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Anathem: Roman

Anathem: Roman

Titel: Anathem: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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zwei Stunden zu unterbrechen.
    Außerdem war da noch etwas anderes im Gange, nämlich, dass sich, was Cord betraf, alles verändert hatte, seit Yul aufgetaucht war. Die beiden konnten einfach viel miteinander anfangen. Was immer zwischen ihnen vor sich ging, ich gehörte nicht dazu, und das machte mich eifersüchtig.
    Wir fuhren durch eine weitere Ruinenstadt, die fast so »flach« und fast so gründlich ausradiert war wie die gestern.
    »Die Praxik der Cousins ist nichts, wovor man in Ehrfurcht erstarren müsste«, sagte ich. »Wir haben an diesem Raumschiff nichts gesehen, was in unserem eigenen Praxischen Zeitalter nicht auch hätte gebaut worden sein können. Das bringt mich auf den Gedanken, dass wir eine Waffe bauen könnten, mit der ihr Raumschiff unschädlich gemacht werden kann.«
    Cord lächelte, und die Spannung war verschwunden. »Du klingst wie Fraa Jad neulich!«, rief sie mit offenkundiger Zuneigung – zu mir.

    »Ach wirklich? Was hat der alte Mann denn gesagt?« Ich konnte hören, wie der Schmerz aus meiner Sprache wich.
    Sie konnte seine brummige Stimme ziemlich gut imitieren. »›Ihre elektrischen Systeme könnten durch Dingsbums-Feldimpulse außer Kraft gesetzt werden.‹ Darauf Lio: ›Ich bitte um Verzeihung, Fraa Jad, aber wir wissen nicht, wie man die macht.‹ – ›Na ja, ganz einfach, man baut nur eine phrastische Anordnung von Dingsda-Feldinduktoren. ‹ – ›Entschuldige, Fraa Jad, aber diese Theorik kennt niemand mehr, und es bedarf eines dreißigjährigen Studiums, um auf den neuesten Stand zu kommen!‹ und so weiter.«
    Ich lachte. Doch dann – während ich im Kopf die Tage nachzählte – wurde mir etwas klar: »Wahrscheinlich treffen sie jetzt gerade in Tredegarh ein. Und fangen an, sich darüber zu unterhalten, wie sie diese Dingsda-Feldinduktoren herstellen.«
    »Das will ich hoffen!«
    »Die Säkulare Macht hat vermutlich tonnenweise Informationen über die Cousins, die sie uns bis jetzt vorenthalten hat. Vielleicht ist sie sogar raufgeflogen und hat mit den Cousins gesprochen . Ich wette, dass sie diese ganzen Informationen bei der Konvox den Fraas und Suurs gibt. Ich wünschte, ich wäre da. Ich bin es leid, nichts zu verstehen! Stattdessen helfe ich Fraa Jad zu verstehen, warum ein Verstoßener eine sieben Jahrhunderte alte archäologische Ausgrabungsstätte besuchen will.« Hilflos schlug ich auf das Armaturenbrett.
    »He!«, sagte Yul in gespielter Empörung und tat so, als würde er ausholen und mich auf die Schulter boxen.
    »Das gehört wohl zum Schachfigurendasein dazu«, fuhr ich fort.
    »Deine Vorstellung von der Konvox klingt für mich ziemlich romantisch«, sagte Cord. »Viel zu optimistisch. Erinnerst du dich an den ersten Tag in der Maschinenhalle, als wir versucht haben, siebzehn Leute in sechs Fahrzeuge zu bekommen?«
    »Lebhaft.«
    »Diese Konvoxgeschichte ist wahrscheinlich genau so, nur tausend Mal schlimmer.«
    »Außer es ist so jemand wie ich da«, sagte Yul. »Ihr solltet mal sehen, wie ich siebzehn Touristen auf vier Flöße kriege.«
    »Yul ist aber nicht in Tredegarh«, bemerkte Cord, »du verpasst also nichts. Entspann dich einfach und genieß die Fahrt.«
    »Gut«, sagte ich und lachte kurz auf. »Deine Menschenkenntnis scheint besser zu sein als meine.«

    »Was ist dann ihr Problem mit mir?«, fragte Yul.
    Im Laufe der Fahrt wechselten die meisten von uns zwischen den beiden Fahrzeugen hin und her. Eine Ausnahme bildete Gnel, der in seinem Hol blieb, wenn er auch zuweilen Sammann das Lenkrad überließ.
    Am nächsten Tag, als Cord und ich ein paar Stunden allein waren, erzählte sie mir, dass sie und Yul jetzt miteinander gingen.
    »Tja«, sagte ich, »das erklärt vermutlich, warum ihr beide so viel freie Zeit mit ›Feuerholz sammeln‹ verbringt.« Ich wollte gar kein Schlaumeier sein, sondern nur diese Art Geplänkel nachahmen, die Cord und Yul so locker austauschten. Doch Cord wurde ziemlich verlegen, und ich erkannte, dass ich der Wahrheit zu nah gekommen war. Ich suchte nach etwas anderem, was ich sagen konnte. »Nun, jetzt, wo du es mir gesagt hast, kommt es mir vor, als hätte es so sein sollen. Vermutlich habe ich es nur nicht gesehen, weil ich die Vorstellung hatte, du wärst mit Rosk zusammen.«
    Das fand Cord ziemlich albern. »Erinnerst du dich an die ganzen Gespräche, die ich neulich mit ihm am Nicknack hatte?«
    »Ja.«
    »Also, da haben wir uns eigentlich getrennt.«
    »Ich bin ja wirklich nicht gern ein pedantischer Avot,

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