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Anastasya (German Edition)

Anastasya (German Edition)

Titel: Anastasya (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Mitterer
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wieder da, wo wir hingehörten. In der kleinen Wohnung in Graz. Der Ort, der mir momentan fast am liebsten war. Obwohl ich ja nach Hause wollte.
    Während der ganzen Fahrt hatte es geregnet und ich hatte meinen Blick nicht ein einziges Mal vom Fenster abgewandt. Ich hatte mich kaum bewegt und Daniel auch nicht.
    Wir redeten dann doch noch. Aber nicht darüber, wieso ich auf einmal weg wollte. Auch nicht darüber, warum ich jetzt unbedingt nach Russland wollte.
    Er wollte einfach mit mir sprechen.
    „Ich habe genug von der Scheinbeziehung, denn es ist längst keine mehr“, erklärte er. „Ist dir eigentlich mal aufgefallen, dass wir ziemlich gut zusammen passen? Wir verbringen seit so langer Zeit Tag für Tag und Nacht für Nacht miteinander und im Gegensatz zu Jared könnte ich mir nicht vorstellen, auch nur eine andere anzusehen. Und er sagt, dass ihm Liljana manchmal echt auf die Nerven geht. Mir ist aufgefallen dass du mir, egal was du tust oder sagst, nicht auf die Nerven gehst und dass ich dich glücklich machen will. Damit meine ich jetzt nicht speziell im Bett, natürlich auch da, vor allem da, aber ich finde, dass wir schon seit langem eine echte Beziehung führen und uns auch ruhig mal eingestehen können, dass wir uns lieben, denn ganz ehrlich: Ich würde es dir schon gerne sagen. Nicht nur einmal, immer wieder. Und ich will damit aufhören, dir Geld zu geben. Ich weiß, du willst es so aber ich will das nicht mehr und ich tue es nicht mehr. Wenn du Geld willst such dir einen anderen, aber ich kann dir eins jetzt schon sagen, du wirst zurück kommen“, meinte er.
    Ich musste erst verinnerlichen, was er gesagt hatte, reagierte aber dann schnell, nickend. „Ich weiß“
    „Gut, dann rede ich jetzt weiter“, verkündete er. „Also ich habe mir gedacht wir machen genauso weiter wie bisher, nur dass du von jetzt an so viel Geld haben kannst wie du willst. Wenn du etwas haben willst, sag es mir du kriegst es und im Gegenzug dafür will ich nur eines. Seit ein paar Wochen habe ich einen kleinen Wunsch, der immer größer und wichtiger wird. Und ich dachte es ist an der Zeit, es dir mitzuteilen. Langsam sind wir alt genug um über sowas zu reden“, ich konnte mir schon denken, was er jetzt sagen würde. „Ich will ein Kind“, sagte er. Er sprach genau das aus, was ich befürchtet hatte. Ein Kind.
    Nein, bitte nicht!
    Ich konnte Kinder nicht ertragen! Ich konnte mich kaum um meinen eigenen Bruder kümmern und kleine Kinder waren noch schlimmer. „Ich bin aber noch nicht bereit für sowas“, murmelte ich, anstatt ihm Minutenlang zu erklären, dass ich unfähig war, etwas großzuziehen.
    Er schüttelte den Kopf. „Ich würde für dich alles machen und du kannst mir nicht einmal diesen kleinen Gefallen tun?“
    Es klang saublöd, aber ja so war das. Ich liebte ihn und ich wollte ihn genauso wenig verletzen wie er mich, aber ich konnte mir einfach nicht vorstellen, mich Fortzupflanzen. Ich hatte alles andere als ein Händchen für kleine Lebewesen. Ich hatte in dieser Beziehung einfach nie ein gutes Vorbild gehabt.
    „Du enttäuschst mich“, erklärte er. Ich zuckte die Schultern. Was sollte ich machen. Er hatte Recht. Es lag an mir. Aber ich konnte es nicht ändern. Und ich wollte es nicht ändern. Ich ging auf ihn zu und legte meine Arme um seinen Körper. Ich hatte keine Ahnung, wieso ich das tat, vermutlich um ihn zu beruhigen, oder vom eigentlichen Thema abzulenken. Aber beides misslang mir.
    „Ich will, dass du gehst“, flüsterte er und befreite sich aus meinem Griff. Er sagte nichts mehr, drehte sich weg und ging ins Schlafzimmer.
    Ich atmete langsam aus und ein. Irgendetwas passierte da mit mir. Es fühlte sich an als hätte er mir den Boden unter den Füßen weggezogen. Er liebte mich nicht mehr. Von einer Sekunde auf die andere war alles weg. Er wollte, dass ich ging. Er wollte mich nicht mehr.
     
    Und was machte ich? Ich ging. Wieso? Das wusste ich nicht. vielleicht, weil mir klar war, dass es keinen Sinn hatte, hier zu bleiben. Ich hatte ihm mehr als einmal gesagt, wo ich hin wollte und da ging ich jetzt hin. Naja, ich ging nicht. Ich war irgendwie ein bisschen zu deprimiert, also setzte ich mich in den nächsten Zug. Der würde einige Stunden brauchen, genug Zeit zum nachdenken. Dazu kam ich aber nicht viel, denn was mir während dieser Fahrt alles begegnete war unglaublich. Innerhalb von Österreich war alles okay. Es kam ein Mann herein.
„Kann ich mich hier hinsetzen?“, fragte er.

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