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Anbetung

Anbetung

Titel: Anbetung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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ich allerdings das Gefühl, einen Sack voll lebendiger Schlangen in Händen zu halten.
    Mühsam schleppte ich ihn zur Tür der Wellblechbaracke, die ich mit der Taschenlampe aufgestemmt hatte. Als ich dort stehen blieb, um mir den Schweiß von der Stirn zu wischen, sah ich knapp über dem Boden zwei gelbe Augen funkeln. Aus sechs bis acht Metern Entfernung beobachteten sie mich mit unverkennbarem Hunger.
    Hektisch griff ich nach der Taschenlampe und richtete den Lichtstrahl auf genau das, was ich gefürchtet hatte: einen Kojoten, der aus der Wildnis gekommen war, um die verlassenen Gebäude zu erforschen. Groß, kräftig, grob gebaut, mit kantiger Stirn und eckigem Maul, war er von Natur aus weniger bösartig als viele Menschen, doch in diesem Augenblick sah er aus wie ein Dämon, der durch die Tore der Hölle geschlüpft war.
    Die Taschenlampe verscheuchte ihn nicht, was darauf hinwies, dass er sich in Gegenwart von Menschen gefährlich selbstsicher fühlte – und dass er womöglich nicht allein war. Als ich mit der Taschenlampe die Umgebung absuchte, entdeckte ich rechts hinter der ersten Bestie tatsächlich eine zweite.
    Bis vor relativ kurzer Zeit haben Kojoten zwar – wenn auch selten – Kinder angefallen, Erwachsene jedoch nie. Weil ihre Jagdreviere durch die Zersiedelung des Landes ständig kleiner
werden, sind sie inzwischen dreister und aggressiver geworden. In Kalifornien wurden in den letzten fünf Jahren mehrere Erwachsene von Kojoten verfolgt oder sogar angefallen.
    Diese beiden Exemplare fanden mich offenbar überhaupt nicht einschüchternd, nur schmackhaft.
    Ich sah mich auf dem Boden vor mir nach einem Stein um und gab mich mit einem kleinen Betonbrocken zufrieden, der von der Kante des Wegs abgebrochen war. Den schleuderte ich auf das vordere Raubtier. Das Geschoss prallte etwa zehn Zentimeter vom Ziel entfernt auf dem Asphalt auf und flog in die Dunkelheit davon.
    Der Kojote scheute vom Aufschlagort zurück, lief jedoch nicht weg. Sein Genosse nahm sich ein Beispiel und wich ebenfalls nicht von der Stelle.
    Das Rumpeln und Scheppern des laufenden Motors, das die Kojoten offenkundig kalt ließ, machte mir Sorgen. Der Flüsternde Burger lag zwar isoliert in der Wüste, sodass wohl niemand nah genug wohnte, um durch das Motorengeräusch neugierig zu werden, befanden sich aber weitere Eindringlinge auf dem Gelände, dann übertönte das Geräusch ihre Bewegungen.
    Mit zwei Problemen gleichzeitig wurde ich nicht fertig. Die Leiche außer Sicht zu schaffen war wichtiger, als mich mit den Kojoten abzugeben.
    Wenn ich wieder aus der Baracke kam, waren die Bestien vielleicht verschwunden, weil sie ein Kaninchen oder eine andere leichte Beute gewittert hatten.
    Ich zerrte die eingehüllte Leiche über die Schwelle der Baracke und schloss sorgfältig die Tür hinter mir.
    An einer Seite des Baus führte ein Flur zu vier Zimmern und einem Bad. In jedem der Zimmer hatte eine Prostituierte gearbeitet.

    Der Schein meiner Taschenlampe fiel auf Staub, Spinnweben, zwei leere Bierflaschen, allerhand tote Bienen …
    Nach all den Jahren lag noch immer ein schwacher Duft nach parfümierten Kerzen, Räucherstäbchen, Parfüm und Duftöl in der Luft. Unter dieser süßlichen Mischung verbarg sich ein noch schwächerer, beißender Geruch, vielleicht der Urin von Tieren, die gekommen und gegangen waren.
    Die Möbel hatte man schon lange weggeschafft. In zwei der Zimmer konnte man an der Position der Deckenspiegel erkennen, wo die Betten gestanden hatten. Die Wände waren in grellem Rosa getüncht.
    Jedes Zimmer besaß zwei Bullaugen nach draußen. Die meisten Glasscheiben waren von jungen Burschen mit Luftgewehren zerschossen worden.
    Im vierten Zimmer waren beide Fenster unversehrt. Hier würde kein größerer Aasfresser an die Leiche herankommen.
    Einer der Schnürsenkel, mit dem ich das Laken zugebunden hatte, war zerrissen. Das betreffende Ende lockerte sich, und Robertsons linker Fuß kam zum Vorschein.
    Ich überlegte, ob ich Schnürsenkel und Laken wieder mitnehmen sollte. Sie konnten mich theoretisch mit der Sache in Verbindung bringen, obwohl es sich um bekannte, in vielen Geschäften verkaufte Markenprodukte handelte, die für sich genommen nicht ausreichen würden, um mich zu überführen.
    Als ich mich hinkniete, kam mir das Bild von Robertsons Schusswunde in den Sinn. Aus der Erinnerung tauchte dazu die Stimme meiner Mutter auf: Willst du für mich abdrücken? Willst du nicht abdrücken?
    Ich habe viel

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