Anathem: Roman
stimmt’s?«
» Vollkommen . Aber es ist etwas . Es ist ein dicker fetter Hinweis. Ein Geschenk von Sammann.«
»Dann hast du also auch angefangen, in die Sonne zu gucken?«
»Ich habe keine Schutzbrille«, erinnerte ich ihn, »aber auf dieser Tafel sind mehr als zwanzig Sonnentage aufgezeichnet. Wenn ich also morgen anfange, kann ich wenigstens schauen, was die Sonne vor drei und vier Monaten gemacht hat.«
Die Großen Drei: Die Konzente Saunt Munkoster, Saunt Tredegarh und Saunt Baritoe, die geographisch gesehen dicht beieinanderliegen und zahlreiche Merkmale gemeinsam haben, z. B. Gründung im Jahr 0 A. R., verhältnismäßig viele Avot, reich ausgestattet, hohes Ansehen wegen früherer Leistungen.
DAS WÖRTERBUCH, 4. Auflage, A. R. 3000
Am nächsten Morgen nach einem Theorikvortrag gingen Jesry, Tulia und ich zum Reden auf die Wiese. Es war der erste richtig schöne Frühlingstag, und alle Welt spazierte draußen umher, sodass wir das Gefühl hatten, wir könnten das tun, ohne aufzufallen.
»Ich glaube, ich habe EFSA gefunden«, verkündete Tulia.
»Du meinst HEFSA«, berichtigte Jesry sie.
»Nein«, sagte ich, »wenn Tulia eine solche Person gefunden hat, ist sie nicht mehr hypothetisch.«
»Ich nehme alles zurück«, sagte Jesry. »Wer ist der Einflussreiche Fid?«
»Ignetha Foral«, sagte Tulia.
»Der Nachname klingt irgendwie vertraut«, sagte Jesry.
»Die Familie ist ein paar hundert Jahre lang wohlhabend gewesen, nach säkularen Maßstäben also eine angesehene, alteingesessene Familie. Sie hat viele Verbindungen zur mathischen Welt – vor allem nach Baritoe.«
Saunt Baritoe grenzte an Landformen an, die, solange der Meeresspiegel sich anständig benahm, einen riesigen, hervorragenden Hafen bildeten, vorausgesetzt, er war nicht unter Packeis begraben und der Fluss, der in ihn mündete, war nicht ausgetrocknet oder umgeleitet worden. Etwa ein Drittel der Zeit seit der Rekonstitution hatte um die Mauern von Baritoe herum eine große Stadt gelegen – natürlich nicht immer dieselbe Stadt -, und so hatte der Konzent den Ruf, städtisch und weltgewandt zu sein, mit vielen Verbindungen zu Familien wie, anscheinend, den Forals. Die Prokier waren dort stark vertreten, und in ihrem Unariermath bildeten sie junge Säkulare aus, die später Juristen, Politiker oder Geschäftsleute wurden.
»Was gestattet man uns, über sie zu wissen?«, fragte Jesry.
Die Frage war treffend formuliert. Einmal im Jahr, zur Jahresapert, arbeiteten unsere Unarier Zusammenfassungen der säkularen Nachrichten des soeben zu Ende gegangenen Jahres durch. Einmal alle zehn Jahre, unmittelbar vor der Jahrzehntapert, nahmen sie sich dann die zehn zurückliegenden Jahreszusammenfassungen noch einmal vor und erstellten daraus eine Jahrzehntzusammenfassung, die später zu unserer Bibliothekslieferung gehörte. Das einzige Kriterium, das eine Nachricht erfüllen musste, um in eine Zusammenfassung zu kommen, war, dass sie nach wie vor interessant erschien. Damit wurden im Wesentlichen alle Nachrichten herausgefiltert,
die die Tageszeitungen und täglichen Sendungen der säkularen Welt ausmachten. Jesry fragte Tulia gerade, was Ignetha Foral getan hatte, das interessant genug war, es in die neueste Jahrzehntzusammenfassung geschafft zu haben.
»Sie hatte – als eine von etwa einem Dutzend hochrangigen Leuten – einen bedeutenden Posten in der Regierung; sie setzte sich gegen den Himmelswart zur Wehr, worauf der sich ihrer entledigte.«
»Sie umbrachte?«
»Nein.«
»In ein Verlies warf?«
»Nein, sie bloß feuerte. Ich nehme an, sie hat jetzt einen anderen Job, in dem sie immer noch über genug Einfluss verfügt, um jemanden wie Paphlagon zu evozieren.«
»Dann war sie also eine Fid von Suur Aculoä?«
»Ignetha Foral verbrachte sechs Jahre im Unariermath in Baritoe und schrieb eine Abhandlung, in der sie einen Vergleich zog zwischen Paphlagons Werk und dem anderer, äh …«
»Leute wie Paphlagon«, sagte Jesry ungeduldig.
»Ja, aus früheren Jahrhunderten.«
»Hast du sie gelesen?«
»Wir haben kein Exemplar bekommen. Vielleicht in zehn Jahren. Ich bin schon ins Untere Labyrinth gegangen und habe einen Antrag durchs Gitter geschoben.«
Irgendjemand in Baritoe – wahrscheinlich ein Unarierfid – würde Forals Abhandlung von Hand abschreiben und uns schicken müssen. Wenn ein Buch sehr beliebt war, taten Fids das auch ungefragt, und die Abschriften gingen dann von Math zu Math.
»Man sollte doch meinen, dass eine
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