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Anathem: Roman

Anathem: Roman

Titel: Anathem: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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systematisch vorzugehen. Aber danach war es für alle Beteiligten besser. Sie haben uns in der Hauptstadt in einem Hotel untergebracht.«

    »In einem richtigen Hotel«, machte Cord mir begreiflich, »nicht in einem Kasino.«
    »Manchmal hat sich tagelang nichts getan – und wir sind ins Museum gegangen«, sagte Yul. »Dann sind sie auf einmal ganz aus dem Häuschen geraten, und wir mussten wieder ran und haben uns ein paar Stunden lang zu erinnern versucht, ob die Knöpfe am Steuerpult rund oder eckig waren.«
    »Sogar hypnotisiert haben sie uns«, sagte Cord.
    »Dann hat jemand den Medien was gesteckt«, sagte Yul düster und sah sich wachsam nach dem Mann mit dem Spulocorder um. »Je weniger Worte man darüber verliert, desto besser.«
    »Daraufhin haben sie uns für ein paar Tage außerhalb von Tredegarh untergebracht«, sagte Cord.
    »Kurz bevor sie die Mauern gesprengt haben«, fügte Yul hinzu. »Dann sind wir im Zuge des Antischwarms in eine alte Raketenbasis in der Wüste gekommen. Dort hat es mir gefallen. Keine Medien. Viele Wandermöglichkeiten.« Er seufzte hilflos. »Aber jetzt sind wir hier. Hier gibt’s keine Wandermöglichkeiten.«
    »Haben sie euch irgendwas gegeben, bevor ihr an Bord des Schiffes gegangen seid?«
    »So was wie eine Große Pille?«, sagte Yul. »Wie das hier?« Er streckte die Hand aus: Mitten darauf lag der Allestöter. Ich griff hastig nach seiner Hand, packte und schüttelte sie. Er machte ein überraschtes Gesicht. Als wir einander losließen, sorgte ich dafür, dass die Pille in meiner Hand lag.
    »Willst du meine auch?«, fragte Cord. »Die haben gesagt, das wäre ein Ortungsgerät – zu unserer Sicherheit. Aber ich hatte keine Lust, geortet zu werden, und, tja …«
    »Wenn du Sicherheit wolltest, wärst du nicht gekommen«, sagte ich.
    »Genau.« Sie übergab mir ihre Pille ein wenig diskreter, als Yul es getan hatte.
    »Was sind die Dinger denn in Wirklichkeit?«, fragte Yul. Ich war dabei, mir eine Lüge zurechtzulegen, als ich zufällig aufblickte und sah, dass er mich auf eine Weise anschaute, die keine Täuschung duldete.
    »Waffen«, formte ich mit den Lippen. Yul nickte und wandte den Blick ab. Cord sah aus, als wäre ihr übel. Während ich mich verabschiedete, verstaute ich die Pillen in einer Falte meiner Kulle, denn
ich hatte soeben Emman Beldo aus dem aufblasbaren Pavillon auftauchen sehen, zusammen mit einem Berater, der nach seiner Körpersprache zu urteilen von geringerem Rang war. Ich nahm meinen Ohrstöpsel heraus und warf ihn zur Seite. Emman sah, dass ich auf ihn zusteuerte, und sagte dem anderen, er solle verschwinden. Ich traf am Rand des Teichs mit ihm zusammen.
    »Einen Moment«, waren seine ersten Worte. Um den Hals trug er an einer Kordel ein kleines elektronisches Gerät. Er schaltete es ein, und es begann zu reden oder vielmehr Zufallssilben und Wortfragmente auf Orth von sich zu geben. Es hörte sich an, als hätte man die Stimmen von Emman und noch ein paar Leuten aufgenommen und sie durch einen Mixer gejagt. »Was ist das?«, fragte ich, und noch bevor ich die kurze Äußerung zu Ende gebracht hatte, wurde meine Stimme ebenfalls in den Mixer geworfen. Ich beantwortete mir meine Frage selbst: »Ein Gerät zur Störung von Abhörgeräten«, sagte ich, »damit wir frei reden können.«
    Er gab durch nichts zu erkennen, ob ich recht oder unrecht hatte, sondern sah mich nur interessiert an. »Du hast ja einiges an Veränderungen durchgemacht«, bemerkte er, bemüht, über dem Gemurmel von Emman- und Erasmaskauderwelsch deutlich zu reden.
    Ich klappte die Falte in meiner Kulle zurück und ließ ihn sehen, was ich mir von Yul und Cord hatte geben lassen. »Unter welchen Umständen«, fragte ich, »hast du vor, diese Dinger einzuschalten?«
    »Unter dem Umstand, dass ich den Befehl dazu bekomme«, antwortete er mit einem Blick zurück in Richtung Zelt.
    »Du weißt, was ich meine.«
    »Es ist eindeutig das allerletzte Mittel«, sagte Emman, »wenn die Diplomatie versagt und es so aussieht, als würden wir getötet oder als Geiseln genommen.«
    »Ich frage mich, ob die Zampanos überhaupt so viel Ahnung haben, dass sie das beurteilen können«, sagte ich.
    »Ich weiß, du hast mit säkularer Politik nichts am Hut«, sagte er, »aber es ist ein bisschen besser geworden, seit unsere liebenswürdigen Gastgeber den Himmelswart aus der Luftschleuse geworfen haben. Und noch besser, seit der Antischwarm seinen Einfluss geltend gemacht hat.«
    »Das konnte

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