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Anbetung

Anbetung

Titel: Anbetung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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betrachtet, sondern schnell den Blick abgewandt, und doch stieg ihr Bild ständig wie eine dunkle Sonne in mir auf.
    Nachdem ich die Leiche in den Wagen gehievt und die Hintertür geschlossen hatte, strömte mir der Schweiß nur so aus den Poren, als hätte ein Riese mich wie einen nassen Waschlappen ausgewrungen. So fühlte ich mich auch.
    Inzwischen war es zwei Uhr morgens. Draußen musste die Temperatur auf frische neunundzwanzig Grad gesunken sein, während das Klima in der fensterlosen Garage bestimmt um fünf bis sechs Grad niederschmetternder war.

    Ich blinzelte mir den Schweiß aus den Augen, während ich unter dem Armaturenbrett herumtastete, wo ich auch bald die Kabel fand, die ich brauchte. Ohne mir mehr als einen elektrischen Schlag zu versetzen, brachte ich den Motor zum Laufen.
    Während der ganzen Aktion zeigte der Tote auf dem Rücksitz glücklicherweise keine Regung.
    Ich knipste das Garagenlicht aus und stellte meine Plastiktasche auf den Beifahrersitz. Dann setzte ich mich hinters Lenkrad und hob die Fernbedienung, um das Tor zu öffnen.
    Auf dem Armaturenbrett stand eine Schachtel Kleenex. Während ich mir mit ein paar Tüchern das Gesicht abtupfte, wurde mir klar, dass ich noch überhaupt nicht darüber nachgedacht hatte, wo ich meine Fracht entsorgen wollte. Offensichtlich waren weder der städtische Müllplatz noch ein Container für die Kleidersammlung eine allzu gute Idee.
    Wenn Robertson zu schnell gefunden wurde, dann würde Chief Porter mir eine Reihe scharfer Fragen stellen, die meine Versuche, den Pico Mundo drohenden Horror zu verhindern, ernsthaft beeinträchtigen konnten. Idealerweise sollte die Leiche mindestens vierundzwanzig Stunden irgendwo still und heimlich vor sich hin verwesen können, bevor jemand sie fand und vor Schreck ein Stoßgebet gen Himmel sandte.
    Dann fiel mir das perfekte Versteck ein: die Kirche des flüsternden Kometen – Topless-Bar, Erotik-Shop und Burger-Himmel.

36
    Die Kirche des flüsternden Kometen wurde vor über zwanzig Jahren erbaut, und zwar auf einem Grundstück voller Wüstengestrüpp, das wenige hundert Meter hinter der Stadtgrenze an der Landstraße liegt.
    Selbst als das Hauptgebäude noch als höchst ungewöhnliche Kultstätte diente, hat es nicht wie eine Kirche ausgesehen. Wie es nun in der sternenklaren Nacht vor mir stand – eine sechzig Meter lange und zwanzig Meter breite, halbrunde Wellblechbaracke mit runden Fenstern –, kam es mir wie ein halb in der Erde vergrabenes Raumschiff ohne Bugspitze vor.
    Zwischen toten und sterbenden Bäumen waren am Rand des Grundstücks weitere, kleinere Baracken aufgereiht. Getarnt durch ein Tupfenmuster aus Schatten und blassem Mondlicht, waren sie kaum erkennbar. Einst hatten hier die Rechtgläubigen gehaust.
    In seinen Predigten verkündete der Gründer der Kirche, Caesar Zedd jr., im Traum – und manchmal auch wach – würde er Botschaften empfangen, die ihm außerirdische Wesen zuflüsterten. Diese Aliens, die an Bord eines in einem Kometen verborgenen Raumschiffs zur Erde reisten, behaupteten, Götter zu sein, welche die Menschheit und alle anderen Lebewesen auf der Erde erschaffen hätten.
    Im Allgemeinen war man in Pico Mundo der Ansicht, die religiöse Praxis in der Kirche des flüsternden Kometen werde eines Tages ein schlimmes Ende nehmen, etwa in Form einer Kommunion mit vergifteter Brause und hunderten von Toten.
Stattdessen wurde Zedds religiöser Eifer ernsthaft infrage gestellt, als man ihn und seinen gesamten Klerus überführte, den weltgrößten Produktions- und Verteilerring für Ecstasy betrieben zu haben.
    Nach dem Ende der Kirche trat eine Firma mit Namen »Gesellschaft zum Schutz der Rede-, Presse- und Versammlungsfreiheit« auf den Plan. In Wirklichkeit handelte es sich um den größten Betreiber von Pornoläden, Topless-Bars, Porno-Websites und Karaokeschuppen in den Vereinigten Staaten. Nachdem man die örtlichen Behörden so lange unter Druck gesetzt hatte, bis diese eine Konzession herausrückten, verwandelte man die Anlage in einen billigen Sex-Vergnügungspark. Das alte Kirchenschild wurde mit Neon aufgemöbelt und vergrößert, sodass es nun folgendermaßen lautete: KIRCHE DES FLÜSTERNDEN KOMETEN – TOPLESS-BAR, EROTIK-SHOP UND BURGER-HIMMEL.
    Es heißt, die Burger und Fritten seien ausgesprochen lecker gewesen; auch wurden Softdrinks immer, wie versprochen, großzügig kostenlos nachgefüllt. Natürlich gelang es dem Etablissement trotzdem nicht, Familien und die gut

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