Ancient Blades 2 -Das Grab der Elfen
unter der Erde aufgehende Sonne für den Dieb schon ein Wunder darstellte, so war dies für Balint und ihre Mannschaft nicht weniger Ehrfurcht gebietend. Die Zwerge standen da wie gebannt. Balint und einer ihrer Gefährten starrten durch eine breite Öffnung nach oben – sicherlich eine Galerie, die auf den Zentralschacht hinausging, wie Malden annahm.
Der dritte Zwerg wandte den Blick allerdings nicht von den Schatten ab. In dem bizarren Licht sah Malden, dass seine Augen riesengroß waren, und er zitterte am ganzen Leib. »Und ich sage dir, Balint – ich habe hinter uns jemanden gesehen. Nur ganz kurz, dann verschwand er wieder. Duckte sich in einen verfluchten Schatten. Und es war keiner deiner Menschen.«
»Mach das Maul zu, oder ich stopfe dir etwas hinein«, erwiderte Balint und versetzte dem zitternden Artgenossen einen Faustschlag.
»Er trug eine wunderschöne Bronzerüstung«, fuhr der Zwerg unbeirrt fort, obwohl er unter dem Schlag zusammengezuckt war.
»Spinn nicht herum!«, blaffte Balint.
Malden verspürte ein Frösteln, als er diese Worte hörte. Bronzerüstung – das konnte nur eine Bedeutung haben. Der ängstliche Zwerg hatte einen Wiedergänger gesehen. Waren die untoten Elfen tatsächlich so weit nach unten vorgedrungen? Und falls dies zutraf und sie die Zwerge entdeckt hatten, warum hatten sie dann nicht sofort angegriffen? Die Wiedergänger hatten keinen Anlass, Balint und ihre Mannschaft zu schonen – tatsächlich hatten sie sogar jeden Grund, die Zwerge noch mehr zu hassen als die Menschen. Schließlich waren es Zwerge gewesen, die die Elfen verraten und in den Untergrund gelockt hatten. Und nun, da sie Rachegeister waren, lechzten sie wahrscheinlich geradezu nach Zwergenblut. Aber wie es schien, hatte dieser Zwerg einen der Untoten entdeckt, und der hatte sich vor ihm versteckt.
Malden begriff das alles nicht. Er schlich sich an die Zwergengruppe heran und hielt sich ganz dicht an deren Schatten. Der Klopfer würde ihn bald bemerken, davon war er überzeugt, aber wenn er schnell genug war …
Plötzlich flammte hinter ihm ein rotes Licht auf, wenn auch weniger grell als das andere, und die Schatten lösten sich auf wie Morgennebel. Ein Blick verriet dem Dieb, dass das Licht von den Zwergenunterkünften ausging. Die Kugeln auf den Stangen vor den Hüttentürmen entpuppten sich als seltsame Lampen. Die meisten von ihnen blieben dunkel, und einige wiesen Sprünge auf oder waren gar zersplittert. Aber die anderen verbreiteten noch immer genügend Licht, um den hellen Tag an der Erdoberfläche nachzuahmen.
Malden suchte nach einem Schatten, in dem er sich verbergen konnte, aber bevor er nur einen Schritt getan hatte, hörte er die Zwerge aufschreien. Man hatte ihn entdeckt.
Kapitel 57
»Da!«, schrie ein Zwerg.
Balint fuhr mit weit aufgerissenen Augen herum. »Du hast die Falle überlebt? Wie?«
»Du hast mir eine Falle gestellt?«, fragte Malden mit unschuldiger Miene. Er blies die Kerze seiner Laterne aus, da es nun genug Licht gab. »Ist mir gar nicht aufgefallen.«
Balint wandte sich an ihre Gefährten. »Sorgt dafür, dass er an der nächsten nicht vorbeikommt!«
Malden ging geradewegs auf Balint zu und wollte sie zwingen, ihm das Gegenmittel für Slag auszuhändigen. Etwas Besseres wollte ihm nicht einfallen, hatte er doch keine Zeit gehabt, sein Vorgehen in Ruhe zu planen.
Um ein Haar hätte ihn sein Leichtsinn das Leben gekostet.
Dem Gesetz zufolge durfte Balint keine Waffe benutzen, nicht einmal zur Selbstverteidigung. Im Lauf der Jahrhunderte hatten Zwerge mehr als nur ein Schlupfloch in dem Vertrag gefunden. Bevor Malden auch nur zwei Schritte zurückgelegt hatte, riss die Zwergin eine Glasflasche vom Gürtel und zerschmetterte sie auf dem Boden. Stinkende Flüssigkeit spritzte über die Fliesen. Sie musste ihren Angriff mit ihren Helfern geprobt haben, denn einer von ihnen warf einen angezündeten Holzspan in die Pfütze.
Malden wich zurück, als ihm eine Flammenmauer entgegenzuckte. Er verlor das Gleichgewicht und landete auf dem Hintern, die Hände nach hinten ausgestreckt, um den Sturz abzufangen. Wie ein Krebs hangelte er sich rückwärts, um dem Feuerteppich zu entkommen.
Kurz darauf war die Flüssigkeit verbraucht, und das Feuer erstarb, hinterließ aber eine fettige Rauchwolke in der Luft. Als Malden sie mit fahrigen Bewegungen auseinandergewedelt hatte, waren Zwerge und Klopfer verschwunden.
Mit einem Fluch auf den Lippen sprang der Dieb auf die Füße
Weitere Kostenlose Bücher