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Anbetung

Anbetung

Titel: Anbetung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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Wohnzimmers hatte in ihren ungeölten Angeln gequietscht. Offenbar
war der Strudel aus Stille, der alle Geräusche aus dem Haus gesaugt hatte, verschwunden.
    Die Luft, bisher eiskalt, war jetzt nur noch kühl. Und sie wurde wärmer.
    Die eigentümliche Fäulnis, die annähernd wie eine Mischung aus schmorendem Elektrokabel und Ammoniak, Kohlenstaub und Muskat roch, war nun wesentlich stechender als vorher, wenn auch nicht leichter einzuordnen.
    Es war gewöhnlicher Instinkt, kein sechster Sinn, der mir riet, nicht bis zur schwarzen Kammer vorzudringen. Ich spürte sogar ein dringendes Bedürfnis, mich von dem nahen Durchgang zum Flur zurückzuziehen.
    Ich kehrte in die Küche zurück und verbarg mich hinter der Schwingtür, die ich einen Spaltbreit offen hielt, um zu sehen, vor wem ich da geflohen war.
    Nur wenige Sekunden nachdem ich mein Versteck erreicht hatte, schwärmten Bodachs aus dem Flur ins Wohnzimmer.

12
    Wenn ich eine Gruppe Bodachs in Bewegung sehe, muss ich manchmal an ein Rudel pirschender Wölfe denken. An anderen Tagen erinnert der Anblick mich an einen Haufen schleichender Katzen.
    Dieser spezielle Schwarm wirkte verstörend insektenhaft, während er aus dem Flur ins Wohnzimmer strömte. Seine Mitglieder rückten so vorsichtig forschend und doch unaufhaltsam flink vor wie eine Kakerlakenkolonie.
    Sie kamen auch in kakerlakengleicher Zahl. Zwanzig, dreißig, vierzig – schweigend und schwarz wie Schatten zuckten sie ins Zimmer, aber anders als Schatten waren sie nicht an etwas gebunden, das sie geworfen hatte.
    Zu der verzogenen Haustür, zu den schlecht abgedichteten Wohnzimmerfenstern strömten sie wie vom Luftzug angelockte Rußschwaden. Durch Spalten und Ritzen flohen sie aus dem Haus in den sonnenüberfluteten Nachmittag von Camp’s End.
    Noch immer schwärmten sie aus dem Flur: fünfzig, sechzig, siebzig und mehr. Noch nie zuvor war ich so vielen Bodachs zur selben Zeit begegnet.
    Obgleich ich von meinem Standort in der Küche nicht um den Türbogen des Wohnzimmers herum in den Flur spähen konnte, wusste ich, wo die Eindringlinge ins Haus gelangt sein mussten. Sie waren bestimmt nicht von selbst aus den grauen Staubflocken und den modernden Socken unter dem ungemachten Bett des Pilzmanns gewachsen. Auch einem vom Butzemann bewohnten Kleiderschrank, einem Wasserhahn oder
dem Klosettbecken waren sie nicht entstiegen. Sie waren durch die schwarze Kammer ins Haus gelangt.
    Offenbar hatten sie es eilig, diesen Ort zu verlassen, um Pico Mundo zu erkunden – bis sich einer von dem wimmelnden Schwarm absonderte. Abrupt hielt er in der Mitte des Wohnzimmers inne.
    Mir kam in den Sinn, dass es in der Küche kein geeignetes Messer, keinen giftigen Haushaltsreiniger, ja überhaupt keine mir bekannte Waffe gab, mit der ich mich gegen diese Bestie, die keinerlei Substanz besaß, hätte wehren können. Ich hielt den Atem an.
    Der Bodach stand geduckt da, sodass seine Hände, falls es welche waren, an den Knien baumelten. Er drehte den gesenkten Kopf von einer Seite zur anderen, um den Teppichboden nach der Fährte seiner Beute abzusuchen.
    Ein Troll, der in der Dunkelheit unter seiner Brücke hockte und sich am Geruch von Kinderblut ergötzte, hätte nicht böswilliger aussehen können.
    Mein linkes Auge, das sich an den Spalt zwischen Pfosten und Tür drückte, fühlte sich eingeklemmt an, so als wäre meine Neugier zu den gezackten Backen eines Schraubstocks geworden, der mich nun festhielt, obgleich es klüger gewesen wäre, schleunigst davonzurennen.
    Während seine Artgenossen weiter an ihm vorbeiströmten und -strudelten, erhob mein Widersacher sich aus der Hocke. Die Schultern wurden straff. Der Kopf wurde gehoben und langsam erst nach links, dann nach rechts gedreht.
    Ich bereute es, Pfirsichshampoo benutzt zu haben, und mit einem Mal roch ich auch das würzige Aroma, das der fette Rauch der Bratplatte auf meiner Haut und meinen Haaren abgelagert hatte. Ein frisch von der Arbeit kommender Grillkoch war für Löwen und Schlimmeres eine leichte Beute.

    Der fast konturenlose, pechschwarze Bodach besaß die Andeutung einer Schnauze, aber keine sichtbaren Nasenlöcher und keine richtigen Ohren, und wenn er Augen hatte, dann konnte ich sie nicht erkennen. Dennoch suchte er das Wohnzimmer nach der Quelle des Geruchs oder Geräuschs ab, das seine Aufmerksamkeit erregt hatte.
    Die Kreatur schien sich auf die Tür zur Küche zu konzentrieren. Obgleich sie so augenlos wie Samson in Gaza war, hatte sie mich

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