Ancient Blades 2 -Das Grab der Elfen
konnte, dass Balint es nicht mitbekam. Glücklicherweise glich der Raum, in dem er sich befand, dem vorherigen – er war rund, hatte einen geringen Durchmesser und einen einzigen Ausgang. Bedächtig, einen Schritt nach dem anderen, bewegte sich der Dieb an der Wand entlang. Während er sich mit einer Hand auf den glatten Ziegeln vorwärtstastete, kam er zwar nur langsam voran, wurde aber für jeden Zwerg, der möglicherweise nach Verfolgern Ausschau hielt, nahezu unsichtbar.
Außerhalb des Aufzugraumes erwartete ihn eine weite Fläche. Ihm war klar, dass er bald ein Licht brauchte, wenn er nicht Gefahr laufen wollte, zu stolpern und sich den Hals zu brechen. Er hatte keine andere Wahl, als in Bewegung zu bleiben – Slags Leben hing von seinem Geschick und dem Erfolg seines Rettungsversuches ab.
In der völligen Dunkelheit nahmen Maldens Ohren jedes Geräusch wahr. Es dauerte nicht lange, bis er in der Ferne ein Pochen hörte, das keinen bestimmten Rhythmus hatte. Sicherlich waren es die Finger des Klopfers, die über Wand oder Boden trommelten. Jeden Augenblick rechnete er damit, ein Licht zu sehen, denn Balint konnte im Dunkeln nicht besser sehen als er selbst. Wollte sie den Weg zum Ausgang finden, brauchte sie eine Lampe.
Das Licht, das er dann sah, hatte weder die erwartete Farbe, noch wies es das Flackern einer Fackel oder Kerzenflamme auf. Ein roter Lichtstrahl schnitt vor ihm über den Boden. Er wurde immer deutlicher und breitete sich auf den Fliesen aus.
Malden stand auf der Hauptstraße eines Labyrinthes niedriger Gebäude, vermutlich der Häuser längst verstorbener Zwerge. Überraschenderweise ähnelten sie sich alle. Der Dieb war an eine Stadt gewöhnt, in der man Reichtum und Pracht zur Schau stellte, wo einen der Besitz des besseren Hauses zu einem besseren Menschen machte. Hier waren alle Häuser gleich, schmucklose Katen, kaum höher als sechs Fuß und mit Flachdächern versehen. An einigen Stellen hatte man mehrere solcher Hütten aufeinandergestapelt, bis sie schiefe Türme bildeten, an denen Leitern zu den Eingängen hinaufführten. Vor jedem dieser Türme erhob sich eine hohe Stange, die von einer Kugel bekrönt war. Welchem Zweck sie einst gedient hatten, blieb ein Geheimnis, also achtete Malden nicht weiter darauf und betrachtete stattdessen die gedrungenen Umrisse der Häuser.
Sie erinnerten ihn eher an die Galerien eines aufgeschnittenen Ameisennestes als an die Gebäude eines Wohnbezirkes. Es handelte sich nicht um Häuser im menschlichen Sinn, um Stätten der Wärme und Sicherheit, in denen sich Familien um ein Feuer scharten. Ihm kam dies alles eher wie ein Ort vor, an dem Arbeiter nach ihrer Schicht nächtigten. Oder wie klösterliche Schlafkammern.
Er konnte darin nur wenig Sinn erkennen. Ihm war bekannt, dass Zwerge nichts von Überfluss und äußerem Schein hielten, obwohl sie Gold und Wohlstand mehr als alles andere schätzten, ausgenommen vielleicht gute Handwerksarbeit. Aber wozu brauchten sie überhaupt Geld, wenn sie so bedürfnislos lebten? Die Zwergenhäuser verwirrten ihn sehr, aber das galt für fast alles, was Zwerge betraf. Eines jedoch war klar. Dies musste die Wohnebene sein, in der sich Slag zufolge der Fluchttunnel befand. Und Balint war auf dem Weg zum Ausgang des Vinculariums, wollte so schnell wie möglich zur Oberfläche zurück. Malden konnte ihr kaum einen Vorwurf daraus machen, wünschte er sich doch genauso verzweifelt, von hier zu entkommen.
Das rote Licht wurde noch intensiver und enthüllte immer mehr Einzelheiten des Zwergenheimes. Malden konnte sich nach wie vor keinen Reim darauf machen, aber im Augenblick stand ihm wirklich nicht der Sinn nach Geheimnissen. Zuerst hatte er geglaubt, Balint verfüge über eine Lichtquelle, die weiter entwickelt sei als gewöhnliches Feuer, irgendeine Zwergenmaschine, deren Wirkungsweise der Magie gleichkam. Aber dieses Licht erinnerte an einen Sonnenaufgang.
Der Dieb schlich weiter und versuchte den roten Strahlen auszuweichen. Sie vertieften die Schatten, und dafür war er dankbar. Seine Sinne waren allein darauf ausgerichtet, die Zwerge zu finden, und es dauerte nicht lange, bis er sie vor sich entdeckte, vom blutroten Lichtschein in Silhouetten verwandelt. Es waren nur drei Zwerge und natürlich der Klopfer. Sie hinterließen lange Schatten, die an Bänder aus Finsternis erinnerten.
Das Haus der langen Schatten!, dachte Malden. Plötzlich ergab der uralte Zwergenname des Vinculariums einen Sinn.
Wenn eine
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