Anbetung
Gebäck entgegen.
Schweigend kauten wir eine Minute, dann sagte ich: »Also, diese Heirat – was meinst du, wann wir den Kuchen bestellen sollten?«
»Bald. Ich kann nicht mehr allzu lange warten.«
Erleichtert und erfreut sagte ich: »Zu viel Belohnungsaufschub ist eben auch nicht das Wahre.«
Stormy grinste. »Siehst du, was hier geschieht?«
»Offenbar schaue ich bloß mit meinen Augen. Was sollte ich denn sehen?«
»Was geschieht, ist: Ich will noch einen Churro, und den werde ich jetzt sofort futtern statt nächsten Donnerstag.«
»Du bist ein wildes Weib, Stormy Llewellyn.«
»Davon hast du noch keine Ahnung.«
Es war ein schlechter Tag gewesen, mit Harlo Landerson und dem Pilzmann und der schwarzen Kammer und den Bodachs überall und dem tränenreichen Elvis. Doch als ich da so mit Stormy im Auto saß und Churros futterte, war die Welt für einen Augenblick völlig in Ordnung.
Dieser Augenblick dauerte nicht lange. Mein Handy läutete, und ich war nicht überrascht, Chief Porters Stimme zu hören.
»Junge, für das, was in der Sakristei passiert ist, ist Vandalismus noch ein schwacher Ausdruck. Jemand hat da drin völlig durchgedreht.«
»Robertson.«
»Wenn du das sagst – du hast ja immer Recht. Wahrscheinlich war er es auch. Als meine Leute in der Kirche eingetroffen sind, war er aber schon weg. Hast du ihn inzwischen noch mal gesehen?«
»Wir sind hier draußen mehr oder weniger untergetaucht, aber … Nein, keinerlei Anzeichen, dass er hier sein könnte.« Ich ließ den Blick über den Parkplatz schweifen, über den Strom von Autos, der am Bestellfenster der Mexicali Rose vorbeizog, über die Straße dahinter, aber Bob Robertsons staubiger Ford Explorer war nirgendwo in Sicht.
»Die letzten Stunden haben wir nur sein Haus beobachtet, aber jetzt suchen wir aktiv nach ihm«, sagte der Chief.
»Vielleicht versuche ich es mal mit paranormalem Magnetismus«, sagte ich und spielte auf meine Fähigkeit an, so gut wie jedermann zu finden, indem ich eine halbe Stunde lang aufs Geratewohl durch die Gegend fuhr.
»Ob das so klug wär, Junge? Ich meine, mit Stormy im Wagen?«
»Die bringe ich zuerst nach Hause.«
Stormy machte diesen Vorschlag sofort zunichte. »Kommt nicht infrage, Mulder!«, sagte sie entschieden.
»Das hab ich gehört«, sagte Chief Porter.
»Das hat er gehört«, gab ich weiter.
»Na und?«, sagte Stormy.
Chief Porter schien amüsiert zu sein. »Sie nennt dich Mulder wie der Kerl in Akte X ?«
»Nicht oft, Sir. Nur wenn sie meint, dass ich sie bevormunde.«
»Nennst du sie denn auch Scully?«
»Nur wenn ich in der Stimmung bin, eins aufs Dach zu kriegen.«
»Akte X … an der Sendung hast du mir übrigens den ganzen Spaß verdorben«, sagte der Chief.
»Wie das denn, Sir?«
»So, wie du redest, hört sich das ganze gruselige Zeug viel zu real an. Ich finde das Übersinnliche einfach nicht mehr unterhaltsam. «
»Ich auch nicht«, versicherte ich ihm.
Als das Telefonat beendet war, hatte Stormy bereits alle Einwickelpapiere und Behälter zusammengesammelt und in eine Tüte gestopft. Beim Abschied von der Mexicali Rose deponierte sie diese in dem Mülleimer, der an der Ausfahrt stand.
Während ich nach links auf die Straße einbog, sagte sie: »Fahren wir erst mal bei mir vorbei, um meine Pistole zu holen.«
»Die besitzt du nur, um dein Heim zu verteidigen. Du hast keine Lizenz, damit herumzuspazieren.«
»Ich hab auch keine Lizenz zu atmen und tue es trotzdem.«
»Keine Waffe«, sagte ich beharrlich. »Wir fahren einfach herum und schauen, was passiert.«
»Wieso fürchtest du dich eigentlich so vor Waffen?«
»Die machen bum.«
»Und wieso ist das eine Frage, der du immer ausweichst?«
»Ich weiche ihr gar nicht immer aus.«
»Also, wieso fürchtest du dich vor Waffen?«, sagte sie.
»Wahrscheinlich wurde ich in einem früheren Leben totgeschossen. «
»Du glaubst doch gar nicht an Wiedergeburt.«
»Ich glaube auch nicht an Steuern, aber bezahlen tu ich sie trotzdem.«
»Wieso fürchtest du dich vor Waffen?«
»Vielleicht, weil ich einen prophetischen Traum hatte, in dem ich totgeschossen wurde?«
»Hattest du einen prophetischen Traum, in dem du totgeschossen wurdest?«
»Nein.«
Manchmal kann sie wirklich unerbittlich sein: »Wieso fürchtest du dich vor Waffen?«
Und ich kann manchmal wirklich dämlich sein. Sobald ich den Mund zugemacht hatte, bereute ich meine Worte auch schon: »Wieso fürchtest du dich eigentlich vor Sex?«
Aus der
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