Anbetung
von Pico Mundo. Sie hatten sich mit nur einem oder zwei Monaten Abstand beworben.
Ich hätte wetten können, dass sie sich schon kannten, bevor sie nach Pico Mundo kamen. Varner war als Erster eingestellt worden und hatte Eckles den Weg gebahnt.
Robertson war schon vor seinen beiden Komplizen aus San Diego nach Pico Mundo gezogen und hatte sich das Haus in Camp’s End gekauft. Wenn mich die Erinnerung nicht täuschte, dann war Varner früher irgendwo in der Nähe von San Diego bei der Polizei gewesen, vielleicht sogar in der Stadt selbst.
Bei welcher Behörde Bern Eckles gearbeitet hatte, bevor er hierher gekommen war, wusste ich nicht. Der Großraum San Diego kam eindeutig eher infrage als Juneau, Alaska.
Aus Gründen, die unmöglich zu erraten waren, hatten die drei sich Pico Mundo als Ziel ausgesucht. Sie hatten lange und sorgfältig Pläne geschmiedet.
Als ich beim Grillabend der Porters gewesen war, um vorzuschlagen, Nachforschungen über Bob Robertson anzustellen, hatte der Chief Bern Eckles um Mithilfe gebeten. In diesem Augenblick war das Todesurteil für Robertson gefallen.
Er musste sogar innerhalb der folgenden halben Stunde ermordet worden sein. Zweifellos hatte Eckles sich vom Haus des Chiefs aus telefonisch bei Varner gemeldet, und der hatte den gemeinsamen Spießgesellen hingerichtet. Vielleicht waren Simon Varner und Robertson auch zusammen gewesen, als der Anruf von Eckles eintraf.
Nachdem ich Eckles gut verschnürt hatte, zog ich den Reißverschluss seines Overalls weit genug auf, um festzustellen, ob er darunter seine Polizeiuniform trug.
Tatsächlich war er in voller Montur in den Raum des Sicherheitsdienstes gekommen. Deshalb hatten die Wachleute ihn wohl auch ohne jeden Argwohn hereingelassen.
Offenbar hatte er das Sturmgewehr und den Overall in einem kleinen Koffer mitgebracht. Jedenfalls lag ein solcher offen und leer auf dem Boden. Samsonite.
Wahrscheinlich hatten die beiden im Kaufhaus ein Schützenfest veranstalten und sich dann, wenn die Polizei eintraf, an einen stillen Ort zurückziehen wollen, um Overall und Sturmhaube loszuwerden. Wenn sie ihre Sturmgewehre liegen ließen, konnten sie sich unter ihre Kollegen mischen, als hätten sie auf denselben Notruf wie diese reagiert.
Das Warum war nicht so leicht zu begreifen wie das Wie .
Manche Leute behaupteten, Gott spreche zu ihnen. Andere hörten in ihrem Kopf den Teufel flüstern. Vielleicht meinte einer dieser Typen, Satan habe ihm befohlen, in der Green Moon Mall ein Blutbad anzurichten.
Vielleicht taten sie es auch nur zum Spaß. Zum Jux. Der Satanismus toleriert extreme Formen der Belustigung. Jungs sind eben Jungs, und soziopathische Jungs sind eben soziopathisch.
Simon Varner lief immer noch frei herum. Vielleicht waren er und Eckles tatsächlich nicht allein hierher gekommen. Ich hatte keine Ahnung, wie viele zu ihrer Brut gehörten.
Mit einem der noch funktionierenden Telefone rief ich den Notruf an, meldete drei Morde und legte den Hörer neben den Apparat, ohne irgendwelche Fragen zu beantworten. Die Polizei würde samt Spezialeinsatzkommando kommen. In drei, vier Minuten. Vielleicht auch in fünf.
Das war nicht schnell genug. Varner würde die Leute im Kaufhaus unter Beschuss nehmen, bevor die Hilfe eintraf.
Der Baseballschläger hatte keinen Knacks abbekommen. Gutes Holz.
So wirksam der Schläger bei Eckles gewesen war, ich konnte nicht erwarten, Varner in einer ähnlichen Situation zu erwischen. Trotz meiner Angst vor Pistolen und Ähnlichem brauchte ich eine bessere Waffe als ein Sportgerät in Keulenform.
Auf der Arbeitsfläche vor den Monitoren lag die Pistole, die Eckles verwendet hatte, um die Wachleute zu erschießen. Als ich sie untersuchte, stellte ich fest, dass in dem zehnschüssigen Magazin noch vier Patronen steckten.
So sehr ich es vermeiden wollte, die toten Männer auf dem Boden zu betrachten, forderten sie meine Aufmerksamkeit. Ich hasse Gewalt. Ungerechtigkeit hasse ich jedoch noch mehr. Eigentlich will ich nur ein Grillkoch sein, aber die Welt verlangt mehr von mir als Spiegeleier und Pfannkuchen.
Ich schraubte den Schalldämpfer ab und warf ihn beiseite. Zog mein T-Shirt aus den Jeans. Schob die Pistole unter den Hosenbund.
Erfolglos bemühte ich mich, nicht daran zu denken, wie meine Mutter sich ihre Pistole erst unters Kinn und dann an die Brust gehalten hatte. Ich bemühte mich, mich nicht daran zu erinnern, wie sich die Mündung jener Waffe angefühlt hatte, als sie mir diese
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