Anbetung
Robertson durch die Küche. Dabei stierte er mich mit Augen an, die wilder und fiebriger als die der Kojoten an der Kirche des flüsternden Kometen waren.
Als ich damit angefangen hatte, seine Pläne ans Tageslicht zu bringen, hatte ich ihn unabsichtlich zu einer Belastung für seinen Komplizen gemacht und seine Ermordung heraufbeschworen. Obwohl nicht ich es war, der ihn erschossen hatte, empfand er offensichtlich mehr Hass auf mich als auf seinen Mörder, sonst hätte er ja anderswo gespukt.
Vom Herd zum Kühlschrank, zum Spülbecken und zurück zum Herd marschierte Robertson, während ich mich bückte und mein Handy aufhob. Da ich nun wusste, dass er tot war, machte er mir nicht halb so viel Angst wie auf dem Kirchhof, als ich ihn für lebendig gehalten hatte.
Während ich das Handy am Gürtel befestigte, kam Robertson direkt auf mich zu und blieb dann vor mir stehen. Seine Augen waren grau wie schmutziges Eis und ließen doch erkennen, wie hitzig seine Wut war.
Ich entgegnete seinen Blick, ohne zurückzuweichen. Meiner Erfahrung nach war es nicht klug, in solchen Fällen Angst zu zeigen.
Sein schlaffes Gesicht erinnerte tatsächlich an einen Pilz, allerdings an eine fleischige Sorte. Sehr champignonmäßig. Die blutlosen Lippen spannten sich über Zähne, die zu wenig gebürstet worden waren.
Er streckte die Hand aus und legte sie mir um den Nacken.
Penny Kallistos Hand war trocken und warm gewesen, die von Robertson fühlte sich feucht und kalt an. Natürlich war es nicht seine wirkliche Hand, sondern ein Teil einer Erscheinung, etwas Geisterhaftes, das nur ich spüren konnte; aber dennoch verrät das Wesen einer solchen Berührung den Zustand der Seele.
Obwohl ich mich dagegen sträubte, vor diesem unirdischen Kontakt zurückzuweichen, zuckte ich innerlich zusammen, als ich daran dachte, wie sich dieses Monstrum mit den zehn Souvenirs in seinem Tiefkühlfach vergnügt hatte. Womöglich hatte ihn die visuelle Stimulation durch die gefrorenen Trophäen nicht immer zufrieden gestellt; vielleicht hatte er sie ab und zu aufgetaut, um sie zu befingern und eine lebhaftere Erinnerung an die jeweiligen Morde heraufzubeschwören. Ob er die gesammelten Körperteile wohl gedrückt,
gezwickt, betätschelt, liebkost und zärtlich geküsst hatte?
Glücklicherweise kann selbst der böswilligste Geist einem lebenden Menschen nicht durch bloße Berührungen Schaden zufügen. Das hier ist unsere Welt, nicht die der Geister. Ihre Schläge gehen durch uns hindurch, und nach ihren Bissen fließt kein Blut.
Als Robertson merkte, dass er mich nicht beeindrucken konnte, ließ er die Hand sinken. Seine Wut verdoppelte, ja verdreifachte sich und verzerrte sein Gesicht zu einer scheußlichen Fratze.
Eine Möglichkeit haben bestimmte Geister allerdings doch, den Lebenden zu schaden. Wenn ihr Charakter unheilvoll genug ist, wenn sie ihr Herz dem Bösen weihen, bis bloße Missgunst zu unheilbarer Bosheit gereift ist, dann sind sie in der Lage, die Energie ihres dämonischen Zorns zu bündeln und auf unbelebte Gegenstände zu richten.
In solchen Fällen sprechen wir von Poltergeistern. Wie bereits erwähnt, hat ein solches Subjekt mir einmal eine nagelneue Stereoanlage ruiniert, nicht zu vergessen die hübsche Plakette, die ich bei dem von Little Ozzie beurteilten Schreibwettbewerb an der Highschool gewonnen hatte.
Wie er es in der Sakristei der St. Bartholomew getan hatte, stürmte Robertsons zorniger Geist jetzt durch die Küche. Aus seinen Händen strömten Energiestöße, die ich richtig sehen konnte. Die Luft zitterte davon, ganz ähnlich wie die konzentrischen Kreise, die sich rund um die Einschlagstelle eines Steins im Wasser ausbreiten.
Schranktüren flogen auf und schlugen wieder zu, auf, zu, noch lauter und bedeutungsloser als die Kiefer schwadronierender Politiker. Teller erhoben sich aus den Schrankfächern und schnitten mit dem Sausen eines fachmännisch geworfenen Diskus durch die Luft.
Ich wich einem Trinkglas aus, das gleich darauf an der Backofentür zersplitterte. Die glitzernden Scherben regneten zu Boden. Weitere Gläser verfehlten mich deutlich und prallten an Wände, Schränke, Arbeitsflächen.
Poltergeister bestehen aus nichts als blinder Wut und planloser Qual; sie können weder zielen noch einen Gegenstand beherrschen. Nur indirekt, durch einen Glückstreffer, können sie einem Schaden zufügen.
Wird man allerdings durch einen solchen Treffer geköpft, ist der Tag trotzdem im Eimer.
Begleitet vom
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