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Anastasija 05 - Die Stunde des Henkers

Anastasija 05 - Die Stunde des Henkers

Titel: Anastasija 05 - Die Stunde des Henkers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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neun Jahre alt.
    »Wo kommt ihr her?«, erkundigte sich Nastja. »Habt ihr etwas Schönes unternommen?«
    »Haben wir«, sagte Stassow, während er den Wagen anließ. »Ich habe Lilja gezeigt, wie Filme gedreht werden.«
    »War es interessant?«
    »Nicht besonders«, antwortete Lilja gleichmütig. »In den Büchern ist es interessanter. Die Wirklichkeit ist ein bisschen langweilig.«
    »Gibt es denn Kinderbücher über das Filmemachen?«, fragte Nastja erstaunt.
    »Unsere Lilja liest schon lange keine Kinderbücher mehr«, erklärte Stassow.
    »Was liest sie denn dann? Lilja, wer ist dein Lieblingsschriftsteller?«
    »Meine Stiefmutter.«
    »Wer?« Nastja ließ vor Überraschung die Zigarette fallen, die sie sich eben hatte anstecken wollen.
    »Meine Stiefmutter. Sie schreibt am besten von allen.«
    Nastja wandte sich erstaunt an Stassow.
    »Schreibt deine Tatjana etwa Bücher? Sie ist doch Untersuchungsführerin.«
    »Sie ist beides. Tagsüber ist sie Untersuchungsführerin, abends schreibt sie Krimis. Lilja ist vernarrt in diese Krimis.«
    »Was für eine Familie. Man könnte ja richtig neidisch werden.«
    Sie brachten Lilja nach Sokolniki, wo ihre Mutter, Stassows Ex-Frau, wohnte, dann fuhren sie in Richtung Stschelkowskij-Chaussee.
    »Stassow, spann mich nicht auf die Folter«, flehte Nastja. »Was hat Tatjana gesagt?«
    »Sie hat so einiges gesagt, aber es ist vertraulich. Mchitarow war ihr gut bekannt, er war des Schmuggels an der Nordwest-Grenze verdächtig und wurde schon lange beobachtet, aber man konnte ihm nichts nachweisen. Alle Erkenntnisse über ihn sind operativer Art. Er hat sich mit seiner eigenen Waffe erschossen, in seinem eigenen Haus. Er war zu dieser Zeit nicht allein in der Wohnung, seine Frau und sein erwachsener Sohn waren ebenfalls zu Hause. Sonst niemand. Nach Aussagen seiner Frau und seines Sohnes hat Mchitarow sich am Vorabend seines Selbstmords mit irgendwelchen Geschäftspartnern aus Chabarowsk getroffen, danach war er sehr verstimmt und irgendwie verändert, seltsam verlangsamt in seinen Bewegungen. Und am Tag darauf hat er sich erschossen. Das ist die ganze Geschichte, Anastasija Pawlowna.«
    »Könnte es Erpressung gewesen sein? Hat man ihm vielleicht angedroht, ihn zu entlarven?«
    »Könnte sein«, stimmte Stassow zu.
    »Was waren das für Geschäftspartner? Sind ihre Namen bekannt?«
    »Das ist genau der Punkt. Nach Mchitarows Selbstmord hat die Miliz sämtliche Hotels der Stadt nach diesen zwei Männern abgesucht, aber man hat sie nicht gefunden. Allerdings ist ja noch nicht viel Zeit vergangen seither. In zwei, drei Tagen wird man mehr wissen. Möglicherweise haben sie auch gar nicht im Hotel gewohnt. Natürlich wird man auch den Flughafen überprüfen, aber auch das will nicht viel heißen. Es könnte ja sein, dass sie gar nicht direkt aus Chabarowsk gekommen sind, sondern ein Flugzeug nach Moskau genommen haben und von dort den Zug oder das Auto.«
    »Kann es denn sein, dass niemand ihre Namen kennt?«, wunderte sich Nastja. »Mchitarows Frau zum Beispiel. Sie weiß schließlich auch, dass sie aus Chabarowsk sind.«
    »Sie weiß es von ihrem Mann, mehr hat er ihr nicht gesagt.«
    »Hat sie die Männer wenigstens gesehen?«
    »Jetzt wird es interessant. Mchitarows Frau kam gegen acht Uhr abends nach Hause. Als sie im siebten Stock aus dem Lift trat, begegnete sie zwei Männern. Sie stiegen in den Lift und fuhren nach unten. In der Wohnung sah die Frau ihren Mann Tassen aus dem Wohnzimmer in die Küche tragen und fragte ihn, ob er Besuch gehabt habe. Er sagte, dass zwei Geschäftspartner aus Chabarowsk da gewesen seien. Waren es die, die ich eben am Lift getroffen habe? fragte die Frau. Der eine so ein Großer, Grauhaariger, schon etwas älter, der andere so ein Kleiner, Dunkler, wahrscheinlich ein Kaukasier. Nein, erwiderte Mchitarow, meine Gäste sahen völlig anders aus. Es waren zwei junge Russen. Aber als man heute Morgen die Nachbarn befragte, stellte sich heraus, dass niemand von ihnen Besuch gehabt hat von den zwei Männern, die Mchitarows Frau gesehen hat. Jedenfalls hat es niemand zugegeben.«
    »Vielleicht haben sie jemanden im Haus gesucht und waren irrtümlich auf diese Etage geraten.«
    »Vielleicht«, sagte Stassow. »Aber die Petersburger Kollegen waren sehr rührig und haben einen halbwüchsigen Jungen ausfindig gemacht, der an dem bewussten Tag vor dem Hauseingang mit seinem Hund gespielt hat. Dieser Junge hat die beiden Männer gesehen, als sie das Haus

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