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Anastasija 05 - Die Stunde des Henkers

Anastasija 05 - Die Stunde des Henkers

Titel: Anastasija 05 - Die Stunde des Henkers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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leitete er den Sicherheitsdienst der Filmgesellschaft Syrius und war mit seinem neuen Leben sehr zufrieden. Gegen fünf Uhr erschien er in Nastjas Büro. Er war fast zwei Meter groß, grünäugig, voller Lebensfreude und von unverwüstlicher Gesundheit. Nastjas Büro füllte sich mit dem Geruch des kalten, sonnigen Tages, den Stassow von draußen mitbrachte.
    »Was ist denn passiert mit dem werten Oleg Jurzew?«, fragte er, während er eine Tasse heißen Kaffee von Nastja entgegennahm. »Hat er es endlich geschafft?«
    Nastja nickte. »Angeblich hat er sich vergiftet.«
    »Das gefällt mir«, grinste Wladislaw.
    »Was gefällt dir? Dass er sich vergiftet hat?«
    »Nein, mir gefällt dein bedeutungsvolles ›angeblich‹. Willst du damit sagen, dass so wohlhabende und erfolgreiche Leute wie er niemals freiwillig aus dem Leben scheiden?«
    »So ungefähr. Oder bist du anderer Meinung?«
    »Alles kommt vor im Leben, Nastja. Aber in Bezug auf Jurzew hast du wahrscheinlich Recht. Er hat auf mich den Eindruck eines optimistischen Menschen gemacht, der nicht zu Depressionen neigt. Obwohl ich kaum mehr als zwei Stunden mit ihm verbracht habe. Wie ist das alles denn passiert?«
    »Jurzew ist nach Moskau gekommen, um an einem Empfang der Ölgesellschaften teilzunehmen. Einigen Ehrengästen aus dem Ausland hatte er sogar die Anreise bezahlt. Der Empfang fand im Hotel Rossija statt. Jurzew war sehr liebenswürdig, unterhielt sich mit Bekannten, aber plötzlich wurde er sehr blass und verließ den Raum. Nach einiger Zeit kam er zurück und sah wieder ganz frisch und munter aus. Er begann erneut, im Raum umherzugehen und sich mit Bekannten zu unterhalten. Aber dann unterbrach er das Gespräch, das er gerade führte, ging ein Stück zur Seite und holte ein Päckchen mit Tabletten aus seiner Hosentasche. In diesem Moment sah er nicht sehr gut aus. Er schob sich eine Tablette unter die Zunge und brach im nächsten Moment zusammen. Etwa zehn Minuten später war er tot. Das ist im Grunde alles.«
    »Was für Tabletten waren das?«
    »Natürlich pures Gift. Er hatte ein ganzes Päckchen davon bei sich, es war neben ihm auf den Boden gefallen. Solche Tabletten kann man nirgends kaufen, es war kein legales Erzeugnis. Aber wenn es bei uns ganze Laboratorien gibt, die illegal Drogen herstellen, dann dürfte es kein Problem sein, auch tödliches Gift zu produzieren. Die Frage ist nur, warum er diese Tabletten mit sich herumgetragen hat, noch dazu in dieser Menge. Hatte er vielleicht vor, die ganzen Gäste zu vergiften?«
    »Und das Päckchen, in dem die Tabletten waren?«
    »Es war nur ein Blatt Papier aus Jurzews eigenem Notizbuch. Darin waren die Tabletten eingewickelt. Prima, was?«
    »Besser könnte es nicht sein. Und was will dein Chef in dieser Situation von mir?«
    »Ich vermute, er will mit den Kollegen von der Abteilung zur Bekämpfung des organisierten Verbrechens Wettrennen spielen. Aber lass mich weitererzählen. Die Obduktion der Leiche hat ergeben, dass bei Jurzew keinerlei ernsthafte gesundheitliche Schäden Vorlagen, Herz und Kreislauf waren in einem für sein Alter durchaus zufrieden stellenden Zustand. Es bleibt also unklar, warum ihm auf dem Empfang so plötzlich schlecht geworden ist. Etwa eine halbe Stunde vor seinem Tod hatte er ein Medikament eingenommen, das zur Gruppe der Benzodiazepine gehört, Diazepam oder etwas in dieser Art. Diese Präparate helfen nicht gegen Schmerzen und werden nicht bei chronischen Erkrankungen angewandt. Die Frage ist, warum er es eingenommen hat.«
    »Warum nimmt man so etwas überhaupt ein?«, fragte Stassow. »Sind das nicht Beruhigungsmittel? Hatte Jurzew irgendwelchen Stress?«
    »Vielleicht. Fragt sich nur, warum. Die Gäste des Empfangs, die befragt wurden, konnten dazu nichts Aufschlussreiches sagen. Jurzew hatte mit niemandem Ärger oder Streit, alles verlief völlig friedlich. Aber es stellt sich eine andere Frage: Woher hatte er das Benzodiazepin? Man fand bei ihm kein entsprechendes Fläschchen oder Päckchen. Bedeutet das, dass er eine einzige solche Tablette in seiner Hosentasche herumgetragen hat? So etwas gibt es nicht. Wenn jemand gesundheitliche Probleme hat und auf ein Medikament angewiesen ist, dann trägt er es in ausreichender Menge bei sich. Er steckt nicht eine einzelne Tablette ein, sondern nimmt das ganze Päckchen mit.«
    »Das leuchtet ein. Du meinst also, dass ihm jemand die Tablette gegeben hat?«
    »Genau das meine ich. Ihm ist schlecht geworden, er ist in die

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