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Anastasija 05 - Die Stunde des Henkers

Anastasija 05 - Die Stunde des Henkers

Titel: Anastasija 05 - Die Stunde des Henkers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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kannst«, sagte Angelique in demselben ruhigen und höflichen Tonfall. »Ich begleite dich hinaus. Mama, willst du dich hier von unserem Gast verabschieden?«
    »Nein, nein, ich komme mit hinaus.«
    Die Frau des Gouverneurs sprang auf, sie traten gemeinsam vors Haus. Mutter und Tochter blieben Schulter an Schulter in der Tür stehen, bis Larkin unter den wachsamen Blicken der Leibwächter hinter dem hohen Stahlzaun verschwunden war, der die Villa umgab.
    * * *
    Die Mutter konnte es nicht fassen. Angelique versuchte nicht, wieder in ihrem Zimmer zu verschwinden, und bot sogar ihre Hilfe im Haushalt an.
    »Ich schäme mich so, Mama«, sagte sie. »Ich habe mich einfach abscheulich benommen und ein abscheuliches Leben geführt. Es war, als hätte ich geschlafen und einen langen Albtraum gehabt. Aber jetzt bin ich aufgewacht. Jetzt wird alles anders, ich verspreche es dir.«
    Sie sprach leise und ausdruckslos, aber ihre Mutter fand nichts Seltsames daran. Angelique wich ihrer Mutter nicht von der Seite.
    »Wann kommt Papa nach Hause?«, fragte sie ständig. »Ich möchte mich bei ihm entschuldigen. Mir ist so schwer ums Herz, ich möchte mich endlich entschuldigen und diese innere Last loswerden. «
    Um vier Uhr kam ihr jüngerer Bruder von der Schule nach Hause, er aß schnell etwas und ging auf sein Zimmer. Jetzt würde er vor neun Uhr, bis zum Abendessen, nicht wieder herunterkommen, er würde über seinen Büchern sitzen und lernen.
    Gegen acht Uhr hörte man draußen ein Auto Vorfahren.
    »Jetzt ist Papa da«, sagte die Mutter mit einem Lächeln.
    Im nächsten Moment zerfetzte eine Pistolenkugel ihr den Nacken. Die Unglückselige sollte nie erfahren, dass ihre Tochter gleich darauf in die Diele stürzte und in dem Moment, in dem Malkow auf der Schwelle erschien, erneut auf den Abzug drückte und noch einmal mehrere Schüsse abgab.
    * * *
    Larkin saß in seinem Hotelzimmer und sah sich die Abendnachrichten auf dem Regionalsender an. Er wollte die Stadt nicht verlassen, bevor er sich davon überzeugt hatte, dass alles nach Plan verlaufen war. Sollte heute etwas nicht geklappt haben, würde er morgen in die Villa zurückkehren müssen, um noch einmal nachzuhelfen. In weiser Voraussicht hatte er für diesen durchaus möglichen Fall vorgesorgt. Nach der rührenden Abschiedsszene vor dem Haus hätten die Leibwächter ihn am nächsten Tag wahrscheinlich ohne weiteres passieren lassen, auch ohne vorherige Ankündigung seines Besuchs.
    Doch alles war bereits heute geschehen. Der Nachrichtensprecher kommentierte mit mühsam unterdrückter Empörung die Bilder aus der Villa des Gouverneurs. Seine Frau lag mit dem Gesicht nach unten auf dem Küchenfußboden, der unförmige, ebenfalls auf dem Boden liegende Körper des Gouverneurs füllte fast die ganze Diele aus. Angelique thronte in stoischer Ruhe auf einem Sessel im Wohnzimmer, umgeben von Ärzten und Mitarbeitern der Miliz. Auf dem kleinen Couchtisch vor ihr lag ein Revolver.
    »Woher haben Sie den Revolver?«, fragte ein Mann in Zivil, wahrscheinlich ein Untersuchungsführer der Staatsanwaltschaft.
    »Der gehört meinem Vater«, sagte Angelique mit unerwartet kindlicher Stimme. »Mein Vater hat viele Waffen im Haus, ich habe den Revolver gefunden und versteckt.«
    »Warum haben Sie das getan?«
    »Ich weiß es nicht. Ich kann mich nicht erinnern. Aber heute habe ich mich entschlossen, meine Eltern umzubringen.«
    »Warum? Warum haben Sie Ihre Eltern umgebracht, Angelique?«
    »Damit sie mich endlich in Ruhe lassen. Sie haben mir alles verboten und mir nie Geld gegeben. Ich hatte es satt. . .«
    Der Bildbeitrag vom Tatort war zu Ende, auf dem Bildschirm erschien wieder der Nachrichtensprecher.
    »Diese schreckliche Tragödie erinnert uns ein weiteres Mal daran, dass es nichts Wichtigeres gibt als den Kampf gegen die böse Macht der Drogen. Drogensüchtige schrecken vor nichts zurück, sie schonen weder Bekannte noch Freunde und nicht einmal ihre Eltern. Deshalb kann jeder von uns schon morgen das nächste Opfer sein.«
    Alles bestens, dachte Michail Dawydowitsch, während er die Bettdecke zurückschlug und sich schlafen legte. Morgen geht es wieder nach Hause.
    * * *
    In den Tageszeitungen waren die hämischen Kommentare über Abgeordnete der Staatsduma, die ihre Ehefrauen einfach unter die Räder vorüberfahrender Autos stießen, noch nicht verstummt, als die Leser eine neue Hiobsbotschaft erreichte, eine Nachricht, die einem das Blut in den Adern gefrieren ließ. Einer der

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