Anastasya (German Edition)
in dem Zimmer verbracht, als ich dann endlich raus kam wurde ich bereits vermisst und gesucht. Estefania wollte mit mir über ihre Kleider sprechen und hatte mich nicht in Marius‘ Zimmer gefunden.
Lena watschelte wie eine Ente neben uns her.
„Ja natürlich kannst du sie wieder haben“, antwortete ich ihr. Sie lächelte. Sogar liebend gern konnte sie diese Fetzen zurück haben!
„Gut, danke…“, sagte sie und zog eine Augenbraue hoch. „Was hast du denn da drin getrieben?“
„Karten gespielt“
„Komm mit in mein Zimmer, Nadya, Bianka und ich wollen einmal wieder über die Idioten reden, ohne dass sie in der Nähe sind“, erklärte sie grinsend. Ich zog eine Augenbraue hoch, doch bevor ich irgendetwas Blödes sagen konnte, meldete sich Lena zu Wort.
„Mädelsabend! “, rief sie begeistert. In der Halle saßen wie jeden Tag ein paar Vampire, die auf den Tod warteten. Interessiert hoben sie den Kopf, senkten ihn aber gleich wieder, weil sie sich für ihre Neugierde schämten. Als ich sah, dass sich auch Lena ein bisschen schämte, begann ich erneut, zu grinsen.
Schließlich wurde ich wieder ernst. „Gehen wir?“, fragte ich und schaute Estefania an.
Diese grinste und nickte dann. „Klar!“ Sofort drehte sie sich um und hüpfte wie eine Gazelle die Treppe hoch. Ich versuchte, ihr halbwegs elegant zu folgen. Bisher hatte ich nie darauf geachtet, wie ich mich fortbewegte. Vermutlich hielten mich alle für ein Trampeltier.
Keine Ahnung, unwichtig. Ich hatte kein Interesse daran, irgendjemandem zu gefallen. Abgesehen von Marius, aber ich denke, dass ich ihm auch in einem Kartoffelsack gefallen hätte. Er war froh, dass er überhaupt einmal eine abbekam. Aber scheinbar war er mit der Blüte meines Körpers überfordert. Jeder andere hätte mich sofort ausgezogen und aufs Bett geworfen. Entweder war er dümmer als alles, was ich kannte, oder er hatte wirklich einfach nur keine Ahnung, was er tun musste. Vielleicht musste ich die Initiative ergreifen…
„ Ich hole schnell die anderen“
„Jaja“, murmelte ich geistesabwesend.
Marius war schon irgendwie etwas Besonderes. Auf der einen Seite versuchte er, hart und männlich rüber zu kommen, aber manchmal war er auf irgendeine Weise auf meine Hilfe angewiesen. Er brauchte jemanden, der ihm sagte, was er zu tun hatte. Jemanden wie mich.
Lena und ich setzten uns auf das orange Ledersofa. Ich hasste diese Farbe. Es war kein schönes Orange, mehr so ein dreckiges.
Die Wände waren zartrosa gestrichen, was überhaupt nicht zur Farbe des Ledersofas passte. Es wurde zwar durch eine Studie bewiesen, dass diese Farbe einen beruhigte, aber mich machten farbige Wände grundsätzlich aggressiv. Genauso wie die Duftkerzen auf einem kleinen Regal, die nach Zimt und Vanille rochen. Dieses Zimmer war die Hölle.
Während mein Gehirn weiterhin die Einrichtung dieses Ra umes kritisierte, beobachteten meine Augen das Geschehen. Lena streifte wie ein Tiger auf der Lauer hin und her, bis endlich die anderen kamen. Dann lief sie zu ihnen und begrüßte sie alle. Währenddessen starrte ich das riesengroße Prinzessinnenbett an. Ich war froh, dass ich sowas nie bekommen hatte. Es war ja wirklich übertrieben. Für meine Eltern waren Betten sowieso ein unleistbarer Luxus. Zumindest fanden sie es nicht so schlimm, dass ich, wenn ich mich ausruhen wollte, in einer Ecke des Zimmers saß und an die Decke starrte.
Mein Blick wanderte immer noch durch den Raum. Grässlich!
„Hi Anni“, Nadya kam auf mich zu. Instinktiv stand ich auf und sie nahm mich in den Arm. Es fühlte sich komisch an, aber ich wehrte mich nicht.
„Bitte nenn mich nie wieder so“, murmelte ich unhörbar.
Als nächste kam Bianka und umarmte mich ebenfalls. Schließlich grinste mich noch Estefania an und ich fühlte mich so klein neben den Dreien. Lena war noch einen halben Kopf kleiner als ich aber die drei waren mindestens einen Kopf größer als ich.
Während die drei anfingen, sich wie allerbeste Freunde über die Jungs zu unterhalten, und Lena immer wieder einmal etwas dazu sagte, hörte ich nur zu und schwieg. Ich war nicht wirklich in der Stimmung, mich über mein Privatleben zu unterhalten. Außerdem war es mir irgendwie peinlich, dass ich bei ihm noch nichts erreicht hatte. Nicht, dass ich das versucht hätte. Das war vielleicht das Problem, dass ich bei ihm nicht so war, wie ich es gerne sein würde. Ich war eine ganz andere Person in seiner Nähe. So ruhig und zurückhaltend. Wieso
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