Anathem: Roman
nächsten kam«, sagte sie.
»Perfekt.«
»Ich glaube, da gibt es eine Krümmung«, sagte sie.
»Eine Krümmung?«
»So als – würde, was immer diese Funken erzeugt, sich nicht in einer geraden Linie bewegen«, sagte sie. »Es fliegt offensichtlich zwischen uns und der Sonne – im Augenblick überquert es die Sonnenscheibe. Aber die Lochlinie ist für meine Begriffe nicht gerade.«
»Angenommen, es befindet sich in einer Umlaufbahn, dann ist das wirklich merkwürdig«, sagte ich. »Dann müsste es sich eigentlich in gerader Linie fortbewegen.«
»Es sei denn, es nimmt gerade eine Kursänderung vor«, beharrte sie. »Vielleicht haben diese Funken etwas mit seinem Antriebssystem zu tun.«
»Ich erinnere mich jetzt, wo ich diese Blauschattierung schon mal gesehen habe«, sagte ich.
»Wo denn?«
»In Cords Werkstatt. Dort haben sie eine Maschine, die mithilfe von Plasma Metall schneidet. Das Licht, das davon ausgeht, hat genau diesen Blauton. Denselben wie ein heißer Stern.«
»Jetzt überschreitet es den Rand der Sonnenscheibe«, sagte sie. Dann: »He!«
»He was?«
»Es hat angehalten.«
»Keine Funken mehr?«
»Keine Funken mehr. Ich bin mir ganz sicher.«
»Also, bevor ich dieses Ding bewege, mach bitte ein paar Nadelstiche um den Rand der Sonnenscheibe herum, damit wir wissen, wo sie sich im Verhältnis zu all dem befand. Mithilfe von ihr und der Zeit – können wir dieses Ding finden!«
»Wie denn?«
»Wir können berechnen, wo am Himmel die Sonne an diesem Tag des Jahres um 14 Uhr stand. Das heißt, vor welchen der so genannten Fixsterne sie vorbeizieht. Dieses Plasmafunkending, das wir verfolgt haben, befand sich an derselben Stelle. Das heißt, es wird, außer wenn es seine Umlaufbahn erneut ändert, bei jedem Umlauf vor denselben Fixsternen vorbeiziehen. Wir können es am Himmel finden.«
»Es scheint aber mühelos seine Umlaufbahn zu ändern«, sagte Ala, während sie mit einer Reihe eng nebeneinanderliegender Nadelstiche minuziös den Umriss der Sonnenscheibe nachzog.
»Aber ein Teil des Rätsels, das wir bis jetzt noch nicht verstanden haben, ist – vielleicht -, dass es das nur tut, wenn es nah an der Sonne vorbeizieht. Solange wir also diese Camera obscura haben, können wir danach Ausschau halten.«
»Warum sollte die Position der Sonne irgendeinen Unterschied bewirken?«
»Ich glaube, es versteckt sich«, sagte ich. »Wenn es das, was es gerade getan hat, am Nachthimmel täte, könnte jeder es mit bloßem Auge sehen.«
»Aber wir waren in der Lage, es mit einem Loch und einem Blatt Papier zu sehen!«, bemerkte Ala. »Also ist das eine ziemlich wirkungslose Art, sich zu verstecken.«
»Und Sammann kann es anscheinend mit einer Schweißerbrille sehen«, sagte ich. »Der Unterschied ist aber: Leute wie du und ich und Sammann sind …«
»Sind was?«, fragte sie. »Gescheit?«
»Ja. Und wer oder was immer dieses Ding ist, ihm ist es egal, ob gescheite Leute wissen, dass sie da oben sind. Sie lassen uns von ihrer Existenz wissen …«
»Was der Säkularen Macht nicht passt …«
»Und Orolo wurde ausgestoßen, weil er es sich angeschaut hatte.«
Wir brauchten eine Weile, um von dort wegzukommen. Zu viel war im Gange. Ich rollte das Papier zusammen und steckte es in meine Kulle. Ala hob den Blumenstrauß auf. Das erinnerte mich daran, weshalb ich ursprünglich hergekommen war und was wir gemacht hatten, bevor Ala die Funken bemerkt hatte. Ich kam mir vor wie ein Trottel, dass mir das hatte entfallen können. Zu dem Zeitpunkt hatte Ala sich jedoch schon an Saunt Chanderas Verderben erinnert und fragte sich gerade, was damit passieren sollte. So machten wir einen Tausch: Ich gab ihr das Diagramm und sie mir die Blumen, sodass ich das Risiko auf mich nehmen konnte, sie wieder nach unten zu schmuggeln.
»Was sollen wir als Nächstes machen?«, überlegte ich laut.
»Womit?«
Wir hatten die Falltür geöffnet. Viel Licht flutete herein. Ich wollte schon herausplatzen: »Mit dem, was wir gerade gesehen haben«, als ich ihren Gesichtsausdruck bemerkte – sie wappnete sich dagegen, erneut verletzt zu werden. Ich glaube, ich habe mich gerade noch rechtzeitig gebremst.
»Möchtest du …, sollen wir …«, fing ich an, bevor ich die Augen schloss und es einfach sagte: »Ich glaube, wir sollten vor allen anderen offen dazu stehen.«
»Damit bin ich einverstanden«, sagte sie.
»Ich schätze, ich werde es für morgen ansetzen. Nach der Provene.«
»Ich sage Tulia Bescheid«,
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