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Anbetung

Anbetung

Titel: Anbetung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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in der gesamten Geschichte von Pico Mundo.
    Der aggressive Verkehrstumult von Los Angeles erzeugt Tote wie eine Bäckerei Brötchen. Erdbeben, Brände in Wohnblocks, Terroranschläge …
    Ich kann mir kaum vorstellen, wie viele zögerliche Tote auf den Straßen dieser und jeder anderen Metropole herumspuken. An einem solchen Ort, wo so viele Verstorbene bei mir Gerechtigkeit, Trost oder auch nur schweigende Gesellschaft suchen würden, würde ich mich zweifellos eiligst in Autismus oder Selbstmord flüchten.
    Da ich jedoch weder tot noch autistisch war, musste ich der Herausforderung entgegentreten, die das Bowlingcenter darstellte.
    »Na schön«, sagte ich resigniert, wenn nicht gar mit einem gewissen Draufgängertum, »gehen wir rein und schauen uns um.«
    Seit die Nacht angebrochen war, gab der Asphalt die Hitze zurück, die er tagsüber von der Sonne geborgt hatte, und mit der Hitze kam ein schwacher Teergeruch.
    Im Osten war der Mond aufgegangen, so tief und groß, dass er auf uns herabzufallen schien. In seinem unheilvoll gelben Antlitz steckten die leeren Kraterhöhlen seines zeitlos blinden Blicks.
    Vielleicht weil Oma Sugars ernsthaft abergläubisch bezüglich eines derart gelben Monds gewesen war und geglaubt hatte, er sei ein Omen für eine schlechte Hand beim Pokern, kapitulierte
ich vor dem irrationalen Impuls, dem Anblick des leprösen Himmelsgesichts zu entkommen. Ich nahm Stormy bei der Hand und zog sie eilig zum Eingang des Bowlingcenters.
    Bowling ist eine der ältesten Sportarten der Welt und wurde in der einen oder anderen Form bereits um 5.200 vor Christus gespielt.
    Allein in den Vereinigten Staaten warten über 130.000 Bahnen in mehr als 7.000 Bowlingcenter darauf, benutzt zu werden.
    Die Gesamteinnahmen aus Bowling betragen in Amerika knapp fünf Milliarden Dollar.
    In der Hoffnung, meinen immer wiederkehrenden Traum aufklären und begreifen zu können, hatte ich mich bereits eingehend mit Bowling beschäftigt. Ich kannte unzählige Fakten zum Thema, die allesamt nicht besonders interessant waren.
    Ich hatte sogar schon Schuhe ausgeliehen und an die zehn Runden gespielt. Dieser Sport liegt mir nicht.
    Als Stormy mich in Aktion gesehen hat, meinte sie, beim Bowlen würde ich öfter die falsche Richtung anpeilen als ein alter Säufer beim Nachhauseweg.
    In den Vereinigten Staaten gehen über sechzig Millionen Menschen mindestens einmal im Jahr bowlen. Neun Millionen davon sind eingefleischte Fans, die Mitglieder von Bowlingclubs sind und regelmäßig an Amateurwettkämpfen teilnehmen.
    Als Stormy und ich an jenem Dienstagabend die Green Moon Lanes betraten, setzte ein beträchtlicher Prozentsatz dieser Millionen irgendwo seine Kugeln auf polierte Bahnen, um mehr Spares als Splits, aber mehr Splits als Strikes zu erzielen. Sie lachten, feuerten sich an, aßen Nachos, futterten Chili-Käse-Fritten, tranken Bier und amüsierten sich dermaßen, dass man sich kaum vorstellen konnte, der Tod habe einen solchen Ort ausgewählt, um unvermutet eine Menge Seelen zu ernten.

    Kaum vorstellbar, aber nicht unmöglich.
    Offenbar sah ich bleich aus, jedenfalls fragte Stormy: »Geht’s dir nicht gut?«
    »Doch, doch. Alles in Ordnung.«
    Das dumpfe Donnern rollender Kugeln und das Klappern der fallenden Pins war mir bisher nie furchterregend vorgekommen, nun jedoch strapazierte das unregelmäßige Poltern und Scheppern meine Nerven.
    »Was nun?«, sagte Stormy.
    »Gute Frage. Keine Antwort.«
    »Wie wär’s, wenn wir einfach herumschlendern, die Szene auschecken und schauen, ob du irgendwelche schlechten Vibrationen spürst?«
    Ich nickte. »Genau. Die Szene auschecken. Schlechte Vibrationen. «
    Wir waren nicht weit gekommen, als ich etwas sah, was mir den Mund trocken werden ließ. »Um Gottes willen«, entfuhr es mir.
    Der Typ hinter der Theke des Schuhverleihs war nicht in den gewohnten schwarzen Hosen und dem blauen Hemd mit weißem Kragen zur Arbeit erschienen. Er trug hellbraune Hosen und ein grünes Polohemd wie die Toten in meinem Bowlingtraum.
    Stormy drehte sich um, blickte in den lang gestreckten, belebten Raum und zeigte auf zwei andere Angestellte. »Sie haben alle neue Uniformen bekommen.«
    Wie jeder Albtraum war der meine lebhaft und doch nicht sehr detailliert, eher surreal als real und zudem unspezifisch, was Ort, Zeit und Umstände anging. Die Gesichter der Mordopfer waren von panischer Angst, Schatten und seltsamem Licht verzerrt, und wenn ich aufwachte, konnte ich sie nie gut

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