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Anbetung

Anbetung

Titel: Anbetung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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verweigern. «
    »Entschuldigung angenommen.«
    Wie ein Wünschelrutengänger, der statt eines Stocks ein Auto benutzte, fuhr ich weiter, bis ich plötzlich merkte, dass ich auf den Parkplatz der Green Moon Lanes einbog. Das ist ein Bowlingcenter, eine halbe Meile von dem Einkaufszentrum entfernt, wo ich Stormy am Nachmittag in der Eisdiele besucht hatte.
    Stormy weiß von dem Traum, der mich seit drei Jahren ein-, zweimal im Monat im Schlaf stört. Darin kommen tote Bowlingbahnmitarbeiter vor: mit Bauchschüssen, zerschmetterten Gliedern, grässlich entstelltem Gesicht, getroffen nicht von ein paar Kugeln, sondern von ganzen Salven .
    »Ist er hier?«, fragte Stormy.
    »Keine Ahnung.«
    »Wird er jetzt Wirklichkeit, heute Nacht – der Traum?«
    »Ich glaube nicht. Keine Ahnung. Vielleicht.«
    Die Fischtacos schwammen in den sauren Strömungen meines Magens und spülten mir bittere Wogen in den Schlund.
    Meine Handflächen waren feucht. Und kalt. Ich wischte sie an meinen Jeans ab.
    Fast wollte ich doch noch zu Stormys Wohnung fahren, um dort ihre Pistole zu holen.

22
    Der Parkplatz des Bowlingcenters war zu zwei Dritteln belegt. Ich fuhr ihn ab und hielt Ausschau nach Robertsons Explorer, den ich jedoch nirgendwo entdecken konnte.
    Schließlich parkte ich und stellte den Motor ab.
    Stormy öffnete die Beifahrertür, aber ich sagte: »Halt!«
    »Bring mich bloß nicht dazu, dich noch mal Mulder zu nennen«, warnte sie.
    Ich starrte auf die grünen und blauen Neonlettern, die GREEN MOON LANES buchstabierten, und hoffte, ein Gefühl dafür zu bekommen, ob die Metzelei, die ich vorhergesehen hatte, unmittelbar bevorstand oder in mehr oder weniger ferner Zukunft lag. Das Neon weigerte sich, zu meinem sechsten Sinn zu sprechen.
    Der Architekt des Bowlingcenters hatte bei der Planung verantwortungsvoll auf die Kosten geachtet, die in der Mojave bei der Klimatisierung eines großen Gebäudes anfielen. An den Boden geduckt, hatte das Center im Innern niedrige Decken und widersetzte sich der Wärmeübertragung, weil nur ein Minimum an Glas verwendet worden war. Sandfarbene, dick verputzte Mauern reflektierten tagsüber die Sonne und kühlten bei Anbruch der Nacht schnell ab.
    Bisher war mir dieses Gebäude überhaupt nicht unheimlich vorgekommen. Aufgefallen war es mir nur wegen seiner gelungenen Architektur, denn es hatte die klaren Linien und die nüchterne Fassade der meisten modernen Bauten in der Wüste. Nun
erinnerte es mich an einen Munitionsbunker, und ich spürte, dass innerhalb seiner Mauern bald eine gewaltige Explosion stattfinden konnte. Munitionsbunker, Krematorium, Grab …
    »Die Angestellten hier tragen schwarze Hosen und blaue Hemden mit weißem Kragen«, teilte ich Stormy mit.
    »Und?«
    »In meinem Traum tragen die Opfer alle hellbraune Hosen und grüne Polohemden.«
    Stormy saß noch im Wagen, hatte jedoch schon einen Fuß auf den Asphalt gestellt. »Dann ist das nicht der Ort aus deinem Traum. Es muss einen anderen Grund geben, weshalb du hierher gefahren bist. Wir können gefahrlos reingehen und schauen, ob wir herausbekommen können, wieso wir hier sind.«
    »Drüben im Fiesta Bowl«, sagte ich im Hinblick auf das einzige andere Bowlingcenter in Pico Mundo und Umgebung, »tragen die Leute graue Hosen und schwarze Hemden, auf deren Brusttasche in Weiß der Name gestickt ist.«
    »Dann muss dein Traum mit etwas zu tun haben, was außerhalb von Pico Mundo geschehen wird.«
    »Das war bisher noch nie der Fall.«
    Ich habe mein ganzes Leben im relativen Frieden von Pico Mundo und seiner direkten Umgebung verbracht. Dabei bin ich noch nicht einmal in die entfernten Regionen der Maravilla County vorgedrungen, als deren Verwaltungssitz unsere Stadt fungiert.
    Sollte ich achtzig Jahre alt werden, was unwahrscheinlich und eine Aussicht ist, der ich mit Verzagtheit, wenn nicht gar Verzweiflung gegenüberstehe, dann wage ich mich vielleicht einmal aufs offene Land hinaus, möglicherweise sogar bis in eine der kleineren Ortschaften der County. Vielleicht aber auch nicht.
    Ich habe kein Bedürfnis nach einem Tapetenwechsel oder exotischen Erlebnissen. Mein Herz sehnt sich nach Vertrautheit,
Stabilität, einem behaglichen Zuhause – davon hängt auch meine geistige Gesundheit ab.
    In einer Stadt von der Größe von Los Angeles, in der so viele Menschen zusammengedrängt sind, ereignen sich täglich, ja stündlich Gewalttaten. Womöglich ist die Zahl blutiger Zusammenstöße in einem einzigen Jahr größer als jene

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