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Anastasija 07 - Mit tödlichen Folgen

Anastasija 07 - Mit tödlichen Folgen

Titel: Anastasija 07 - Mit tödlichen Folgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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Leichnams von Alina Wasnis betraf, war Smulow bereits gestern vom Dienst habenden Untersuchungsführer befragt worden, der zum Tatort gekommen war. Korotkows Aufgabe heute war eine andere: So viel wie möglich über Alina Wasnis in Erfahrung zu bringen. Die Regieassistentin Jelena Albikowa hatte schließlich gestern erklärt, Andrej Smulow habe Alina am nächsten gestanden und sie besser gekannt als jeder andere.
    »Ja, ich kannte sie besser als alle anderen«, bestätigte Smulow. »Aber machen Sie sich keine falschen Hoffnungen, Jura Viktorowitsch, selbst ich kannte sie nicht bis ins Letzte. Alina war unglaublich verschlossen. Und sehr verletzlich. Wir waren vier Jahre zusammen, und in diesen vier Jahren hatte ich immer wieder das Gefühl, sie eigentlich überhaupt nicht zu kennen.«
    »Etwas konkreter bitte, wenn es geht«, bat Korotkow. »Und von Anfang an.«
    »Von Anfang an . . . Na schön, dann eben von Anfang an. Begegnet bin ich Alina in unserem Musikstudio, bei Leonid Degtjar. Und habe mich in sie verliebt. Sofort, auf der Stelle, und zwar so sehr, dass mir die Luft wegblieb. Verstehen Sie? Mit ihr gearbeitet habe ich erst später, das war alles ganz banal. Jeder Regisseur dreht mindestens einen Film mit seiner Geliebten, wenn sie Schauspielerin ist, versteht sich. Egal, ob sie begabt ist oder nicht, als seine Geliebte bekommt sie eine Rolle. Manche besetzen ihre Geliebten sogar, wenn sie keine Schauspielerinnen sind und nie welche waren. Ich habe natürlich gesehen, dass Alina Talent hat, das war unbestritten. Aber es war alles irgendwie . . . Verwaschen vielleicht. Wie eine Kassette, auf der geniale Musik sein soll, aber dann drückt man auf den Knopf und hört nichts davon. Es rauscht oder die Geschwindigkeit stimmt nicht, jedenfalls ist es nicht das Wahre. Aber ich habe Alina sehr geliebt, darum habe ich sie trotzdem besetzt und immer wieder versucht, alles aus ihr herauszuholen. Es war offensichtlich, dass sie am Set nicht alles gab, dass irgendetwas sie hemmte, auch wenn sie sich sehr bemühte. Sie werden es nicht glauben, aber es hat zwei Jahre gedauert, bis ich Alina so weit hatte, sich nicht mehr vor mir zu verschließen. Von da an funktionierte es. Ich drehte »Ewige Angst«. Alina spielte die Hauptrolle. Und wie sie spielte! Alle sahen, dass sie eine Schauspielerin der Zukunft vor sich hatten. Eine große Schauspielerin. Eine echte Schauspielerin. Ich war stolz auf sie, ich wusste, dass auch ich einen Anteil an diesem Erfolg hatte. Und ich begann sofort mit dem nächsten Film, »Wahnsinn«, und Sie werden es nicht glauben, aber Alina spielte noch besser. Sie war unglaublich! Einmalig! Die letzte Szene, eine Außenaufnahme, wurde ein Meisterwerk, alle sagten, diese Bilder würden in die Geschichte des internationalen Films eingehen. Wir waren fast fertig mit den Dreharbeiten . . . Und nun . . . Nun ist Alina tot. Verstehen Sie? Ohne sie bin ich ein Nichts. Ich sage es Ihnen offen, bevor ich ihr begegnete, galt ich schon fast als »Ein-Film-Regisseur«. So nennt man Regisseure, die einen sehr guten Debütfilm machen, und dann läuft es immer schlechter, die Filme werden immer schwächer. So war es auch bei mir. Ich muss Ihnen die Wahrheit sagen, sonst können Sie meine Geschichte nicht verstehen: Ich hatte viel Pech in der Liebe. Sehr viel. Wahrscheinlich lief deshalb auch meine Arbeit nicht. Ich stolperte von einem Drama ins nächste, kannte nichts als Leiden und Eifersucht. Und dann kam Alina. Eine junge, schöne, begabte Frau, die mich liebte, und zwar so, dass ich ihretwegen keine einzige Minute leiden musste. Keine Minute, hören Sie? In vier Jahren nicht den geringsten Stich von Eifersucht, nie die Angst, sie könnte mich verlassen. Ich wage zu behaupten, dass sie mich genauso stark liebte wie ich sie. Kurz, ich war glücklich mit ihr. Sehr glücklich. Und in dieser Hochstimmung drehte ich »Ewige Angst«, und der Film wurde ein Erfolg! Nicht nur für mich, sondern für uns beide. Ich war wie neu geboren, ich begriff, dass ich erstklassige Filme machen konnte. Aber nur, solange sie an meiner Seite war. Ohne sie bin ich ein Nichts. Eine Null. Schöpferisch impotent.«
    Smulow wiederholte, was er bereits gestern gesagt hatte. Ohne Alina könne er nicht arbeiten.
    »Andrej Lwowitsch, warum haben Sie eigentlich nicht geheiratet?«, fragte Korotkow. »Sie waren doch beide frei. Was hinderte Sie daran?«
    »Nichts. Nichts hinderte uns. Aber Alina hatte Aussichten, ein echter Star zu werden, und ein

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