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Anathem: Roman

Anathem: Roman

Titel: Anathem: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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Abgreifer. Wir anderen waren Holer, das hieß, wir manövrierten mithilfe der Feinsteuerraketen, nahmen herantreibende Nutzlasten an den Haken und brachten sie zum Abgreifer. Ich drehte mein Gerät, um nach eintreffenden Nutzlasten zu suchen. Menschen – von denen es elf geben müsste – waren rot farbkodiert. Die Versorgungseinheit und ihr kleiner Atomreaktor waren ebenfalls rot, da wir ohne sie bald sterben würden. Darüber hinaus gab es fünfzig Mannjifieks mit Fracht. Ihre Fasernetze waren blau. Ihr Inhalt war austauschbar – jedes enthielt Wasser, Nahrungsmittel, Treibstoff und anderes Material,
das wir brauchten. Der Grund dafür war, dass wir nicht damit rechneten, sie alle bergen zu können. Als ich mich umschaute, kam es mir vor, als sähe ich eine unmöglich riesige Anzahl roter und blauer Netzknäuel in der näheren Umgebung treiben. Mein Verstand sagte mir geradeheraus, dass es unmöglich war, sie alle einzubringen. Es war eine Katastrophe. Aber ich konnte wenigstens das nächste rote ansteuern und mich vergewissern, dass der Betreffende den Flug überlebt hatte und bei Bewusstsein war. Ich begann mich für ein Rendezvous in Position zu bringen, hatte mich aber kaum zu bewegen begonnen, als ich Feinsteuerdüsen aufflammen sah. Auf meiner Anzeige erschien Jesrys Ikon. »Ich komme schon zurecht«, verkündete er ungeduldig, »such dir was, was nicht alleine klarkommt.«
    Hinter ihm kam eine blaue Nutzlast heran. Sie befand sich in der korrekten Ebene, aber ihre Umlaufbahn war etwas zu exzentrisch, sodass sie an Höhe verlor – und wahrscheinlich dazu verurteilt war, in ein paar Minuten wieder in die Atmosphäre einzutreten und zu verglühen. Ich drehte mich so, dass mein Gesicht »nach vorn« zeigte, d. h. in die Richtung, in der ich und das ganze andere Zeug uns in unseren Umlaufbahnen um Arbre bewegten, und richtete mich dann »vertikal« aus, sodass meine Fußsohlen auf Arbre zeigten und dessen Horizont parallel zu einer bestimmten, auf mein Helmvisier projizierten Linie stand. Die Nutzlast »fiel« langsam durch mein Blickfeld. Ich benutzte den Knüppel, um mich durch Rückwärtsschub abzubremsen. Die Nutzlast hörte zu »fallen« auf, was bedeutete, dass ich mich nun in derselben verhängnisvollen Umlaufbahn wie sie befand. Ein wenig zusätzliches Manövrieren brachte mich bis auf zwanzig Fuß an das Ding heran.
    In diesem Augenblick lenkte mich eine plötzliche Zunahme des visuellen Durcheinanders ab: eine rote Nutzlast, die von links nach rechts durch mein Blickfeld stürzte, streifte eine blaue. Das Ganze zog meinen Blick auf sich. Die rote und die blaue hafteten aneinander. Ich nahm an, dass es sich um eines der anderen Zellenmitglieder handelte, das tat, was ich tat. Aber wenn, dann benutzte es keinen Greifarm – sondern hielt sich lediglich mit einer Skeletthand an dem Netz fest. Die rote und die blaue Nutzlast hatten sich zu einem langsam rotierenden Doppelstern vereinigt. Ich sah kein Anzeichen dafür, dass Feinsteuerraketen gezündet wurden – keinerlei Hinweis darauf, dass der Betreffende überhaupt bei Bewusstsein war. »Ich glaube, wir haben hier jemanden, der möglicherweise
in Schwierigkeiten ist – eine unabsichtliche Kollision«, meldete ich.
    »Ich sehe, was du sieht, und schaue es mir mal genauer an«, sagte Arsibalt.
    »Ich bin ein bisschen näher«, erbot ich mich, während ich den Kopf drehte und Arsibalt herankommen sah. »Ich könnte …«
    »Nein«, sagte er, »mach weiter und nimm die Nutzlast, an der du dran bist.«
    Alsdann. Aber bevor ich zum nächsten Schritt überging, konnte ich nicht umhin, zum Ballon hinüberzuschauen. Bei der Verfolgung dieser Nutzlast hatte ich mich ein ganzes Stück davon entfernt, aber dass ich eine ganze Reihe von blauen und roten darauf zustreben sah, machte mir Mut. Suur Vay und Fraa Osa hatten ein halbes Dutzend Nutzlasten zu einem großen, sich träge drehenden Molekül von Netzen verknüpft, holten es ein und schickten sich an, es mit einem größer werdenden Komplex im Schutz des Ballons zu verbinden.
    Arsibalt berichtete: »Ich nähere mich Fraa Jad. Er hat sich mit einer blauen Nutzlast verhakt und scheint bewusstlos zu sein.«
    »Was für Bahnelemente kannst du sehen?«, fragte Lio.
    »Seine ist gefährlich hoch«, sagte Arsibalt, der von der Exzentrizität von Jads Umlaufbahn sprach. »In ein paar Minuten sitzt er in der Tinte.«
    »Dann pass auf, dass du dich nicht auch noch darin verhedderst!«, warnte ihn Lio.
    »Hintere

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