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Anastasya (German Edition)

Anastasya (German Edition)

Titel: Anastasya (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Mitterer
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Anni“ Das war ja ein großartiger Plan B.
    „Leck mich“, zischte ich.
    „Toll, jetzt kennen wir alle deine Vorlieben“, raunte es von der Tür.  Charly war wieder da. Sie sah jetzt besser aus als vorhin. Sie sah nicht mehr so blass aus. Und vor allem schien sie neue Energie zu haben. Das war gut. „Worüber redet ihr?“, fragte sie.
    „Über die Zukunft“, antwortete Lena schnell. Ich konnte noch nicht einmal nachdenken, was ich sagen würde.
    „Und das heißt?“
    Ich atmete tief ein und aus. „Ich bin eingeladen, in acht Tagen in der Gruft der Königsfamilie zu erscheinen“
    Ich sprach es aus und schon hatte sie ihre Blässe wieder. Sie sah aus, als würde sie gleich umfallen. Ich verstand aber nicht, was daran so dramatisch war. Ich musste lediglich hin kommen, was dort passieren würde war wieder eine ganz andere Sache. Es war nicht wie früher. Den Folterkeller gab es angeblich nicht mehr. Er war in eine riesige Garage umgewandelt worden, weil die Söhne gerne an Autos herumbastelten.
    „Da du ja sowieso schon so geschockt bist, dürfte ich erfahren, was du mit meiner Waffe gemacht hast?“, fragte ich. Lena schaute mich verwirrt, Charly wütend an.
    „Ich würde gerne sagen, ich hab sie in hohem Bogen aus dem Fenster geworfen, aber sie liegt in der Küche auf dem Schrank ganz links“, erklärte sie. Mich wunderte, dass sie mir das sagte, wo sie mich doch so schockiert angesehen hatte. Andererseits, wenn ich eine Einladung bekommen hatte, dürfte sie eine Schusswaffe ja nicht mehr wundern oder?
    Ich stand auf und ging in die Küche. Mit einer schnellen Bewegung kletterte ich auf die Theke und tastete nach der Waffe. Als ich sie herunter genommen hatte und verstecken wollte, drängte sich mir eine Frage auf. Wo zum Teufel sollte ich das Ding verstecken? Wohin damit? In die Hose wie vorher ging schlecht, die zeichnete sich jetzt sicher ab. Ich brauchte eine Jacke!
    Ich ging wieder zurück zu Lena und Charly. Sie bemerkten, dass ich ein kleines Problem hatte. „So groß ist sowas?“. Fragte Lena überrascht.
    „Dumm gelaufen. Entweder du kaufst dir eine neue Hose oder wirfst die Waffe weg“, Charly war offenbar amüsiert. Ich schüttelte den Kopf. War es denn wirklich so offensichtlich gewesen, dass das in meiner Hose nicht ausschließlich mein Hintern war? Scheinbar schon. Vielleicht hatte diese kleine Lesbe auch genauer hingesehen, wenn nicht sogar einmal hin gefasst.
Ein grauenvoller Gedanke.
    „Oder du gibst mir eine Jacke“, murmelte ich. Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht … das war offensichtlich Charlys Devise.
    Und sie lebte nach Strich und Faden danach…
    Sie grinste. „Ich kann dir auch einen Pullover stricken“
    Stricken. Ich hatte immer alle bewundert, die das konnten. Ich war schon immer zu blöd dazu gewesen. Nicht, dass das irgendwann mal In war, aber es gefiel mir eigentlich schon immer. Meine Mutter konnte es mir allerdings nicht beibringen.
    Außerdem dauerte es extrem lange, bis man so einen Pullover oder einen Schal gestrickt hatte, ich hatte ohnehin alle Zeit der Welt.
    „Auch okay. Dunkelblau mit einer möglichst großen Tasche, wenn möglich“, was sie eigentlich sarkastisch gemeint hatte, fasste ich als Vorschlag auf und jetzt konnte sie nicht mehr anders, als mit einen Pullover zu stricken und eine Tasche einzubauen, die groß genug für die Pistole war. Ich liebte diese Spielchen mit dem Sarkasmus.
    Sarkasmus war eine Waffe. Man konnte sich verbal verteidigen, wenn man es beherrschte. Ich weiß nicht, ob ich ihn beherrschte, aber ich glaubte zumindest, dass ich es tat, also wandte ich ihn ziemlich häufig an. Meistens dann, wenn ich glaubte, dass mein Gegenüber es sowieso nicht verstehen würde.
    Dann war es besonders lustig.
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    -7-
     
     
     
     
     
    Nur wenige Tage später wollte ich eigentlich möglichst unbemerkt die Wohnung verlassen und mich auf den Weg machen. Aber Lena folgte mir und ließ sich nicht mehr von der Idee abbringen, mich zu begleiten. Wäre sie ein Mensch gewesen, hätte ich ihr sofort den Lauf der Waffe an die Stirn gehalten, aber das hätte bei ihr wenig ausgelöst. Vielleicht hätte sie ein wenig Angst gehabt, weil sie noch nie einen Schuss abbekommen hatte und nicht wusste, dass das komplett ungefährlich war.
    „Weißt du, was heute für ein Tag ist?“, fragte Lena. Ich zuckte die Schultern. Irgendein …

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