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Anbetung

Anbetung

Titel: Anbetung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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offenbar entdeckt.
    Mit der Geschichte von Samson habe ich mich eingehend beschäftigt, denn er ist ein klassisches Beispiel für das Leiden und das düstere Schicksal, das jenen widerfahren kann, die … begabt sind.
    Nun, wo der Bodach ganz aufrecht dastand, war er größer als ich und trotz seiner Substanzlosigkeit eine eindrucksvolle Gestalt. Seine dreiste Haltung und eine gewisse Arroganz beim Heben des Kopfes wies darauf hin, dass ich für ihn nicht mehr war als eine Maus für einen Panther, dass er die Kraft besaß, mich blitzschnell zu töten.
    Aufgestaute Luft ließ meine Lunge anschwellen.
    Der Drang zu fliehen wurde fast übermächtig, aber ich blieb wie erstarrt stehen – aus Angst, selbst eine winzige Bewegung der Schwingtür könnte den Bodach zu mir locken, falls er mich wirklich wahrgenommen hatte.
    Von dieser grausigen Erwartung erfüllt, empfand ich die Sekunden wie Minuten, doch dann sank das Phantom zu meiner Überraschung wieder in die Hocke und sprang mit den anderen davon. Mit der Geschmeidigkeit eines schwarzen Seidenbandes glitt es zwischen Fensterrahmen und -brett hindurch ins Sonnenlicht.
    Während ich sauren Atem ausstieß und frische Luft einsog, sah ich, wie sich die Nachhut der Bodachs aus dem Flur ergoss.

    Als die letzten bösen Geister in der Hitze der Mojave verschwunden waren, kehrte ich ins Wohnzimmer zurück. Ganz vorsichtig.
    Mindestens hundert waren durch dieses Zimmer gekommen, wahrscheinlich sogar hundertfünfzig.
    Trotz dieses ganzen Verkehrs war keine einzige Seite einer der Zeitschriften oder eines der Liebesromane zerzaust worden. Auch auf dem Flor des Teppichbodens war nicht der kleinste Abdruck zu sehen.
    Ich ging zum Fenster und spähte hinaus auf den verdorrten Rasen und die in der Sonne backende Straße. Soweit ich das beurteilen konnte, war kein Mitglied des soeben abgezogenen Rudels in der Nachbarschaft geblieben.
    Zusammen mit den Bodachs war auch die unnatürliche Kälte aus dem kleinen Haus verschwunden. Der Wüstentag durchdrang die dünnen Wände, bis jede Oberfläche im Zimmer wie die Spulen eines elektrischen Heizofens strahlte.
    An den Wänden des Flurs hatte der Tumult aus Schatten keinen einzigen Fleck hinterlassen. Auch nach verschmorendem Stromkabel roch es nicht mehr.
    Zum dritten Mal ging ich zu der ominösen Tür im Flur.
    Die schwarze Kammer war verschwunden.

13
    Jenseits der Schwelle befand sich ein gewöhnliches Zimmer. Statt grenzenlose Dimensionen zu haben, wie es mir zuvor vorgekommen war, maß es nicht mehr als dreieinhalb mal vier Meter.
    Durch das einzige Fenster sah man die Äste eines buschigen Teebaums, die das Sonnenlicht weitgehend abschirmten. Trotzdem sah ich gut genug, um festzustellen, dass sich weder im Zentrum der bescheidenen Kammer noch in irgendeiner Ecke die Quelle eines trüben roten Lichts befand.
    Die geheimnisvolle Kraft, die das Zimmer verwandelt und beherrscht hatte, war nicht mehr vorhanden. Und doch war ich von ihr in der Zeit erst mehrere Minuten rückwärts und dann vorwärts geschleudert worden.
    Offenbar handelte es sich hier um das Arbeitszimmer des Pilzmanns. Eine Reihe Aktenschränke mit vier Schubladen, ein Bürostuhl und ein grauer Metalltisch mit einer Platte aus Holzimitat waren die einzigen Möbel.
    An der Wand gegenüber dem Tisch hingen nebeneinander drei Schwarz-Weiß-Fotografien in Postergröße, die offenbar mit dem Digitalplotter eines technischen Zeichners ausgedruckt worden waren. Es waren Köpfe, Porträts von Männern, einer mit fiebrigen Augen und schadenfrohem Grinsen, die beiden anderen mit düsterem Blick.
    Alle drei waren mir bekannt, aber zuerst konnte ich nur den mit dem Grinsen beim Namen nennen: Charles Manson, der diabolische Manipulant, dessen Fantasien von Revolution und
Rassenkrieg ein Krebsgeschwür im Kern der Flowerpower-Generation entblößt und zum Ende des Wassermannzeitalters beigetragen hatten. Er hatte ein Hakenkreuz auf seine Stirn geritzt.
    Wer immer die anderen beiden sein mochten, wie Komiker oder berühmte Philosophen sahen sie nicht aus.
    Das durch die Teebaumzweige sickernde Sonnenlicht, vielleicht auch meine Fantasie, verlieh dem intensiven Blick der drei Männer ein schwaches, silbriges Leuchten. Es erinnerte mich an den milchigen Schimmer, den man in Horrorfilmen einsetzt, um den hungrigen, finsteren Blick lebender Toter zu kennzeichnen.
    Ich knipste die Deckenlampe an, nicht zuletzt, um das Aussehen dieser Augen zu verändern.
    Von dem Staub und der Unordnung,

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