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Anastasija 06 - Widrige Umstände

Anastasija 06 - Widrige Umstände

Titel: Anastasija 06 - Widrige Umstände Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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hatte, signalisierte eine wichtige Information, die nicht ins Schema passte. Sie legte ein Foto auf ein Blatt mit der Überschrift »Airumjan«. Das war erst einmal alles. Nun konnte sie anrufen.
    Oleg Subow war wie üblich mürrisch und missmutig. Außerdem hatte Gordejew ihm offenbar befohlen, seine Zunge im Zaum zu halten, sodass Nastja große Mühe hatte, ihn zum Reden zu bringen.
    »Versteh doch, Nastja, unsere Kriminalisten und der Untersuchungsführer blasen nicht ins selbe Horn. Der Untersuchungsführer ist alt und krank, geht bald in Pension, wir haben Mitte Juni, und er war noch nicht im Urlaub. Was soll er mit unserem Mord? Er möchte, dass es ein Unfall war. Und auf den Mann und den warmen Teekessel pfeift er, wenn die nicht in seine Hypothese Tod durch Stromschlag passen. So ist er nun mal, er will auf seine alten Tage keine überflüssigen Scherereien. Wenn du ihm einen Koffer voller Beweise bringst, dass die Filatowa ermordet wurde, dann, bitteschön, kümmert er sich um die Ermittlungen. Aber wenn nicht, dann macht er keinen Finger krumm, dann schließt er die Akte und fertig. Und unsere Jungs, das weißt du ja selber. Die wollen im Gegenteil, dass es Mord war und dass dieser Fahrer der Täter war. Offenbar gefällt ihnen seine Nase nicht.« Oleg lachte spöttisch. »Und von einem anderen Mörder wollen sie nichts hören. Sie können den Mann samt dem warmen Teekessel auch nicht gebrauchen. So liegen die Dinge.«
    »Hast du denn diesen unglückseligen Teekessel selbst angefasst?«
    »Klar doch. Und sogar geschätzt, wann er gekocht hat. Gegen halb zwei, plus minus fünf Minuten.«
    Nastja erfuhr von Subow, dass es in keinem der beiden Zimmer einen Teppich gab und dass das Geld in einer Holzschatulle aufbewahrt wurde, die sich in einem Schubfach im Flurschränkchen befand.
    Gurgen Artaschessowitsch Airumjan war im Gegensatz zu Subow freundlich und wortreich. Außerdem mochte er Nastja Kamenskaja, die so ganz anders war als seine beiden Enkeltöchter, temperamentvolle, rastlose und, wie er fand, wirrköpfige und leichtsinnige Mädchen.
    »Guten Tag, mein kleiner Goldfisch, guten Tag, meine Schöne«, dröhnte er in den Hörer. »Nett, dass du dich mal wieder bei Großvater Gurgen meldest. Bestimmt wegen der Filatowa? Den Bericht habe ich an den Untersuchungsführer geschickt.«
    »Gurgen Artaschessowitsch, nur in zwei Worten, ja? Sie wissen doch, der Chef lässt mich nicht zum Untersuchungsführer«, bettelte Nastja.
    »Also, in zwei Worten: Ich weiß nicht, woran die Filatowa gestorben ist.«
    »Wie das?« Nastja war verblüfft.
    »Ganz einfach. Der Tod trat durch Herzversagen ein. Bei der Obduktion wurden keinerlei chronische oder akute Erkrankungen festgestellt, die den Herzstillstand verursacht haben könnten. Strommarken wurden ebenfalls nicht nachgewiesen, aber ich räume durchaus ein, dass sie an einem Stromschlag gestorben sein kann. Verstehst du, mein Sonnenschein, in zehn bis fünfzehn Prozent treten keine solchen Marken auf. Das steht in jedem Lehrbuch. Aber wenn du nicht zwei Worte hören willst, sondern drei, dann beantworte ich dir eine Frage, die der Untersuchungsführer zu stellen vergessen hat. Wahrscheinlich hatte er es sehr eilig, oder er wollte nicht. Willst du?«
    »Natürlich.«
    »Also, meine Schöne. In dem Buch »Leichenschau am Fundort«, erschienen neunzehnhundertneunundachtzig, kannst du auf Seite hundertsiebenundfünfzig lesen, dass der Untersuchungsführer mich hätte fragen müssen: Weist der Körper der Filatowa Verletzungen auf, die nicht auf einen Stromschlag zurückzuführen sind? Darauf hätte ich ihm geantwortet, dass die Filatowa eine Prellung am Kopf hatte, die ich mir nicht erklären kann, und andererseits nicht die Prellungen aufweist, die ich erwartet hätte. Das ist mein drittes Wort. Willst du auch das vierte hören, oder bist du schon selber darauf gekommen?«
    »Bin ich«, erwiderte Nastja. »Ich habe die Fotos gesehen, und mir ist gleich aufgefallen, dass die Küche winzig ist. Bei einem Sturz wäre die Filatowa garantiert gegen die Tischkante und den Hocker gefallen. Und diese Prellungen vermissen Sie?«
    »Ich bete dich an, mein Vögelchen, es ist ein Vergnügen, mit dir zu reden. Und die Prellung, die ich gefunden habe, ist nichts Halbes und nichts Ganzes. Einerseits sieht es aus, als wäre sie auf den Boden gestürzt. Andererseits hätte die Prellung bei einem Sturz aus der Höhe ihrer Körpergröße, mal abgesehen von Tisch und Hocker, größer sein

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