verstanden.«
    »Ich habe Angst vor ihm«, sagte Malkow nachdenklich. »Er ist gefährlich, Grigorij.«
    »Hör doch auf. Er ist nicht gefährlich. Er ist ein ganz normaler Mensch, der seine Vorteile zu nutzen weiß. Wäre er gefährlich, würde er nicht mit uns Zusammenarbeiten. Ihm ist doch klar, dass nicht nur er uns gefährlich werden kann, sondern auch wir ihm, sonst hätte er in Jekaterinburg nicht die Flucht ergriffen vor unseren Leuten. Und schließlich hat er uns seine Dienste selbst angeboten, weil ihm klar ist, dass er zwar das Wissen hat, aber wir die Macht. Und es ist noch nicht raus, was von beidem mehr wiegt.«
    »Meinst du?«, fragte Malkow unsicher.
    »Ich bin sicher. Ich verbürge mich für meine Worte.«
    »Dann sieh zu, Grigorij. Wenn du dich irrst, dann weißt du selbst, was dir blüht.«
    »Ich irre mich nicht, keine Angst«, versicherte Grigorij Valentinowitsch selbstgewiss.
    Die Sache läuft, dachte er mit Genugtuung. Schabanow wird beim Besuch des Präsidenten in seiner Heimatstadt ebenfalls das Richtige tun. Wie gut, dass es uns gelungen ist, ihn in das Präsidententeam einzuschleusen. Ein Präsident mit solchen Mitarbeitern hätte selbst ohne Feinde keine Chancen mehr.
    * * *
    Auf der Liste, die General Minajew Pawel überreicht hatte, standen sieben Namen. Der erste war Malkow, der vierte Jewgenij Schabanow, der Imageberater des Präsidenten, der letzte der Generaldirektor einer Firma, die sich in einer der Schwarzmeerregionen befand. Er hieß Oleg Iwanowitsch Jurzew. Er kontrollierte genau den Teil der Küste, über den der Waffen- und Drogenhandel zwischen Russland, Georgien, Abchasien und der Türkei abgewickelt wurde.
    Oleg Iwanowitsch war ein respektabler Mensch, ein Mann von Welt, der als großzügiger

Weitere Kostenlose Bücher