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Anbetung

Anbetung

Titel: Anbetung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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mehr im Blick hatte.
    Sobald ich auf den Wagen zurannte, hätten sie mich angefallen. Die Entfernung zwischen ihnen und mir war nicht viel größer als die zwischen mir und der offenen Tür – und sie waren wesentlich schneller als ich.
    Ich hielt die zerbrochene Flasche in Brusthöhe und stieß sie den Biestern mit kurzen, drohenden Bewegungen entgegen, während ich mich seitlich auf den vor sich hin tuckernden Chevy zubewegte. Jeder Zentimeter zählte als Triumph.
    Zwei beobachteten mich mit offenkundiger Neugier: mit gehobenem Kopf, offenem Maul, heraushängender Zunge. Dabei achteten sie sichtlich auf jede Gelegenheit, die ich ihnen bieten mochte. Das Gewicht auf die Hinterbeine verlagert, standen sie da, jederzeit bereit, mit ihren kräftigen Gesäßmuskeln loszuschnellen.
    Die Haltung des Anführers beunruhigte mich noch mehr als die seiner Genossen. Mit gesenktem Kopf, angelegten Ohren und gebleckten Zähnen starrte er mich von unten her an. Seine Zunge blieb verborgen.
    Die Vorderpfoten drückten sich so fest gegen den Boden, dass ich selbst im schwachen Mondlicht sah, wie sich die Zehen spreizten. So wie das Biest sich nach vorn lehnte, sah es aus, als stünde es auf den Klauenspitzen.
    Obwohl ich die drei weiterhin im Blick hatte, befanden sie sich jetzt nicht mehr direkt vor mir, sondern zu meiner Rechten. Die offene Wagentür war links von mir.
    Ein grimmiges Knurren hätte meine Nerven nicht so sehr strapaziert wie dieses verhaltene Atmen, diese erwartungsvolle Stille.

    Sobald ich die halbe Strecke hinter mir hatte, wollte ich es darauf ankommen lassen. Wenn ich auf den Wagen zurannte und auf den Rücksitz hechtete, konnte ich die Tür wahrscheinlich gerade noch rechtzeitig zuziehen, um die zuschnappenden Mäuler abzuwehren.
    Auf einmal hörte ich links von mir ein gedämpftes Knurren.
    Das Rudel zählte nun also vier Mitglieder, und das vierte hatte sich hinter dem Chevy an mich herangeschlichen. Es stand jetzt zwischen mir und der offenen Tür.
    Weil ich eine Bewegung rechts von mir wahrnahm, wandte ich wieder den Kopf. Während der kurzen Zeit, in der ich abgelenkt gewesen war, hatten die drei anderen sich näher herangeschlichen.
    Das Mondlicht versilberte einen Geiferfaden, der von den Lefzen des Rudelführers tropfte.
    Links von mir wurde das Knurren des vierten Kojoten immer lauter, bis es dem Brummen des Motors Konkurrenz machte. Das Tier war eine lebende Todesmaschine, die sich vorläufig noch im Leerlauf befand, aber jederzeit den höchsten Gang einlegen konnte. Aus den Augenwinkeln sah ich es langsam anpirschen.

38
    Die Tür der Wellblechbaracke befand sich beängstigend weit hinter mir. Bevor ich sie erreichte, würde der Anführer mir auf den Rücken springen und die Zähne in den Hals schlagen, während die anderen an meinen Beinen zerrten, um mich zu Fall zu bringen.
    Die abgeschlagene Bierflasche in meiner Hand fühlte sich zerbrechlich an. Sie war eine erbärmlich unzureichende Waffe, zu nichts anderem gut, als mir eigenhändig den Hals aufzuschlitzen.
    Angesichts des plötzlich überwältigenden Drucks in meiner Blase würden die Biester mariniertes Fleisch bekommen, wenn sie mich anknabberten …
    … aber da verschluckte der üble Kunde zu meiner Linken auf einmal sein Knurren und verfiel in ein unterwürfiges Winseln.
    Auch das furchterregende Trio rechts von mir gab simultan seine Drohgebärden auf und sah stattdessen bestürzt aus. Es erhob sich aus der Sprunghaltung, stand ganz aufrecht und drehte die aufgestellten Ohren nach vorn.
    Die Veränderung im Verhalten der Kojoten war so abrupt und unerklärlich, dass sie dem Augenblick eine Art Verzauberung verlieh. Es war, als hätte ein Schutzengel die Raubtiere mit einem barmherzigen Bann belegt, um mir eine Galgenfrist zu gewähren.
    Steif und verblüfft stand ich da, voll Angst, jede Bewegung könnte den Bann brechen. Dann merkte ich, dass der Blick der Kojoten sich auf etwas hinter mir gerichtet hatte.

    Als ich vorsichtig den Kopf drehte, sah ich, dass mein Schutzengel eine hübsche, wenn auch zu magere junge Frau mit zerzaustem blondem Haar und feinen Gesichtszügen war. Sie stand links hinter mir, barfuß, nackt bis auf ein knappes, mit Seide besetztes Höschen, die schlanken Arme über den Brüsten gekreuzt.
    Ihre glatte, bleiche Haut schien im Mondlicht zu leuchten. Beryllblaue Augen, tief und glänzend, waren Fenster zu einer so tiefen Melancholie, dass ich sofort wusste: Sie gehörte zur Gemeinschaft der ruhelosen

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