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Anathem: Roman

Anathem: Roman

Titel: Anathem: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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einzige ist.«
    »Ja. Und darüber schreibt Paphlagon, wenn er nicht gerade unseren studiert.«
    »Jetzt bin ich etwas verwirrt«, sagte ich. »Hast du mir nicht vor einer Minute noch erzählt, er hätte sich mit der HTW beschäftigt?«
    »Schon, aber man könnte den Protismus – die Überzeugung, dass es noch einen anderen, von reinen theorischen Formen bewohnten Daseinsbereich gibt – als früheste und einfachste Polykosmostheorie ansehen«, bemerkte er.
    »Weil er zwei Kosmen postuliert«, sagte ich in dem Bemühen, Schritt zu halten, »einen für uns und einen für gleichschenklige Dreiecke.«
    »Ja.«
    »Die Polykosmostheorien, von denen ich gehört habe – diejenigen um die Rekonstitution herum – sind etwas völlig Anderes. In diesen Theorien gibt es mehrere Kosmen, die von unserem getrennt, aber ähnlich sind. Voll mit Materie, Energie und Feldern. Immer im Wandel begriffen. Keine ewigen Dreiecke.«
    »Nicht immer so ähnlich, wie du denkst«, sagte Arsibalt. »Paphlagon gehört zu einer Tradition, die glaubte, der klassische Protismus sei nur eine andere Polykosmostheorie.«
    »Wie konntest du nur …«
    »Das kann ich dir nicht sagen, ohne dir alles zu erzählen«, erklärte Arsibalt und hob seine fleischigen Hände hoch. »Worauf ich hinauswill, ist, dass er an irgendeine Form der Hyläischen Theorischen Welt glaubt. Und dass es andere Kosmen gibt. Das sind die Themen, für die Suur Aculoä sich interessiert.«
    »Wenn also der HEFSA wirklich existiert …«, sagte ich.

    »Ließ er oder sie Paphlagon kommen, weil der Polykosmos irgendwie zu einem heißen Thema wurde.«
    »Und wir vermuten jetzt, dass, was immer ihn dazu machte, auch die Schließung des Sternrunds bewirkt hat.«
    Arsibalt zuckte die Achseln.
    »Tja, was könnte das bloß sein?«
    Wieder zuckte er die Achseln. »Das ist was für dich und Jesry. Aber vergesst nicht, dass die Zampanos auch einfach nur verwirrt sein könnten.«
     
    Eines Tages schaffte ich es endlich wieder in das Kellergeschoss von Shufs Dotat und brachte drei Stunden damit zu, Sammann beim Mittagessen zuzuschauen. Er machte den Ausflug fast täglich, aber nicht immer zur selben Zeit. Wenn schönes Wetter war und die Tageszeit stimmte, setzte er sich auf die Brüstung, breitete auf einer kleinen Decke etwas zu essen aus und genoss, während er aß, die Aussicht. Manchmal las er ein Buch. Seine Häppchen und Delikatessen konnte ich nicht alle identifizieren, aber sie sahen besser aus als das, was wir zum Mittagessen bekamen. Manchmal, wenn der Wind aus Nordosten blies, konnten wir riechen, was die Ita kochten. Das kam uns immer so vor, als verspotteten sie uns.
    »Ergebnisse!«, verkündete ich Lio, als ich das nächste Mal mit ihm allein auf der Wiese war. »Gewissermaßen.«
    »Tatsächlich?«
    »Ich glaube, du hattest recht.«
    »Recht womit?« Inzwischen war nämlich so viel Zeit vergangen, dass er unser früheres Gespräch über Sammann vergessen hatte. Ich musste ihn daran erinnern. Dann war er sprachlos. »Mannomann«, sagte er, »das ist ein Erfolg.«
    »Könnte sein. Ich weiß immer noch nicht, was ich davon halten soll«, sagte ich.
    »Was macht er? Hält er ein Schild vor das Auge? Benutzt Zeichensprache?«
    »Dafür ist Sammann zu schlau«, sagte ich.
    »Was? Das klingt, als sprächst du über einen alten Freund.«
    »Mittlerweile kommt er mir fast so vor. Sooft wie er und ich schon zusammen zu Mittag gegessen haben.«
    »Und wie spricht – sprach – er mit dir?«
    »Während der ersten achtundsechzig Tage ist er ein richtiger
Langweiler«, sagte ich. »Dann, am neunundsechzigsten, passiert etwas.«
    »Tag neunundsechzig? Was bedeutet das für uns Übrige?«
    »Nun, es ist ungefähr zwei Wochen nach der Tagundnachtgleiche und neun Tage, bevor Orolo verstoßen wurde.«
    »Gut. Und was macht Sammann an Tag neunundsechzig?«
    »Nun, normalerweise, wenn er oben an der Treppe ankommt, nimmt er eine Tasche von der Schulter und hängt sie um einen Steinknopf, der dort aus der Brüstung ragt. Er reinigt die Objektive. Dann geht er hinüber und setzt sich auf die Brüstung, die oben flach und ungefähr einen Fuß breit ist; er nimmt sein Mittagessen aus dieser Tasche, breitet es dort vor sich aus und isst es.«
    »Nun gut. Was passiert an Tag neunundsechzig?«
    »Außer der Schultertasche trägt er noch etwas im Arm, das wie ein Buch aussieht. Das legt er als Erstes auf die Brüstung. Dann macht er sich an seinen gewohnten Ablauf.«
    »Es liegt also genau im

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