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Anathem: Roman

Anathem: Roman

Titel: Anathem: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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dass gleich etwas passieren würde.
    Gleich würden ein Prokier und ein Halikaarnier einer Meinung sein.

    Dann verdarb Zh’vaern alles. Als ob er überhaupt nicht kapierte, was da vor sich ging; vielleicht war aber auch die HTW schlicht nicht so interessant für ihn. Er kam einfach nicht von Atamants Schale weg.
    »Atamant«, verkündete er, »hat seine Schale verändert.«
    »Wie bitte?«, fragte Ignetha Foral.
    »Jawohl. Dreißig Jahre lang hatte sie einen Kratzer auf dem Boden. Das ist durch Phototypien belegt. Dann, im letzten Jahr seiner Meditation – kurz vor seinem Tod – hat er den Kratzer verschwinden lassen.«
    Alle waren ganz still geworden.
    »Kannst du das bitte in polykosmische Sprache übersetzen?«, fragte Suur Asquin.
    »Er hat zu einem Kosmos gefunden, der genauso war wie derjenige, in dem er bislang gelebt hatte – bis auf die Tatsache, dass die Schale in diesem Kosmos keinen Kratzer hatte.«
    »Aber es hat doch Aufzeichnungen – Phototypien – davon gegeben, dass sie einen Kratzer hatte.«
    »Ja«, sagte Zh’vaern, »also hatte er sich in einen Kosmos begeben, der einige inkonsistente Aufzeichnungen umfasste. Und das ist der Kosmos, in dem wir uns jetzt befinden.«
    »Und wie hat er diese Großtat zustande gebracht?«, fragte Moyra, als hätte sie die Antwort bereits erraten.
    »Entweder indem er die Aufzeichnungen verändert hat oder indem er in einen Kosmos mit einer anderen Zukunft übergewechselt ist.«
    »Er war entweder ein Rhetor oder ein Inkantor!«, platzte eine junge Stimme heraus. Barb. In Erfüllung seiner Rolle als jemand, der Dinge sagte, die niemand anders sagen wollte.
    »Das habe ich nicht gemeint«, sagte Moyra. »Wie hat er das zustande gebracht?«
    »Er hat es abgelehnt, uns sein Geheimnis mitzuteilen«, sagte Zh’vaern. »Ich dachte, einige hier hätten vielleicht etwas darüber zu sagen.« Und er warf einen Blick in die Runde – verweilte jedoch am längsten bei Jad und Lodoghir.
    »Falls ja, werden sie es morgen sagen«, verkündete Ignetha Foral. »Das heutige Messale ist beendet.« Und sie bedachte Zh’vaern mit einem bösen Blick, während sie ihren Stuhl zurückschob. Emman stürmte durch die Tür und riss ihren Rucksack an sich. Frau Ministerin
rückte die Marke um ihren Hals zurecht, als handelte es sich lediglich um ein weiteres Schmuckstück, und stolzierte hinaus, gefolgt von ihrem Servitor, der unter dem Gewicht zweier Rucksäcke ächzte.
     
    Ich hatte große Pläne, wie ich die freie Zeit verbringen wollte, die mir meine Wette mit Arsibalt eingebracht hatte. Ich wollte dieses Geschenk auf so vielerlei Arten verwenden, dass ich mich nicht entscheiden konnte, wo ich anfangen sollte. Ich kehrte zu meiner Zelle zurück, um ein paar Notizen zu holen, und setzte mich auf meine Pritsche. Dann schlug ich die Augen auf und stellte fest, dass es Morgen war.
    Die Nachtstunden waren allerdings nicht ungenutzt geblieben, denn ich erwachte mit Ideen und Absichten, die nicht in meinem Kopf gewesen waren, als ich die Augen geschlossen hatte. Angesichts der Themen, die wir in letzter Zeit beim Messale besprachen, war es schwer vorstellbar, dass mein Verstand, während ich bewusstlos dagelegen hatte, nicht damit beschäftigt gewesen war, die lokalen Teile des Hemnraums zu durchstreifen und alternative Versionen der Welt zu erforschen.
    Ich ging Arsibalt suchen, der weniger geschlafen hatte als ich. Er war missmutiger Stimmung, bis ich ihm einiges von dem mitteilte, worüber ich nachgedacht hatte – falls nachdenken das richtige Wort für Vorgänge war, die ohne mein Zutun stattgefunden hatten, während ich bewusstlos gewesen war.
    Zum Frühstück aß ich ein paar feste, körnige Brötchen und Trockenobst. Hinterher ging ich zu einem kleinen Gehölz hinter dem Kapitelhaus der Ersten Makroniker. Arsibalt erwartete mich dort mit einer Schaufel, die er aus einem Schuppen entliehen hatte. Er grub eine flache Kuhle, nicht größer als eine Servierschale. Ich legte sie mit einem Stück Polyfolie aus, die ich aus einem der Müllhaufen stibitzt hatte, die Säkulare auf Schritt und Tritt zurückließen – und die in letzter Zeit auch zunehmend das Gelände dieses Konzents verunstalteten.
    »Dann mal los«, sagte ich und zog meine Kulle hoch.
    »Die besten Experimente«, sagte er, »sind die einfachsten.«
     
    Die Gegebenheiten zu analysieren dauerte nur ein paar Minuten. Der Rest des Tages ging dafür drauf, diverse Vorbereitungen zu treffen.
Wie Arsibalt und ich andere in

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