Anastasya (German Edition)
Sämtliche Männer hatten das Haus verlassen, es war unglaublich. Etliche Mitglieder der Leibgarde begleiteten sie. Die Eskorte sah ziemlich beeindruckend aus.
Meine Aufgabe war es nun, Lena zu beruhigen. Sie hatte doch wirklich Angst, dass er nicht zurück kommen würde. Und wenn ich ehrlich bin, ganz tief in mir drin befand sich das Selbe Gefühl. Ich zeigte es aber nicht so offensichtlich.
Sie zitterte am ganzen Körper und sah aus, als würde sie gleich in sich zusammen sacken. Ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte, also versuchte ich einfach, sie möglichst fest zu halten und stellte mich darauf ein, dass sie gleich umkippen würde.
Aber sie blieb stark. Sie richtete sich auf und starrte mich an. Ihre Augen waren glasig.
Innerhalb der nächsten Stunden stellte sich uns die Frage, was zur Hölle wir jetzt tun sollten. Ich hatte auf diesem Anwesen kaum zwei Sekunden ohne Marius verbracht. Jetzt war er weg und ich wusste nicht, für wie lange. Ich wusste nicht, ob Lena das genauso sah. In den letzten Tagen oder Wochen hatte ich sie nicht gesehen und im Grunde nicht einmal gewusst, was sie gerade machte. Es hatte mich nicht interessiert, ich hatte nämlich ein kleines Problem gehabt. Ich war nämlich noch nicht ganz mit meiner Situation klar gekommen. Immer noch nicht.
Gut, mittlerweile hatte ich mich schon damit abgefunden, dass ich ihn nie wieder loswerden würde, aber ich machte mir Sorgen, ob er nicht irgendwann vielleicht darauf kommen würde, dass ich ihm nicht gut genug war. Meine Herkunft passte nicht einmal annähernd zu seiner und ich hatte panische Angst davor, mit ihm zu schlafen. Nicht, dass das mein einziger Gedanke war, aber wenn man Tag und Nacht halbnackt mit jemandem in einem Bett lag kam einem früher oder später dieser Gedanke.
„Übrigens kommt Charly bald“, murmelte Lena. Ich war überrascht. Sie hatte sich schneller wieder gefangen, als ich erwartet hatte. Sie hatte es vor mir geschafft. Langsam wurde es peinlich für mich.
„Warum?“
„Weil Amadeus sie kennen lernen will. Und er hat gefragt, ob du auch noch eine Familie hast, die man herbringen lassen könnte. Ich habe ihm gesagt, dass er bereits alle einmal hier hatte…“, erklärte sie.
Ich nickte. Ich wusste nicht, ob ich ihr jemals von meinen Brüdern, die sich um die ganze Welt verstreut hatten, erzählt hatte, aber ich wollte nicht, dass jemand Kontakt zu ihnen aufnahm. Ich hatte sie noch nie interessiert und wenn sie jetzt angekrochen kämen – was ich ernsthaft bezweifelte, weil sie dazu vermutlich zu stolz waren – dann wäre das ziemlich erbärmlich.
„Gut “, stammelte ich und ging. Ich wusste nicht einmal, wohin ich ging. Mein einziger Gedanke war Bewegung. Jetzt. Sofort.
„Denkst du, dass sie ihn wirklich finden?“, fragte sie unsicher.
Ich zuckte die Schultern. Das war mir egal. Mir war egal, was sie machten, solange sie zurückkamen. Und das möglichst bald. „Ich weiß, dass sie ihn finden“, antwortete ich.
Wenn man von etwas besessen war, dann trieb einen dieses Gefühl solange, bis man das Ziel erreicht hatte. Nichts konnte einen abbringen. Und wenn er fliehen wollte, war er dumm. Sie waren so viele...
Wir bewegten uns weiter durch das Labyrinth aus Gängen, Fluren und Türen, von denen ich n icht wusste, wo sie hinführten. Vielleicht wäre es am Klügsten gewesen, das Haus durch die Garage zu verlassen und dann drum herum zu laufen und den Eingang zu suchen.
Irgendwann lief mir durch Zufall Tristan über den Weg. „Tristan!“, rief ich ihn.
Er kam zu mir. „Ja?“
„Wie komme ich denn hier raus?“
„Ihr habt Euch verlaufen?“
„Nicht verlaufen, ich weiß nur den Weg nicht“
„Kommt mit mir“, sagte er und führte uns.
„Wo bist du eigentlich, wenn du nicht bei mir bist?“, fragte ich ihn.
Er deutete auf eine Tür im Erdgeschoss direkt neben der Treppe. „Falls Ihr mal zum pokern vorbeikommen wollt“, erklärte er.
„Ich kann nicht pokern“
„ Ich zeige es Euch gern“
„Na dann“
Ich ging mit ihm mit. Er brachte mir pokern bei und das war beim besten Willen nichts, das viel Wissen erforderte. Das Problem war bei uns allerdings, dass sich jeder alle Karten merkte.
Ich war aber grundsätzlich nicht besonders gut in dem Spiel. Also fingen wie nach einer guten Stunde an, Monopoly zu spielen. Und als wir acht Stunden später damit fertig waren stieß Jacob dazu und wir spielten Risiko. Jacob war unfassbar schlecht darin.
Ich glaube ich habe gute zwei Tage
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