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Anatomie

Anatomie

Titel: Anatomie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bass jefferson
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Ich machte Anstalten, ihm das Funkgerät aus der Hand zu nehmen, und er überließ es mir mit einem äußerst genervten Blick.
    »Wie schnell können sie in der Luft sein?«, fragte ich.
    »Vor dreißig Sekunden«, sagte der Flugbetriebsleiter. »Sie müssten in zwölf Minuten landen.«
    »Wow, das ist toll. Können wir inzwischen etwas für den Patienten tun?«
    »Bleiben Sie dran.« Das Funkgerät schwieg fast eine Minute, bevor der Flugbetriebsleiter von LifeStar wieder dran war. »Die Krankenschwester im Hubschrauber sagt, Sie sollen ihn ruhig halten und ihm die Füße hochlegen. Wenn er bei Bewusstsein ist und Sie eine Aspirin auftreiben können, dann geben Sie ihm die zu kauen. Das verdünnt das Blut ein wenig, vielleicht hilft es, den Blutstrom durch die Herzarterie wieder zu aktivieren.«
    »Das machen wir«, sagte ich. »Wir verabschieden uns jetzt. Danke für Ihre Hilfe.«
    »Dafür sind wir da.«
    Ich reichte Williams das Funkgerät und lief zu meinem Wagen, in dessen Kofferraum immer ein Erste-Hilfe-Set war. Irgendwo zwischen Verbandsmaterial und Feuchttüchern, Salben und OP-Handschuhen musste auch eine Schachtel Aspirin sein. Die vielen kleinen Behältnisse machten mich schier verrückt. Schließlich fand ich es: ein einzelnes Folienpäckchen mit zwei Aspirin. Mit zitternden Händen riss ich die Folie auf. Beide Tabletten fielen heraus, rutschten über die Ladefläche und rollten auf die Lücke an der Hecktür zu. Als die erste Tablette in die Aussparung hinter der Stoßstange rollte, machte ich verzweifelt einen Satz und schnappte mir die zweite, bevor sie auch noch auf Nimmerwiedersehen verschwand. Das Herz klopfte mir inzwischen bis zum Hals.
    Kitchings war wieder bei Bewusstsein, sodass Williams und ich ihn gegen ein Rad des Jeeps stützten. Während er kaute und dabei das Gesicht verzog, weil die Tablette so sauer oder die Schmerzen in seiner Brust so stark waren, erzählte ich ihm von den Schüssen, dem Absturz und wie Waylon den Schützen verfolgt hatte. Er fragte eindringlich nach den Patronenhülsen: Wie viele? »Fünf«, sagte ich. Welches Kaliber? »Waylon sagte, Kaliber .30-30. Lang, wie eine Jagdpatrone. Ihr Deputy hat sie in der Tasche.« Kitchings sah Williams an und streckte die Hand danach aus.
    Williams fischte das Taschentuch heraus, knotete es auf und legte dem Sheriff die Patronenhülsen in die offene Hand. »Vorsichtig, es könnten noch Fingerabdrücke drauf sein«, sagte ich. Mit einem Zipfel des Stoffs hob der Sheriff behutsam eine Hülse hoch und sah sich den flachen Boden an. Sein Gesicht – eine Maske aus Schmerz und Angst – blieb unverändert. »Ja, Winchester-Munition, Kaliber .30-30«, brummte er. »Leon, sagt Ihnen das irgendwas?«
    »Zum Teufel, Sheriff, allein in Cooke County gibt es gut hundert Jagdgewehre Kaliber .30-30, aus denen die abgefeuert worden sein können, und ein paar weitere Hundert im Umkreis von einem Katzensprung.« Kitchings nickte grimmig, verknotete das Taschentuch und fummelte an dem Knopf an seiner Hemdtasche herum. »Sheriff, ich wollte sie in die Dienststelle bringen und dafür sorgen, dass sie ins kriminaltechnische Labor der Kriminalpolizei kommen. Wie der Doc hier sagt, es könnten Fingerabdrücke drauf sein. Auswerferspuren und Schlagbolzenabdrücke lassen sich vielleicht auch mit der ballistischen Datenbank der Kriminalpolizei abgleichen.« Der Sheriff steckte das Taschentuch in die Tasche. »Sheriff, wenn Sie ins Krankenhaus kommen und überhaupt … Ich denke, es ist keine gute Idee, wenn Sie Beweismittel mit sich herumtragen. Das unterbricht die Beweismittelkette; zum Teufel, die Dinger könnten sogar verloren gehen.« Williams wollte nach der Tasche des Sheriffs greifen, doch Kitchings schlug ihm die Hand weg.
    »Verdammt, Leon, ich bin noch nicht tot«, knurrte er mit überraschender Kraft. »Noch bin ich der verdammte Sheriff von Cooke County, und ich nehme diese verdammten Patronenhülsen in Gewahrsam.« Williams wollte gerade den Mund aufmachen, um ihm zu widersprechen, da kam ein orangeweißer Hubschrauber über die Hügelkette und ging im Tal herunter. In dem Augenblick, in dem die Landekufen den Boden berührten, sprangen eine Krankenschwester und ein Sanitäter mit einer Trage aus der Tür. Ohne weiter auf den Deputy und mich zu achten, setzten sie die Trage auf dem Boden ab, legten den Sheriff darauf, befestigten einen Sicherheitsgurt um seine Hüfte und einen weiteren, nicht ganz so fest, um seine Brust. Dann riefen sie uns

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