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Anastasija 07 - Mit tödlichen Folgen

Anastasija 07 - Mit tödlichen Folgen

Titel: Anastasija 07 - Mit tödlichen Folgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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müssen. Das wäre natürlich der Extremfall, an den ich eigentlich nicht glauben möchte, und darum müssen wir beide feststellen, wer bezeugen kann, dass Sie wirklich gegen zehn Uhr abends bei der Wasnis waren und dass sie noch lebte, als Sie wieder gingen. Und möglichst jemanden finden, dem sie erzählt hat, dass Nikolai Charitonow da war und endlich das ganze Geld zurückgezahlt hat.«
    Diese Methode brachte Korotkow oft weiter. Seinen Verdacht nicht verhehlen, ganz offen mit dem Betreffenden reden, sich bekümmert zeigen und dem Verdächtigen anbieten, ihm bei der Suche nach Entlastungsmomenten zu helfen. Wenn jemand unschuldig war, nahm er den Kripobeamten den Löwenanteil der Arbeit ab, war er aber schuldig, dann verriet er sich auf jeden Fall früher oder später, und je aktiver er handelte, desto eher unternahm er einen falschen Schritt und entlarvte sich selbst.
    »Was sagen Sie da?«, Charitonow war aufrichtig erschrocken. »Sie glauben, ich hätte Alina . . .?«
    »Ich möchte das nicht glauben, Nikolai Stepanowitsch«, erwiderte Korotkow sanft. »Aber die Umstände – Sie sehen ja selbst. Kurz gesagt, sie sprechen nicht zu Ihren Gunsten. Wäre das Geld in der Wohnung der Wasnis gefunden worden, würde sich die Frage so nicht stellen. Wo ist es geblieben? Lassen Sie uns zusammen versuchen, Sie von dem Verdacht zu befreien. Denken Sie nach, wer hat Sie in der Nähe ihres Hauses oder ihrer Wohnung gesehen? Wer kann bestätigen, dass Sie bei ihr waren? Fangen wir erst einmal damit an.«
    Charitonow strengte sein Gedächtnis an, schwitzte, wurde nervös, konnte sich aber an nichts erinnern. Dafür lieferte er eine Liste der Leute, von denen er sich an diesem Tag Geld gepumpt hatte, mit dem Versprechen, es in nächster Zeit zurückzuzahlen. Nach der Vernehmung Charitonows befragte Korotkow diese Leute, es waren insgesamt vier, und fand zwei Dinge heraus. Erstens, die gesamte geforderte Summe wurde in der Zeit zwischen ein Uhr mittags und fünf Uhr nachmittags aufgetrieben. Zweitens, allen seinen Gläubigern hatte Charitonow versprochen, das Geld im Laufe einer Woche zurückzuzahlen. Und diese beiden Umstände missfielen Major Korotkow. Wenn Charitonow das Geld bereits um fünf zusammenhatte, warum war er dann erst um zehn zu Alina gefahren? Worauf hatte er gewartet? Warum hatte er gezögert? Und wie wollte er das Geld im Laufe einer Woche zurückzahlen? Hätte er große Einnahmen erwartet, dann hätte er sich doch auch mit Alina einigen können, ihr hoch und heilig versprechen, das Geld binnen einer Woche zu zahlen, anstatt Hals über Kopf sechstausendsechshundert Dollar auftreiben zu müssen. Warum hatte er das nicht getan?
    Darauf gab es, wie seine Kollegin Nastja Kamenskaja sagen würde, nur zwei Antworten. Entweder hatte er zu diesem Zeitpunkt bereits vor, Alina das Geld zwar zu bringen (mochte sie es zählen und sich beruhigen), sie dann aber zu töten und das Geld wieder einzustecken. Oder es gab einen Umstand, der ihn hinderte, sich mit Alina oder Smulow zu einigen. Was konnte das sein?
    Korotkow entschied, dieses Rätsel der Kamenskaja zu überlassen, während er selbst den Regisseur Andrej Lwowitsch Smulow aufsuchen würde. Gestern, am Samstag, war mit ihm kaum vernünftig zu reden gewesen, er war vollkommen niedergeschlagen, verstand den Sinn der ihm gestellten Fragen kaum und antwortete zusammenhanglos. Heute konnte man wahrscheinlich schon versuchen, von ihm ein paar Informationen zu bekommen.
    * * *
    Korotkow genügte ein Blick auf den Regisseur Smulow, um zu verstehen, was echtes, unverhohlenes Leid war. Der vierzigjährige Andrej Smulow sah so gut aus, dass er unweigerlich die heftige Antipathie eines jeden Mannes wecken musste, doch im Augenblick weckte er nicht weniger heftiges Mitgefühl. Er litt Höllenqualen, das sah man auf den ersten Blick.
    Smulow lebte in einer großen, bequemen Wohnung, deren Einrichtung von seiner Gastlichkeit zeugte. Die weichen Sessel, kleinen Sofas und niedrigen kleinen Tische im riesigen Wohnzimmer waren zweifellos für viele Gäste gedacht. Überhaupt war die ganze Wohnung mit Geschmack und Liebe eingerichtet.
    Smulow hatte sich wieder in der Hand; er bot dem Kripobeamten einen bequemen Sessel in seinem schicken Wohnzimmer an und brachte Tee und zwei Aschenbecher, für jeden einen.
    »Fangen wir an, Jura Viktorowitsch«, sagte er, bemüht, gefasst zu klingen. »Fragen Sie.«
    Zu allem, was unmittelbar den Morgen des sechzehnten September und das Auffinden des

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