Anastasya (German Edition)
du es bist“, sagte er und streckte die Zunge raus. Ich sah seine Fänge. Sie waren länger als meine. Das bedrückte mich im ersten Moment irgendwie, aber im zweiten fiel mir ein, dass ich stärker war und ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Er hielt mir die Hand hin. „Komm“, sagte er. Ich legte meine Hand in seine und so gingen wir die Treppe hinunter. Es fühlte sich irgendwie komisch an. Noch vor einer Stunde stand ich allen hier so unterwürfig gegenüber. Und jetzt…
Jetzt ließ ich mich einfach von ihm führen. Er wusste, wo wir hingehen mussten, ich war verwirrt. Ich hatte die Burg gefühlte dreimal umrundet, ehe ich den Eingang gefunden hatte.
Kaum dass wir das riesige Schloss verlassen hatten, liefen uns zwei Männer hinterher. Keine zehn Sekunden später zwei weitere.
„Was habe ich gesagt?“, er grinste, als ich mich umdrehte.
Was mich echt überrasc hte war, dass Lena echt damit gerechnet hatte, dass ich zurück kam. Und ihre Reaktion war ebenfalls einzigartig.
„Anni du solltest dich mal umziehen… Und deine Haare sehen aus, als wärst du gerade vergewaltigt worden“, sagte sie erschrocken. Scheinbar realisierte sie nicht, wer vor ihr stand. Oder sie hielt ihn für eine Illusion.
Schließlich behirnte sie die Situation und machte einen Knicks. Das wäre mir nie eingefallen, verflucht.
Ich machte einen Schritt auf sie zu und umarmte sie. „Du bist ja immer noch da“, murmelte ich.
Sie schaffte es gerade noch, ihre Arme um mich zu legen, ehe sie mich ernst anstarrte. „Du hast mich allerdings auch ziemlich lang warten lassen“
„ Ich hatte noch nicht viel Zeit, mir meine Rechte erklären zu lassen“, murmelte ich.
Marius lachte.
„Was tun wir denn jetzt?“, fragte sie mich verwirrt, wohlwissend, dass sich alle anderen auch Gedanken darüber machen würden.
„Ich muss hierbleiben“
„Wirklich?“ Ihre Augen weiteten sich.
„Ja“ Ich wusste nicht, wer es gesagt hatte, nur dass es einer der Leibgarde war. Später erfuhr ich, dass sein Name Tristan war. Ich lernte sogar, ihn zu mögen. Hätte ich ihn nicht gemocht, hätte ein einziges Wort gereicht und er wäre durch einen anderen ausgetauscht worden.
„Du wirst also hierbleiben und hier leben? Für immer?“, fragte Lena weiter.
„Gezwungener Weise“, murmelte Marius.
„Was… ich meine… Wie bitte?“
„Anordnung meines Vaters… Sein Wille geschehe“ , erklärte er.
„Nichts für ungut, ich will ja nicht deinen neuen Schwiegerpap i beleidigen, aber was soll ich denn bitte ohne dich machen?“
Darüber hatte ich mir ehrlich gesagt noch keine Gedanken gemacht. Ich war mit dem Wissen, mein Schicksal nicht selbst in der Hand zu haben ebenso wenig begeistert wie Marius.
„Ich denke, dass sich noch ein kleiner Raum für dich reservieren ließe“, erklärte Marius.
„Nein, das kann ich unmöglich annehmen“, wehrte sie ab und machte einen Schritt zurück.
„Entweder das oder deine Schwester“, murmelte ich, ohne meinen Blick zu heben, ich starrte den Schnee an.
„Ist das nicht etwas spontan?“, fragte sie unsicher.
„Ich habe vor einer halben Stunde erfahren, dass ich den Rest mei nes Lebens an ihn gebunden bin, sag du mir nichts von Spontanität“
Er starrte mich fassungslos an. „Was ist denn so schlimm daran, mit mir zusammen zu sein? Bin ich so unausstehlich oder willst du mich einfach nur gern ärgern?“ Er zwang mich dazu, ihm in die Augen zu sehen.
„Gar nichts von beidem. Ich bin nur mit der Gesamtsituation überfordert“, gab ich kleinlaut zu. Was sollte ich denn sagen? Was erwartete er von mir?
„Denkst du, ich nicht?“
Ich rollte die Augen und schaute weg. Er packte meinen Arm und drehte mich wieder zu ihm. „Mir wurde bis zum heutigen Tag verboten, Frauen anzufassen, mich mit ihnen zu unterhalten oder sie auch nur zu lange anzusehen und dann kommst du und man erwartet von mir, dass ich weiß, wie ich mich verhalten muss. Kannst du dir vorstellen, wie es ist, wenn man innerhalb einer Sekunde in eine ganz neue Welt eintritt, die man nicht kennt und von der einem immer gesagt wurde, dass sie schlecht ist? Kannst du nicht. Aber wir müssen beide damit klarkommen also tu mir einen Gefallen und sag mir nicht, wie schlecht ich in alldem bin“
Ich weitete die Augen. Ich hatte die Chance, mir den perfekten Ehemann zu erschaffen. Er hatte wirklich überhaupt keine Ahnung, wie er mich behandeln sollte.
„Das war gerade Euer erster Streit mit
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