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Anbetung

Anbetung

Titel: Anbetung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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mit einem Mal eisigen Ferne des Beifahrersitzes warf sie mir einen langen, scharfen, Mark und Bein gefrierenden Blick zu.
    Einen Moment lang versuchte ich so zu tun, als wäre mir die Wirkung meiner Worte nicht bewusst geworden. Ich konzentrierte mich auf die Straße vor mir wie ein allzeit verantwortungsvoller Autofahrer.
    Leider kann ich mich überhaupt nicht gut verstellen. Ziemlich bald sah ich sie an, fühlte mich grässlich und sagte: »Es tut mir so Leid.«
    »Ich fürchte mich nicht vor Sex«, sagte sie.
    »Ich weiß. Es tut mir Leid. Ich bin ein Trottel.«
    »Ich will bloß sicher sein …«
    Ich versuchte, sie zum Schweigen zu bringen.
    Das ließ sie nicht zu. »Ich will bloß sicher sein, dass der Grund, wieso du mich liebst, weniger damit zu tun hat als mit anderen Dingen.«
    »So ist es ja auch«, versicherte ich ihr und fühlte mich klein und schäbig. »Mit tausend anderen Dingen. Das weißt du doch.«
    »Wenn wir zusammen sind, dann will ich, dass es richtig und sauber und schön wird.«
    »Das will ich auch. Und es wird so sein, Stormy. Wenn die Zeit gekommen ist. Wir haben ganz viel Zeit.«
    Als wir vor einer roten Ampel hielten, streckte ich ihr meine rechte Hand hin. Ich war erleichtert, dass sie sie ergriff, und bewegt, weil sie sie ganz fest hielt.

    Die Ampel sprang auf Grün. Mit einer Hand am Lenkrad fuhr ich weiter.
    Nach einer Weile sagte sie mit gefühlvoll weicher Stimme: »Tut mir Leid, Oddie. Es war mein Fehler.«
    »Es war nicht dein Fehler. Ich bin ein Trottel.«
    »Mit der Frage, wieso du dich vor Waffen fürchtest, hab ich dich in die Ecke gedrängt, und als ich nicht locker gelassen hab, hast du einfach zurückgedrängt.«
    Das war zwar die Wahrheit, aber deshalb fühlte ich mich noch lange nicht besser, was mein Verhalten betraf.
    Sechs Monate nach dem Tod ihrer Eltern, als Stormy siebeneinhalb Jahre alt war und noch Bronwen hieß, wurde sie von einem wohlhabenden kinderlosen Ehepaar aus Beverly Hills adoptiert. Es lebte in einer tollen Villa. Die Zukunft sah blendend aus.
    In der zweiten Woche bei ihrer neuen Familie kam ihr Adoptivvater eines Nachts in ihr Zimmer und weckte sie auf. Er entblößte sich und berührte sie auf eine Art, die ihr Angst machte und sie erniedrigte.
    Noch in Trauer um ihre richtigen Eltern, eingeschüchtert, unglaublich einsam, verwirrt, beschämt ließ sie die perversen Annäherungsversuche dieses Mannes drei Monate lang über sich ergehen. Endlich offenbarte sie sich einer Sozialarbeiterin, die im Auftrag der Adoptionsstelle einen Hausbesuch machte.
    Danach lebte sie unangetastet im Waisenhaus von St. Bartholomew, bis ihre Highschoolzeit vorbei war.
    Im vorletzten Schuljahr wurden wir ein Paar. Inzwischen sind wir schon über vier Jahre zusammen – und gegenseitig auch die besten Freunde.
    Obwohl wir so viel füreinander bedeuteten und in der Zukunft noch viel mehr gemeinsam erreichen wollten, war ich
fähig gewesen, ihr mit meiner Frage wehzutun, nur weil sie mich zu sehr bedrängt hatte.
    Ein Zyniker hat einmal gesagt, die charakteristischste Eigenschaft der Menschen sei ihre Fähigkeit, unmenschlich zueinander zu sein.
    Was unsere Spezies betrifft, bin ich Optimist. Ich nehme an, dass Gott ebenfalls einer ist, sonst hätte er uns schon vor langem von diesem Planeten geschrubbt und noch einmal von vorn angefangen.
    Dennoch kann ich die bittere Einschätzung jenes Zynikers nicht gänzlich abtun. Auch in mir verbirgt sich die Anlage zu Unmenschlichkeit, die damals als grausame Entgegnung gegenüber der Person, die ich am meisten auf der Welt liebe, zum Vorschein kam.
    Eine Weile glitten wir auf den schwarzen Straßen dahin. Den Pilzmann entdeckten wir zwar nicht, aber dafür fanden wir allmählich wieder einen Weg zueinander.
    Schließlich sagte Stormy: »Ich hab dich lieb, Oddie.«
    Meine Stimme war belegt, als ich antwortete. »Ich dich auch. Sehr sogar.«
    »Alles wird gut mit uns beiden«, sagte sie.
    »Es ist schon alles gut.«
    »Wir sind ziemlich schräg und verkorkst, aber alles ist gut«, stimmte sie zu.
    »Wenn jemand ein Thermometer zum Messen von Schrägheit erfinden würde, dann würde mir das wahrscheinlich unter der Zunge schmelzen. Aber du – du bist cool.«
    »Also verweigerst du mir jede Schrägheit, gibst aber zu, dass ich verkorkst bin.«
    »Schon klar, wo dein Problem liegt. Gewisse Arten von Schrägheit können schick sein, Verkorkstheit ist das nie.«
    »Genau.«

    »Es war nicht nett von mir, dir deine Schrägheit zu

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