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Anathem: Roman

Anathem: Roman

Titel: Anathem: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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von Signal mit engem Strahlenbündel«, sagte der andere, »aber gleichbleibend – nicht auf uns zusteuernd.«
    »Aktivität auf der Grundplatte!«, rief Jesry. »Genau in der Mitte.«
    Das Bild schwenkte wieder zu dem gewaltigen Kreis im Dreieck. Dann wurde es herangeholt. In der Mitte wurde ein dunkles Stäubchen sichtbar. Während es noch näher herangeholt wurde, wuchs es und erwies sich als kreisrunde Pore.
    »Abstand vergrößern!«, ordnete der Kapitän an.
    »Alles fertig zur Notbeschleunigung … drei, zwei, eins, jetzt«, sagte eine andere Stimme, und dann geriet für eine Minute alles durcheinander. Menschen und Material flogen umher. Lautes Schlagen und Zischen war zu hören. Alles, was nicht befestigt war, pflasterte schließlich die dem Ikosaeder am nächsten liegende Wand, da die Kapsel von ihm weg beschleunigte. Die Frau, die den Spulocorder hielt, keuchte und fluchte nicht weniger als andere, schaffte es aber schon bald, ihn wieder zum Fenster hinaus zu richten. »Da kommt etwas aus der Öffnung!«, verkündete Jesry, und wieder kamen wir in den Genuss einer langen, schlingernden Aufnahme, die die Platte näher heranholte. Diesmal war das Loch jedoch nicht scharfumrissen und schwarz. Es war blassrosa, mit unklarer Begrenzung. Der rosafarbene Teil bewegte sich; er löste sich von der Basis des Ikosaeders. Er war ausgeworfen worden. Jetzt trieb er im All. Das Loch schloss sich schimmernd hinter ihm.
    »Das sieht nicht nach einer Atombombe aus«, sagte jemand.
    »Die Untertreibung des Jahres«, murmelte Sammann.
    »Geht näher ran.«
    »Alles fertig zur Notbeschleunigung … drei, zwei, eins, jetzt.« Darauf folgte eine weitere chaotische Szene, als die Kapsel ihre Richtung wieder umkehrte und erneut auf das Ikosaeder zusteuerte. Wieder mussten wir warten, bis die unermüdliche Frau mit dem
Spulocorder sich zu dem winzigen, schmutzigen Fenster durchgekämpft und die Aufnahme neu eingestellt hatte.
    Sie rang nach Luft.
    Ich auch.
    »Was ist es?«, fragte eine der Stimmen. Sie konnten nicht sehen, was sie – was ich – sah, weil sie es nicht durch Vergrößerungslinsen anschauten.
    »Er ist es«, sagte die Frau mit dem Spulocorder. »Es ist der Himmelswart!« Sie verzichtete darauf, ein wichtiges Detail zu erwähnen, nämlich, dass er splitternackt war. »Sie haben den Himmelswart aus der Luftschleuse geworfen!«
    Sammann hielt den Spulo an. »Das ist zum neuesten Schlagwort geworden«, erklärte er mir. »Technisch gesehen ist es allerdings keine Luftschleuse. Es ist die Öffnung, durch die sie die kleinen Atombomben ausspucken.«
    Zu diesem Zeitpunkt war der Himmelswart noch klein und schlecht aufgelöst, aber er war schon größer geworden, und ich hatte mich gegen seinen Anblick in Großaufnahme gewappnet. »Wenn du willst, kann ich es weiterlaufen lassen«, bot Sammann nicht allzu begeistert an, »oder …«
    »Ich habe für heute genug Blut gesehen, danke«, sagte ich. »Explodiert man da nicht oder so?«
    »Irgendwie schon. Als sie ihn wieder in die Kapsel holten – nun, er sah grässlich aus.«
    »Also haben die Geometer ihn einfach – hingerichtet?«
    »Das weiß man nicht. Er könnte auch eines natürlichen Todes gestorben sein. Bei der Autopsie haben sie ein geplatztes Aneurysma gefunden.«
    »Ich kann mir vorstellen, dass sie eine Menge gefunden haben, was geplatzt ist!«
    »Igitt!«, sagte Cord von vorne.
    »Genau – deshalb ist es schwer zu sagen, ob es vor oder nach dem Rausschmiss geplatzt ist.«
    »Haben die Geometer seitdem irgendwelche Nachrichten verschickt?«
    »Wir hätten keine Möglichkeit, das zu erfahren. Dieser Spulo ist inoffiziell veröffentlicht worden. Abgesehen davon ist es den Machthabern ziemlich gut gelungen, die Informationshoheit zu bewahren.«

    »Schaut sich jeder diesen Spulo an? Weiß die ganze Welt davon?«
    »Die da oben haben den größten Teil des Retikulums ausgeschaltet, um die Weiterverbreitung dieses Spulos zu kontrollieren«, sagte Sammann. »Deshalb haben es nur ein paar Leute gesehen. Die meisten haben, wenn überhaupt, nur Gerüchte gehört.«
    »Das ist fast schlimmer als Fakten«, sagte ich und erzählte ihm von Magister Sark. »Wann ist das passiert?«, fragte ich.
    »Während wir über den Pol fuhren«, sagte er. »Einen Tag später ist die Kapsel gelandet. Außer dem Himmelswart sind alle wohlbehalten angekommen. Inzwischen hatte das Militär begonnen, sich, wie du herausgefunden hast, in Richtung Pol zu bewegen.«
    »Was für mich keinen

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