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Anbetung

Anbetung

Titel: Anbetung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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man mit psychosefördernden Giften gefüttert und anschließend gezwungen hat, im Fernsehen eine jener Realityshows anzusehen, in denen der Alltag abgetakelter Supermodels und alternder Rockstars geschildert wird.
    Von Zeit zu Zeit überlege ich übrigens tatsächlich, ob ich womöglich verrückt bin. Allerdings bin ich wie jeder selbstbewusste Irre immer sofort bereit, sämtliche Zweifel bezüglich meiner geistigen Gesundheit schleunigst wieder beiseite zu wischen.
    Das Arbeitszimmer nach einem verborgenen Schalter abzusuchen, mit dem man es in die schwarze Kammer zurückverwandeln konnte, kam mir nicht besonders sinnvoll vor. Logischerweise war die beträchtliche Energie, deren es zum Öffnen des geheimnisvollen Tores bedurfte, nicht von hier ausgegangen, sondern von der anderen Seite, was immer man sich darunter vorzustellen hatte.
    Wahrscheinlich hatte der Pilzmann keine Ahnung, dass sein Heiligtum nicht nur als katalogisierte Fundgrube für seine mörderische Anbetung diente, sondern auch als Terminal, wo Bodachs zu einem blutigen Urlaub eintrafen. Da er nicht wie ich einen sechsten Sinn besaß, hockte er womöglich vergnügt auf diesem Stuhl und arbeitete an einer seiner gruseligen Aktenmappen, ohne die unheilvolle Umwandlung des Zimmers und die eintreffenden Dämonenhorden wahrzunehmen.
    Aus der Nähe kam ein Tick-tick-tick, ein Knochenklappern, bei dem mir das Bild wandelnder Halloween-Skelette in den Sinn kam, und dann ein kurzes Rascheln.
    Ich stand auf und lauschte angestrengt.
    Lautlos verrannen die Sekunden. Eine klapperfreie halbe Minute.
    Vielleicht hatte sich in den Wänden oder auf dem Dachboden eine Ratte geregt, fiebrig und rastlos von der Hitze.

    Ich setzte mich wieder hin und zog nacheinander die Tischschubladen auf.
    Abgesehen von Bleistiften, Kugelschreibern, Büroklammern, Hefter, Schere und anderen banalen Gegenständen, fand ich zwei Depotauszüge neueren Datums und ein Scheckbuch. Alles war adressiert an Robert Thomas Robertson in diesem Haus in Camp’s End.
    Adieu, Pilzmann; hallo, Bob.
    Irgendwie hatte Bob Robertson nicht den fiesen Unterton, den man beim Namen eines angehenden Massenmörders erwartet hätte. Das hörte sich mehr nach einem jovialen Autoverkäufer an.
    Der vierseitige Depotauszug der Bank of America berichtete über den Stand eines Sparkontos, zweier sechsmonatiger Depositenkonten, eines Geldmarktkontos und eines Aktiendepots. Der Gesamtwert sämtlicher Anlagen Robertsons bei der Bank of America betrug 786.542,10 Dollar.
    Ich las die Zahl drei Mal, weil ich anfangs sicher war, mich bei der Platzierung von Punkt und Komma geirrt zu haben.
    Ein ebenfalls vierseitiger Auszug über von der Wells Fargo Bank verwaltete Investitionen wies einen Gesamtwert von 463.125,43 Dollar aus.
    Robertsons Handschrift war schlampig, aber er verzeichnete in seinem Scheckbuch gewissenhaft den Kontostand. Die momentan verfügbare Summe des Girokontos belief sich auf 198.648,21 Dollar.
    Dass ein Mensch mit einem flüssigen Kapital von knapp anderthalb Millionen Dollar in einer schäbigen, vor Hitze kochenden Casita in Camp’s End hausen sollte, kam mir regelrecht pervers vor.
    Hätte ich so viel Schotter zur Verfügung, würde ich eventuell ab und zu weiterhin am Grill stehen, aber nur der künstlerischen
Befriedigung, niemals des Geldes wegen. Das Reifenleben wiederum hätte womöglich gar keine Reize mehr für mich.
    Vielleicht umgab sich Robertson mit so wenig Luxus, weil er alles Vergnügen, das er brauchte, in endlosen blutigen Fantasien fand, die sich durch sein krankes Hirn wälzten.
    Fast wäre ich wieder aufgesprungen, weil auf einmal ein hektisches Flattern und Klappern ertönte. Das grelle Kreischen, das folgte, wies jedoch darauf hin, dass es sich um Krähen handelte, die sich auf dem Dach um die besten Plätze stritten. An Sommermorgen sind sie hier in Pico Mundo schon früh unterwegs, bevor die Hitze unerträglich wird; den Nachmittag verbringen sie an schattigen Plätzen und kommen erst wieder hervor, wenn die langsam sinkende Sonne einen Teil ihrer sengenden Kraft verloren hat.
    Vor Krähen habe ich keine Angst.
    Im Register des Scheckbuchs ging ich drei Monate durch, fand jedoch nur die üblichen Zahlungen an die Stadtwerke, verschiedene Kreditkartenunternehmen und Ähnliches. Auffällig war lediglich, dass Robertson auch eine erstaunliche Menge Schecks in bar eingelöst hatte.
    Allein im vergangenen Monat hatte er insgesamt 32.000 Dollar in Summen von 2.000 und 3.000 Dollar

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