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Anathem: Roman

Anathem: Roman

Titel: Anathem: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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sind«, sagte ich, »also keine Eisblöcke in Sternen – sondern stimmige Reihen solcher Punkte: eine Weltspur, die hätte eintreten können.«
    »Was ist der Unterschied?«
    »Es handelt sich nicht einfach darum, dass ein Eisblock in einem Stern nicht geht, sondern man bekommt ihn auch nicht dorthin, und man kann ihn nicht dort halten – es gibt keine stimmige Geschichte, die ihn umfassen kann. Es geht also nicht nur darum, was möglich ist – denn im Hemnraum ist alles möglich -, sondern was kompossibel ist, das heißt, alles einschließt, was in diesem Universum noch zutreffen müsste, damit es einen Eisblock in einem Stern enthält.«
    »Tja, also ich glaube, das bekäme man hin«, sagte Emman. Die praxischen Rädchen in seinem Kopf arbeiteten auf Hochtouren. Damit verdiente er sich seinen Lebensunterhalt; man hatte ihn von seinem Posten bei einer Raumfahrtbehörde freigestellt, damit er Ignetha Foral als technischer Berater diente. »Man könnte eine Rakete konstruieren – eine Rakete mit einem Gefechtskopf, der aus dickem, hitzebeständigem Material besteht und in den ein Eisblock eingebettet ist. Dieses Ding lässt man mit hoher Geschwindigkeit in einen Stern einschlagen. Das hitzebeständige Material würde verbrennen. Aber unmittelbar danach hätte man einen Moment lang einen Eisblock, der in einen Stern eingebettet ist.«
    »Gut, das ist alles möglich«, sagte ich, »aber man kann die Frage ›Was müsste sonst noch für einen Kosmos zutreffen, zu dem ein Eisblock in einem Stern gehört?‹ so beantworten. Wenn man sich in diesen Kosmos begäbe und ihn in diesem Augenblick in der Zeit einfröre …«
    »In Ordnung«, warf er ein, »sagen wir, der Teleporter hat ein Benutzer-Interface
mit einem Konstruktionsmerkmal, das es ermöglicht, die Zeit einzufrieren, indem man immer wieder an denselben Punkt zurückspringt.«
    »Schön. Und wenn du das tätest und dir den Bereich um das Eis ansähst, würdest du die schweren Kerne des geschmolzenen Hitzeschildes im Sternenstoff herumwirbeln sehen. Du würdest die Bahn der Raketenabgase im Raum sehen, die bis zu den Brandflecken an der Abschussrampe führen würde. Diese Abschussrampe muss auf einem Planeten stehen, der imstande ist, Leben hervorzubringen, das klug genug ist, Raketen zu bauen. Um die Abschussrampe herum würdest du Leute sehen, die Jahre ihres Lebens damit zugebracht haben, diese Rakete zu konstruieren und zu bauen. Erinnerungen an diese Arbeit und an den Abschuss wären in ihren Neuronen beschlossen. Spulos von dem Abschuss wären in ihren Retikeln gespeichert. Und alle diese Erinnerungen und Aufnahmen würden weitestgehend miteinander übereinstimmen. Alle diese Erinnerungen und Aufnahmen laufen letzten Endes auf Positionen von Atomen im Raum hinaus – also …«
    »Also sind diese Erinnerungen und Aufnahmen, behauptest du, ihrerseits auch Bestandteile der in diesem Punkt im Hemnraum beschlossenen Konfiguration«, sagte Emman mit lauter, fester Stimme, da er wusste, dass er es kapiert hatte. »Und genau das meinst du mit Kompossibilität.«
    »Ja.«
    »Eis in einem Stern könnte in vielen Hemnraum-Punkten beschlossen sein«, sagte er, »aber nur ein paar davon …«
    »Verschwindend wenige«, sagte ich.
    »Schließen auch alle Aufzeichnungen – stimmige, miteinander konsistente Aufzeichnungen – darüber ein, wie er dorthin gekommen ist.«
    »Ja. Wenn du mir praxisch kommst und dir das Eistransport-Raketensystem ausdenkst, tust du im Grunde nichts anderes, als dir zu überlegen, welches Narrativ die Reihe von Bedingungen – die von der Durchführung dieses Projekts im Kosmos zurückbleibenden Spuren – hervorbrächte, die mit Eis in einem Stern kompossibel sind.«
    Wir gingen ein Stück weiter, und er sagte: »Oder, um ein weniger würdevolles Beispiel zu geben, man kann Suur Karvalls Kleidung nicht ansehen …«

    »Ohne im Geist die Abfolge von Operationen rekonstruieren zu müssen, die nötig sind, um alle diese Knoten zu schlingen.«
    »Oder zu lösen …«
    »Sie ist eine Hunderterin«, warnte ich ihn, »und die Konvox wird nicht ewig dauern.«
    »Ich soll mich nicht allzu sehr an sie hängen. Ja, ich weiß. Aber 3700 könnte ich trotzdem ein Rendezvous mit ihr kriegen …«
    »Oder Fraa werden«, schlug ich vor.
    »Das muss ich vielleicht sogar, wenn das hier vorbei ist. Hey, weißt du eigentlich, wohin du gehst?«
    »Ja. Ich folge dir.«
    »Und ich bin dir gefolgt.«
    »Okay, das würde bedeuten, wir haben uns verlaufen.« Und wir

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