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Anbetung

Anbetung

Titel: Anbetung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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Hochleistungskameras ausstatten zu können.
    Offenbar hatte er seinem Mordgenossen berichtet, dass ich bei ihm herumgeschnüffelt hatte. Daraufhin war dieser wahrscheinlich zu dem Schluss gekommen, er sei selbst in Gefahr, wenn seine Verbindung zu Robertson bekannt wurde.
    Eine andere Möglichkeit: Robertson war wegen meines Einbruchs nervös geworden, was die gemeinsamen Pläne für den 15. August anging, und hatte das vorbereitete Gemetzel verschieben wollen.
    Damit konnte er den Unmut seines Spießgesellen erregt haben, weil dieser schon zu erregt gewesen war, um eine Verzögerung zu akzeptieren. Nachdem er die Gewalttat so lange in seinem kranken Hirn gewälzt hatte, war er jetzt vielleicht regelrecht hungrig darauf, hatte ein unstillbares Bedürfnis danach.
    Ich wandte mich von Rosalias Haus ab.
    Wenn ich hineinging und tatsächlich herausfand, dass meine Vermieterin als Folge meines Handelns ermordet worden war, dann hatte ich wahrscheinlich nicht mehr die Willenskraft, um Robertson loszuwerden. Schon beim Gedanken daran, Rosalias Leiche zu entdecken – Odd Thomas, kannst du mich sehen? Odd Thomas, bin ich noch sichtbar? –, spürte ich, wie sich die Scharniere meiner Vernunft lockerten, und wusste, dass ich Gefahr lief, emotional, wenn nicht gar geistig aus den Fugen zu geraten.
    Viola Peabody und ihre Töchter waren auf mich angewiesen.
    Eine unbekannte Zahl von Menschen in Pico Mundo, die dazu bestimmt waren, vor dem nächsten Sonnenuntergang zu sterben, konnten vielleicht gerettet werden, wenn es mir gelang,
einen Aufenthalt im Kittchen zu vermeiden und herauszubekommen, wo und wann die Gräueltat geplant war.
    Das Mondlicht schien Gewicht zu bekommen, als hätte urplötzlich etwas Magisches die Oberhand über die physikalischen Gesetze gewonnen. Ich spürte die Bürde der bleichen Strahlen bei jedem Schritt, den ich auf die Rückseite der Garage zumachte, wo die Leiche in ihrer weißen Hülle wartete.
    Die Hintertür der Garage war unverschlossen. Das Dunkel drinnen roch nach Reifengummi, Motoröl, altem Schmierfett und dem Aroma von rohem Holz, das die Sommerhitze aus den offen liegenden Sparren getrieben hatte. Ich stellte meine Einkaufstasche beiseite.
    Mit der grimmigen Erkenntnis, dass der Tag mich nicht nur geistig, sondern auch körperlich gefordert hatte, zerrte ich die Leiche über die Schwelle und schloss die Tür. Erst dann tastete ich nach dem Lichtschalter.
    Die Garage bot Raum für zwei Stellplätze und eine private Werkstatt, an deren Stelle man auch einen dritten Wagen hätte parken können. Momentan war ein Stellplatz leer, auf dem anderen, der näher am Haus lag, stand Rosalias Chevy.
    Der Kofferraum war verschlossen.
    Die Vorstellung, die Leiche auf den Rücksitz zu hieven und loszufahren, während sie sich direkt hinter meinem Rücken befand, passte mir gar nicht.
    In meinen zwanzig Lebensjahren habe ich viele seltsame Dinge gesehen. Einen besonders bizarren Anblick hat beispielsweise der Geist von Präsident Lyndon B. Johnson geboten, wie er am Busbahnhof von Pico Mundo aus einem Greyhound stieg. Er war von Portland, Oregon, über San Francisco und Sacramento hierher gereist, nur um sogleich in einen anderen Greyhound zu steigen, der über Phoenix und Tucson zu verschiedenen Orten in Texas fuhr. Weil Johnson im Krankenhaus gestorben war, trug er
einen Schlafanzug, allerdings keine Schlappen, und er sah einsam und verlassen aus. Als er merkte, dass ich ihn sehen konnte, starrte er mich wütend an, dann zog er seine Pyjamahose herunter und zeigte mir das nackte Hinterteil.
    Bei alledem habe ich nie gesehen, dass ein Toter wieder lebendig geworden wäre. Auch auf eine Leiche, die durch schwarze Magie reanimiert wurde, bin ich nie getroffen. Trotzdem flößte mir die Vorstellung, Robertsons Leiche den Rücken zuzukehren, während ich sie zu einem einsamen Winkel von Pico Mundo chauffierte, Grauen ein.
    Eingewickelt wie sie war, konnte ich sie auch nicht auf den Sitz neben mir platzieren, um mit einem Beifahrer durch die Gegend zu gondeln, der wie ein Hundertzwanzig-Kilo-Joint aussah.
    Die Leiche auf den Rücksitz des Chevy zu bekommen stellte sowohl meine Kraft als auch meinen Magen auf eine harte Probe. In seinem Kokon fühlte Robertson sich lose, weich … reif an.
    Wiederholt kam mir nur allzu deutlich die ausgefranste, feuchte Schusswunde in den Sinn, das schlaffe, fleckige Fleisch darum herum, der dunkle, cremige Schleim, der herausgesickert war. Ich hatte die Wunde nicht näher

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