Anbetung
beschreiben.
Mit Ausnahme einer jungen Frau. Sie würde in die Brust und in den Hals getroffen werden, doch ihrem Gesicht würde die Gewalttat auffällig wenig anhaben können. Sie hatte struppiges blondes Haar, grüne Augen und einen kleinen Schönheitsfleck auf der Oberlippe, ganz in der Nähe des linken Mundwinkels.
Als Stormy und ich weiter in das Bowlingcenter vordrangen, sah ich die blonde Frau aus meinem Traum. Sie stand hinter der Theke und zapfte Bier.
23
Wir setzten uns an einen Tisch im Barbereich, bestellten aber nichts zu trinken. Ich war bereits vor Angst halb betrunken.
Ich wollte Stormy aus dem Bowlingcenter schaffen, aber sie weigerte sich.
»Wir müssen mit der Situation fertig werden«, erklärte sie beharrlich.
Die einzige Möglichkeit für mich, damit fertig zu werden, bestand in einem Anruf bei Chief Wyatt Porter. Ohne große Erklärungen sagte ich ihm, falls Bob Robertson sich entschließen solle, eine Party zur Feier seines neuen Status als vollwertiger Massenmörder zu veranstalten, dann werde der Debütantenball wahrscheinlich in den Green Moon Lanes stattfinden.
Für einen Mann, der von einem harten Arbeitstag müde war, mehr als genug Grillfleisch und Bier intus hatte und sich auf sein Bett freute, reagierte der Chief mit bewundernswerter Schnelligkeit und geistiger Klarheit. »Wie lange ist da noch offen?«, fragte er.
Das Handy am rechten Ohr und einen Finger im linken Ohr, um den Lärm um mich herum auszublenden, sagte ich: »Ich glaube, bis Mitternacht, Sir.«
»Etwas mehr als zwei Stunden also. Ich schicke sofort einen Beamten, der Wache schieben und nach Robertson Ausschau halten soll. Aber hör mal, Junge, du hast gesagt, es geschieht am fünfzehnten August, also morgen, nicht heute.«
»Das ist das Datum auf dem Kalenderblatt in Robertsons Ordner. Ich weiß nicht genau, was es bedeutet. Aber dass heute nichts passiert, weiß ich erst dann sicher, wenn heute vorbei ist und er niemanden erschossen hat.«
»Sind eigentlich irgendwelche von den Dingern da, die du als Bodachs bezeichnest?«
»Nein, Sir. Sie könnten aber auftauchen, wenn er es tut.«
»Er ist bisher nicht in seinem Haus gewesen«, sagte der Chief, »also zieht er noch durch die Gegend. Wie waren die Churros?«
»Lecker«, sagte ich.
»Nach dem Barbecue hatten wir die schwierige Wahl zwischen Sandkuchen und hausgemachter Pfirsichtorte. Ich hab’s mir gründlich überlegt und bei beidem zugegriffen.«
»Die Pfirsichtorte Ihrer Frau ist auch mit das Himmlischste, was ich je gegessen habe.«
»Ich hätte sie ja schon wegen der Pfirsichtorte geheiratet, aber glücklicherweise ist sie auch noch hübsch und klug.«
Wir verabschiedeten uns. Ich klemmte mir das Handy an den Gürtel und erklärte Stormy, wir müssten jetzt endlich verschwinden.
Sie schüttelte den Kopf. »Jetzt wart doch mal. Wenn die blonde Frau am Zapfhahn nicht hier ist, findet das Gemetzel auch nicht statt.« Sie sprach leise und beugte sich zu mir, damit ich sie trotz des Spektakels, das die bowlenden Bowler machten, verstehen konnte. »Also müssen wir sie bloß irgendwie dazu bringen, hier abzuhauen.«
»Nein. Eine Vorahnung in einem Traum entspricht nicht in jeder Einzelheit dem, was geschehen wird. Auch wenn die Frau längst zu Hause sitzt, könnte der Mörder hier auftauchen. «
»Aber zumindest ist sie dann gerettet. Ein Opfer weniger.«
»Bloß, dass jemand, der sonst nicht ums Leben gekommen wäre, an ihrer Stelle erschossen werden könnte. Zum Beispiel der Barkeeper, der sie ablöst. Oder ich. Oder du.«
»Theoretisch.«
»Ja, theoretisch, aber wie kann ich jemand retten, wenn eine gewisse Wahrscheinlichkeit besteht, dass dadurch jemand anders zu Tode kommt?«
Drei oder vier Bowlingkugeln schlugen in rascher Folge in die aufgestellten Pins ein. Das Getöse hörte sich ein bisschen wie das Feuern einer automatischen Waffe an, und obwohl ich wusste, dass das nur Einbildung war, zuckte ich zusammen.
»Ich habe keinerlei Recht zu entscheiden, dass jemand anders an ihrer Stelle sterben soll«, sagte ich.
Prophetische Träume – und die komplexen ethischen Entscheidungen, die damit verbunden sind – überkommen mich nur selten. Wofür ich dankbar bin.
»Außerdem«, fuhr ich fort, »wie würde sie wohl reagieren, wenn ich zur Theke rübergehe und ihr sage, sie wird erschossen werden, wenn sie nicht von hier verschwindet?«
»Sie wird dich für durchgeknallt oder gefährlich halten, aber vielleicht hört sie trotzdem auf
Weitere Kostenlose Bücher